Pederson war ein Handelsvertreter für den Unterwäschekonzern Munsingwear aus Minnesota. Vor dem Heimflug von einer Verkaufsreise nach New York, so erzählt es die Firmenlegende, besuchte er 1955 eine Bar und trank ein wenig über den Durst. Als er wieder herausstolperte, kam er am Schaufenster eines Tierpräparators vorbei und sah sich Auge in Auge mit einem ausgestopften Pinguin. Ganz wie Leonardo DiCaprio in "Titanic", als er zum ersten Mal Kate Winslet sah, war es um Abbot geschehen. Er ging in den Laden, kaufte den Pinguin, taufte ihn auf den Namen Pete und nahm ihn als Handgepäck mit ins Flugzeug. Wie genau es passierte, ist nicht überliefert, aber während des Flugs ereilte Pete das Schicksal von Marie-Antoinette: Er wurde geköpft. Eine Flugbegleiterin nahm Abbots Fliege, band sie dem Pinguin um den Hals und fand das Ergebnis so süß, dass sie Pederson empfahl, Petes Abbild auf einem Poloshirt zu verewigen.
Wer will, kann an dieser Geschichte natürlich mehr Löcher finden, als ein Polo Knöpfe hat. Unzweifelhaft ist dagegen, dass das Ergebnis eine Sensation war. Nach seinem Entwicklungsjahr schlicht The 55 genannt, revolutionierte das Poloshirt der neuen Untermarke Original Penguin den Golfsport. Nicht nur, weil Pete der Penguin das erste Logo war, das ein Golfshirt aus den USA zierte, es war auch eines der ersten Funktionsshirts, das mit einem speziellen Stoff am Ärmel explizit dafür ausgerichtet war, den besonderen Anforderungen ans Material durch den Golfschwung standzuhalten. Während Original Penguin heutzutage mit frechen, wilden All-over-Prints aufwartet, hatten die ersten Designs einen sehr cleanen, unifarbenen Look mit einer Brusttasche und ganz feinen Akzenten an den Säumen.

»GERADE IM SHOWBUSINESS GING DIE POPULARITÄT DER MARKE SO WEIT, DASS MAN DAS RAT PACK EIGENTLICH PENGUIN PACK HÄTTE TAUFEN SOLLEN.«
Die Golflegende, deren Anhänger sich nicht ohne Grund "Arnie's Army" nannten, hatte in den 1950ern so viel Einfluss auf den Massengeschmack wie heutzutage alle Golf-Influencer zusammen. Was Arnie auf seinen Schultern trug, war automatisch cool. Und so verwundert es nicht, dass auch immer mehr prominente Hobbygolfer das Poloshirt über die Fairways dieser Welt trugen. Gerade im Showbusiness ging die Popularität der Marke so weit, dass man das Rat Pack eigentlich Penguin Pack hätte taufen sollen.
Doch nicht nur Frank Sinatra und Dean Martin freundeten sich mit Pete an, auch drei prominente Turnierpaten gehörten zu den Anhängern: Komiker und Oscar-Moderator Bob Hope, der von 1965 bis 2011 Namensgeber der Bob Hope Classic war, Sänger Bing Crosby, der 1937 das Pebble Beach Pro-Am aus der Taufe gehoben hatte, und auch Crosbys Nachfolger als Schirmherr des legendären Amateurturniers: Clint Eastwood. Der Pinguin eroberte allerdings nicht nur Hollywood. Bis nach Washington, D.C. reichte der Ruhm, wo US-Präsident Richard Nixon bei seinen Golfausflügen neben Secret Service auch immer Pete an seiner Seite hatte.


Bei diesen ganzen Fürsprechern war es kein Wunder, dass die Designs mit dem Pinguin auf der Brust in den 1960ern und 1970ern zum bestverkauften Golfshirt der Welt avancierten. Doch selbst die putzigsten und süßesten Logos sind nicht komplett vor Rückschlägen gefeit. 1991 geriet die Mutterfirma Munsingwear in finanzielle Schwierigkeiten, die jedoch in kürzester Zeit so gut überwunden werden konnten, dass Perry Ellis 1996 Original Penguin übernahm und im Anschluss als Lifestyle-Marke neu ausrichtete.
Unterstützt wurde die Entwicklung von einer überraschenden Wiederentdeckung der klassischen Shirts durch eine jüngere Klientel. Dabei half auch eine clevere Positionierung in einer der angesagtesten Fernsehserien der frühen 2000er. Das Teenager-Drama "O.C., California" avancierte zu einem Trendsetter für eine ganze Generation. So wie Indie-Bands wie Death Cab for Cutie, The Killers, Rooney oder The Subways aus der Obskurität plötzlich zu Weltruhm katapultiert wurden, hatte auch Original Penguin einen äußerst prominenten Werbeplatz in der angesagten Serie: die Brust von Seth Cohen.

Wie zu Zeiten der Firmenursprünge in den 1950ern stand Original Penguin auch wieder im Zentrum einer stilistischen Zeitenwende. "Anfang der 2000er waren wir noch immer von den 1990ern mit ihren sehr weiten Klamotten beeinflusst", erzählte die "O.C."-Kostümdesignerin Alexandra Welker in einem Interview. "Mein Ansatz war, die Kleidung in unserer Serie körperbetonter zu machen. Also haben wir sehr enge Kleidung für unsere Schauspieler und Schauspielerinnen gekauft." Mit diesem Ansatz wurde Seth Coen in den Worten von "GQ" zu "einer Stil-Ikone der 2000er" - und Original Penguin gleich mit.
Es war ein erstes Zeichen dafür, dass es wieder cool ist, Pete auch abseits des Fairways zu tragen. Heute ist die Firma wieder vollends als Lifestyle-Marke etabliert und hat in den letzten Jahren auch in Deutschland eine immer stärkere Präsenz bekommen. Spätestens seit Ende der Corona-Pandemie sieht man immer mehr Spieler mit den coolen, mutigen Designs von Perry Ellis herumlaufen.
Zum Jubiläum der Marke kehrt Original Penguin wieder zu seinen Ursprüngen zurück und veröffentlicht eine 70th Anniversary Collection, die mit unifarbenen Designs, zeitlosen Stilelementen und einem körperbetonten Schnitt an die glorreichen Zeiten von Arnold Palmer und Co. anknüpft. Es ist wie eine Reise zurück in eine Zeit, in der auf den Fairways noch echte Coolness herrschte. Irgendwie äußerst passend für eine Firma, die einen Pinguin auf der Brust trägt.