Das könnte sogar noch untertrieben sein, denn Viktors College-Saison 2018 ist der Stoff, aus dem Golfträume gestrickt sind. Im März erspielte er sich mit vier Schlägen Vorsprung den einzigen Solosieg seiner College-Karriere und im Mai gewann Viktor sämtliche drei Matches auf dem Weg zur elften nationalen Meisterschaft seiner Oklahoma State Cowboys. Dieses Kunststück gelang nicht einmal Richie Fowler. Seine Amateurkarriere krönte der Norweger allerdings drei Monate später, als er in Pebble Beach den dort versammelten besten Amateurspielern der Welt nicht den Hauch einer Chance ließ.
»Profigolf ist wirklich cool, aber ich habe College-Golf und Teil einer siegreichen Mannschaft zu sein wirklich geliebt und denke noch sehr oft daran. Es gibt einfach nichts Besseres.«
Sponsoren wie J.Lindeberg, Audemars Piguet und Ping ließen die in der vergangenen Woche aufgrund des Amateurstatus noch durch die Lappen gegangenen 226.000 Dollar schnell unwesentlich erscheinen und vier geschaffte Cuts später stand bei der Wyndham Championship mit einem vierten Rang das erste Top-Ten-Ergebnis von Viktors Profikarriere in den Büchern. Zu dem Zeitpunkt war der Rookie bereits auf halbem Wege, PGA-Tour-Geschichte zu schreiben, denn fünf Wochen zuvor begann er mit einer 64 in der Finalrunde der Rocket Mortgage Classic eine Serie von Ergebnissen unter 70 Schlägen, die sensationelle 19 Runden anhalten sollte. Erst Ende Oktober beim CJ Cup in Südkorea beendete eine 74 in Runde drei diese Fabelserie, die in die Rekordbücher der PGA Tour einging und Bob Estes bisherigen Rekord von 17 aufeinanderfolgenden Runden unter 70 aus dem Jahre 2001 einstellte. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Norweger längst in die Top 100 der Weltrangliste vorgekämpft und der erste Sieg im amerikanischen Oberhaus schien lediglich eine Frage der Zeit.
Der folgte dann im Februar 2020 bei der Puerto Rico Open. Zugegeben, nicht gerade das Turnier mit dem stärksten Starterfeld, schließlich findet gleichzeitig die WGC-Mexico Championship statt, aber der erste Sieg als Profi ist bekanntlich der schwierigste.
Padraig Harrington hatte den Rookie aus Norwegen zu diesem Zeitpunkt schon seit vielen Monaten auf dem Radar. Bereits Tage nach Viktors Profidebüt 2019 ließ der aktuelle europäische Captain verkünden: "Das Interessanteste der letzten Woche ist das Ergebnis von Viktor Hovland. Ich frage mich im Moment tatsächlich: Könnte es sein, dass er nächstes Jahr in meiner Teamaufstellung steht? Bei jedem Ryder Cup werden zwei bis drei Rookies ins kalte Wasser geworfen und momentan kann niemand wissen, wer es sein wird. Viktor hat aber zweifellos gezeigt, dass er das Zeug dazu hat. Ich kann nur hoffen, dass er Mitglied der European Tour wird und versucht, sich so für das Team zu qualifizieren. Denn wenn er wirklich so gut ist, wie es im Moment scheint, dann wird er es sicher schaffen."
Den Gefallen tat Viktor Captain Harrington im September 2019 im Rahmen seines Starts bei der BMW Championship in Wentworth. Dass der Ryder Cup 2020 um ein Jahr verschoben würde, konnte damals selbstverständlich noch niemand ahnen. Viktor Hovland selbst stellte allerdings klar: "Es würde mir unendlich viel bedeuten, Teil des Teams zu sein. Profigolf ist wirklich cool, aber ich habe College-Golf und Teil einer siegreichen Mannschaft zu sein wirklich geliebt und denke noch sehr oft daran. Es gibt einfach nichts Besseres." Ein Sieg beim Ryder Cup 2021 in Whistling Straits könnte diese Behauptung einer harten Prüfung unterziehen.
Plötzlich fing ich an, für meine Verhältnisse richtig hohe Bälle zu schlagen. Bis dahin konnte ich ums Verrecken kein Holz 3 vom Boden weg spielen. Es war wirklich hässlich anzuschauen.