»ES IST EINEM GAR NICHT BEWUSST, WIE SEHR DER KÖRPER ABBAUT, WENN MAN SO LANGE KEIN GOLF MEHR GESPIELT HAT.«
Jemand aus dem Verlagswesen hat mich angesprochen und ich bin grundsätzlich offen für Ideen. Ich habe ihm gesagt, was ich mir vorstellen könnte, und dann hat es sich entwickelt.
Ich hatte erwartet, dass es für "Beef"-Hardcore-Fans wäre, aber so wie es geschrieben ist, scheinst du auch Nicht-Golfer ansprechen zu wollen.
Golf kann sehr kompliziert sein, aber mein Ziel ist, Golf für alle zugänglicher zu machen. Die Leute sollen begeistert werden, sich einen Schläger greifen oder auf die Range gehen.
Hast du das Buch vielleicht auch geschrieben, weil du nach deiner Verletzung ernsthafte Zweifel hattest, ob du jemals wieder Golf spielen könntest?
Ja, das war definitiv so, vor allem in den letzten Jahren. Ein paar Mal saß ich da und hatte keine Antwort darauf, wann ich wieder für ein Turnier bereit wäre. Es ist eine Sache, ein oder zwei Runden mit seinen Freunden zu spielen, aber Turniere sind so anders. Es gab Zeiten, da war ich meilenweit weg. Ich hatte anderthalb Jahren kein Turnier mehr gespielt und alles war irgendwie in der Schwebe.
Wenn man so lange verletzt war wie du, ist es schwieriger, den Schwung wiederzufinden oder die Angst
zu überwinden, sich erneut zu verletzen?
Ich glaube, es ist einem gar nicht bewusst, wie sehr der Körper abbaut, wenn man so lange kein Golf mehr gespielt hat. Mich hat es nie wirklich gestört, viele Runden zu spielen, aber wenn man immer irgendwelche körperlichen Problemchen hat, ist es anders. Würde ich eine Stunde Tennis spielen, würde ich es danach überall spüren, und so fühlte ich mich in den letzten paar Monaten beim Golf. Der Schwung ist in Ordnung. Es fehlt vielleicht die letzte Schärfe, aber ansonsten ist es wie Radfahren: Das hat sich im Gehirn eingebrannt.
Du öffnest dich in dem Kapitel "Dark Places" sehr und sprichst darüber, wie du dir in der Krise einen Sportpsychologen gesucht hast. War das danach auch während der Verletzung hilfreich?
Nicht zwangsläufig für den Umgang mit der Verletzung, aber es hat mir geholfen zu verstehen, dass ich damals einfach nicht darauf vorbereitet gewesen bin, was auf mich eingeprasselt ist. Es hat mir die passenden Werkzeuge gegeben, um damit besser umzugehen. Und diese Werkzeuge, wenn es darum geht, mit Ruhm umzugehen, sind sehr ähnlich wie die, wie man Verletzungen verarbeitet. Ich habe sehr viel durch die Sportpsychologie gelernt, obwohl ich sie zuvor nie als wichtig angesehen hatte.
Du hast deine unfreiwillige Auszeit genutzt, um mit "Beef's Golf Club" einen Podcast zu starten. Wie kommt man als Golfprofi auf die Idee?
Ein bisschen wie mit dem Buch. Die Leute von Crowd Network haben mich gefragt, ob ich Lust auf einen Golf-Podcast hätte. Wir haben etwas telefoniert und rumgeblödelt und dann fragten sie mich, ob ich vielleicht einen Co-Moderator will. Meine Bedingung war, dass es jemand Witziges sein sollte. Dann kam John Robins und es hat gepasst.
Das heißt, ihr habt euch vorher nicht gekannt?
Ich hatte ihn noch nie getroffen. Wir haben 20 Minuten zusammen telefoniert und uns schlappgelacht. Und dann habe ich seinen Golfschwung gesehen und noch mehr gelacht ...
Hast du von den anderen auf der Tour Reaktionen auf den Podcast bekommen?
Ja, das war total nett. Wir hatten schon Folgen mit einigen Spielern. Pablo Larrazábal hat mir in den Ohren gelegen, wann er denn endlich im Podcast auftreten darf. Ich habe geantwortet: "Wann immer du willst!", und wir haben mit ihm in einem Golf-Cart auf der Range gesprochen. Es macht Spaß, mit allen zu sprechen, wir haben einige echte Charaktere auf der Tour!
![Steckbrief](/cms/people/img/MCMS_IMG_4_3__2576.jpg)
Steckbrief
NAMEAndrew Johnston
JAHRGANG
1989
PROFI SEIT
2009
WOHNORT
Tavira, Portugal
LIEBLINGSCLUB
FC Arsenal
ERFOLGE:
2016 Open de España, 1. Platz
2016 Open Championship, 8. Platz
2018 Hero Indian Open, 2. Platz
2024 European Masters, 3. Platz