Featured StoriesFeatured Stories

Interview

Hot Schott

Von Rüdiger Meyer, Fotos: Rüdiger Meyer

Freddy Schott ist aktuell der beste Deutsche im Race to Dubai. Dabei hat der Düsseldorfer gar keine Karte für die DP World Tour. Wir haben mit dem 23-Jährigen über seinen Start ins Jahr 2025 und seine ungewisse Spielsituation gesprochen und erfahren, warum eine Major-Teilnahme noch zurückstehen muss.

Wie hast du am Anfang der Saison dein Ziel für dieses Jahr definiert?
Im Grunde konnte ich gar kein Ziel festlegen. Ich hatte eine sehr kurze Pause. Nach dem Scheitern in der Qualifying School bin ich direkt nach Australien geflogen. Dieses Gefühl "Ich hab gerade meine Karte verloren!" war gar nicht da, weil ich mich sofort auf eine DP-World-Tour-Woche vorbereitet habe. Ich glaube, dass mir das geholfen hat, dem Ganzen nicht zu viel Gewicht beizumessen, und mir auch kurzfristig erst mal eine Perspektive gegeben hat.

Du hast letzte Saison nur um drei Plätze den Erhalt der Tourkarte verpasst. Ärgert man sich dann noch lange über die ein oder andere verpasste Chance?
Geärgert habe ich mich auf jeden Fall. Man kann sich schon ziemlich den Kopf darüber zerbrechen. Am Ende fehlten keine 25 Punkte; das ist ein Cut mehr oder ein Schlag weniger in gewissen Situationen! Aber von dem Gedanken bin ich komplett weg. Das habe ich auch meinem Mentaltrainer Holger Fischer zu verdanken, der mich schnell wieder auf die neue Aufgabe vorbereitet hat.

Du hast dieses Jahr auf der DP World Tour deine zwei besten Karriere-Resultate eingefahren. Hast du irgendwie einen Switch gefunden?
Ich würde lügen, würde ich Ja sagen. Der Switch ist vielleicht der mentale Part. Es ist ganz schnell gesagt: Wenn es diese Woche nicht klappt, dann eben nächste Woche. Das Szenario gibt es bei mir nur leider aktuell nicht. Da helfen nur Top-Ergebnisse, um sich in die nächste Woche zu spielen. Es war ein wirklich tolles Gefühl, bei der South African Open zu spielen, in die ich über meine Kategorie nie reingekommen wäre. Ich wusste, dass ich mich da selber reingespielt habe. Das ist ein totales Glücksgefühl, das einem dann auch Kraft gibt.

»
DIESES GEFÜHL ,ICH HAB GERADE MEINE KARTE VERLOREN!' WAR GAR NICHT DA, WEIL ICH MICH SOFORT AUF EINE DP-WORLDTOUR-WOCHE VORBEREITET HABE.
«

Hast du das Gefühl, wenn du jetzt an den Start gehst, dass du stärker unter Druck stehst?
Ja und nein. Ja, weil meine Starts begrenzt sind, aber auch wiederum nein, weil ich auf dem Papier gerade kein DP-World-Tour-Spieler bin und theoretisch mehr Druck hätte auf der Challenge Tour, weil ich da einer der besser gelisteten Spieler bin.

Lustig, dass du das sagst. Du hast dieses Jahr auf der Challenge Tour gegen vermeintlich leichtere Konkurrenz dreimal den Cut verpasst. Die Woche danach warst du auf der DP World Tour Siebter. Kannst du das einem Außenstehenden erklären?
Du musst dir das so vorstellen: Die Kenya Open ist ein cooles Event, aber halt ganz anders. Das ist nicht wie in Singapur, wo wir im Porsche abgeholt werden. Es gibt Busse. Für den regulären DP-World-Tour-Spieler, der die Woche davor in Katar gespielt hat, fühlt sich das wahrscheinlich an wie ein Downgrade. Für mich, der davor auf der Challenge Tour gespielt hat, hat es sich angefühlt wie ein Major. Das sind Kleinigkeiten: Auf der Caddie-Schürze steht dein Name und man muss wieder eine Stats Card ausfüllen. Das ist eigentlich eine total schöne Sache, dass man einer Woche, die man früher als unspektakulär wahrgenommen hat, auf einmal sehr viel abgewinnen kann.

Du liegst im Race to Dubai auf Platz 43, kommst aufgrund deiner Kategorie theoretisch aber wohl erst im Mai wieder zu Turnieren auf der DP World. Wie schwierig ist es für dich, deine Saison zu planen?
Es ist schwierig, weil ich keine Sicherheit habe. Ich nehme einfach, was ich kriege. Ganz wichtig wird die Phase, in der entschieden werden muss, ob wir jetzt die DP-World-Route gehen oder doch noch mal auf die Challenge Tour. Ich kann aber noch keinen Zeitpunkt festlegen, wann das der Fall ist. Deshalb geht es eher um eine Priorisierung. Mir war beispielsweise von vornherein klar, dass ich nicht die Challenge Tour in Indien spiele, weil ich nach sieben Wochen hintereinander Golf echt fertig war und die Woche darauf die Chance hatte, einen Startplatz bei der Porsche Singapore Classic zu bekommen.

Ist es für dich besonders ärgerlich, dass die European Open 2025 nicht stattfindet?
Vermisse ich die Woche? Auf jeden Fall. Vermisse ich generell eine zweite Woche in Deutschland? Noch mehr. Ich fand es immer ganz schön, dass wir ein Turnier in Hamburg und eines in München hatten. Gar nicht mal allein wegen der Anzahl an Events, sondern um der Tour zu zeigen, wie unterschiedlich unsere Golfplätze in Deutschland sein können. Von daher: Ja, ich vermisse die zweite Woche, andererseits spielen wir immer noch in Deutschland. Ich glaube, das ist erst mal die Hauptsache.

Du hast bisher noch kein Major gespielt. Hast du schon überlegt, ob du dieses Jahr am Qualifying teilnimmst? Oder legst du den Fokus mehr auf die BMW International Open, die, glaube ich, zwei Tage nach dem Open-Qualifying stattfindet?
Ich habe es mir ehrlich gesagt noch nicht angeguckt. Jetzt, da du das sagst, liegt mein Fokus auf jeden Fall auf der BMW International Open. Auf Majors habe ich aber total Bock. Ich habe noch nie ein Qualifying für die Majors gespielt, weil ich erst meinen Job erledigen will, um mir dann eine Chance auf etwas Größeres zu geben. Es ist Hölle und Segen zugleich, wenn man in meiner aktuellen Situation ist: An und für sich kann ich nichts verlieren, aber ich kann mir insofern schaden, als dass ich bei der BMW vielleicht nicht ganz fit antrete. Natürlich würde ich alles tun, um dieses Jahr Majors zu spielen. Nichtsdestotrotz möchte ich erst mal die Tourkarte sichern, höchstmöglich finishen und vielleicht sogar gewinnen. Darauf liegt mein Hauptfokus. Und bevor ich das nicht erfüllt habe, sehe ich mich noch nicht auf einem Major. Wenn, dann mache ich es lieber richtig.

Featured Stories