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Mr. Masters – Teil 2

Bernhard Langer

Von Rüdiger Meyer und Wolfgang Block, Fotos: Stefan von Stengel, Imago, Getty Images

In seiner ins sechste Jahrzehnt gehenden Karriere hat Langer viele technische Innovationen erlebt - und die daraus resultierenden Gegenmaßnahmen von Augusta National, um sich gegen die Längengewinne zu wappnen. Kaum eine davon war bizarrer als die bei Langers zweitem Masters-Sieg - ausgelöst ausgerechnet von Arnold Palmer, wie sich der Anhausener schmunzelnd erinnert. "Wir waren beim Champions Dinner und der Chairman fragte, was der Club besser machen könne. Arnold Palmer stand sofort auf und sagte: ,Mr. Chairman, eine Hälfte der Fairways ist in die eine Richtung gemäht und der Rest in die andere. Mit der Mährichtung rollen die Bälle 50 Meter, gegen die Mährichtung nur zehn. Wir sind gut, aber nicht so gut, dass wir immer den Teil mit der Mährichtung treffen können.' Der Chairman machte sich eine kleine Notiz und von dem Tag an haben sie alles in Richtung Abschlag gemäht."

Die Folgen dieser kleinen Änderung waren gigantisch, erklärt Langer. "Man glaubt nicht, wie viel schwieriger es sich dadurch spielt - nicht nur die Drives, die weniger rollen, sondern auch die Eisen: Wenn man den Ball nur ganz leicht fett trifft, steht das Gras zwischen Schläger und Ball und es entstehen Flyer oder der Backspin wird eliminiert." Doch irgendwann reichten solche Tricks nicht mehr aus und das Turnierkomitee ergriff andere Verteidigungsmaßnahmen.

Mr. Masters:

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1985 HABE ICH DAS AUSTRALIAN MASTERS GEWONNEN UND ZWEI LEUTE, DIE DAS TURNIER ORGANISIERTEN, HABEN GEWETTET, DASS ICH IN AUGUSTA SIEGE. DEREN GEWINN WAR HÖHER ALS MEIN PREISGELD.
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Heute spielt sich der Platz 600 Meter länger als bei Bernhard Langers erstem Masters-Auftritt. Als wir ihn fragen, welche Version ihm besser gefallen habe, zögert er keine Sekunde mit der Antwort: "Der originale Platz. Ich fand es schöner ohne Rough. Ich habe überall gespielt und so etwas nirgendwo sonst gesehen." Verständnis hat er dennoch für die Veränderungen - auch wenn er manche für kontraproduktiv hält. "Sie mussten sich wehren, als Tiger Woods auf einem Par 5 plötzlich für den zweiten Schlag nur noch ein Eisen 9 brauchte. Nur kann man einen Platz nicht nur für Tiger Woods bauen. Sie haben ihm mit der Länge mehr oder weniger in die Hände gespielt. Tiger Woods hat anstatt eines Eisen 9 einfach ein Eisen 7 genommen, aber Mark O'Meara, Curtis Strange oder ich haben uns viel schwerer damit getan, dass der Platz so lang geworden ist."

Natürlich hat aber auch Langer von Tiger Woods profitiert. Als der Deutsche 1985 das Masters gewann, erhielt er ein Preisgeld von 126.000 US-Dollar. Im Januar dieses Jahres gab es für seinen zweiten Platz auf der Champions Tour (!) einen Scheck über 150.000 US-Dollar. "Ich hätte niemals gedacht, dass es irgendwann mal solche Summen zu gewinnen gibt. Es ging ja damals sehr langsam vorwärts. Dazu eine kleine Anekdote: Im Februar 1985 habe ich das Australian Masters gewonnen und zwei Leute, die das Turnier organisierten, haben gewettet, dass ich in Augusta siege. Deren Gewinn war höher als mein Preisgeld." Und so ist es bezeichnend, dass Langer bei fünf Starts in seinen 20ern - darunter ein Sieg und ein siebter Platz - weniger Preisgeld verdiente als bei den fünf Starts in seinen 60ern, von denen das beste Resultat ein 29. Platz war.

Bernhard Langer: Die Antwort auf die Frage: Wer ist hier der Boss?Bernhard Langer: Die Antwort auf die Frage: Wer ist hier der Boss?
Die Antwort auf die Frage: Wer ist hier der Boss?
Doch wer beim Masters antritt, schielt nicht auf das Preisgeld, sondern auf das begehrteste Kleidungsstück der Golfwelt. Dabei hat das Grüne Jackett bei Langer durchaus für Probleme gesorgt. "Ich muss zugeben, es hat nie richtig gepasst. Einmal hatte ich drei Jacketts im Spind und keines saß. Das Lustige war: José María Olazábal hat seinen Spind neben mir und ich sagte mal aus Spaß zu ihm: ,Lass mich mal dein Jackett anprobieren!', und das passte viel besser." Das Grüne Jackett war auch Ursache für Bernhard Langers einzigen Verstoß gegen die strengen Richtlinien von Augusta National. "Ich habe am Sonntagabend einmal das Jackett mitgenommen. Am Montagmorgen habe ich gleich einen Anruf bekommen: ,Herr Langer, haben Sie eventuell aus Versehen ein Grünes Jackett mitgenommen? Würden Sie es bitte sofort zurückschicken!'", erinnert er sich lachend.

Nach diesem Jahr wird das Grüne Jackett ohnehin nur noch am Dienstag zum Einsatz kommen, wenn sich die ehemaligen Sieger beim traditionellen Champions Dinner treffen. Der zweimalige Gastgeber verrät, wie professionell es hinter den Kulissen abläuft: "Sie sagen, sie könnten alles machen, was der amtierende Masters-Sieger servieren möchte. Wenn man will, schickt man ihnen ein Rezept und die Köche von Augusta National setzen es um. Oder man kann sogar einen eigenen Koch mitbringen." Die Qualität des Essens begeisterte Langer: "Ich war überrascht. 1986 gab es Sauerbraten. So richtig schön mit Blaukraut, Knödel und Sauce. Das Fleisch war drei Tage eingelegt, so wie es sich gehört. Das ganze Essen war hervorragend und auch die Schwarzwälder Kirschtorte war wirklich sehr, sehr gut." Beim Häggis, das Sandy Lyle 1989 servierte, lehnte aber auch Langer ab. "Ich hatte Häggis schon mal probiert und wusste, dass es mir nicht liegt."

Mr. Masters:
Zwar gibt es beim Champions Dinner abseits des Tischkopfs, der aus dem Titelverteidiger, Augusta Nationals Chairman Fred Ridley und Spielervertreter Ben Crenshaw besteht, keine feste Sitzordnung, dennoch bilden sich mehr oder weniger feste Grüppchen. "Ich sitze meistens an der Ecke mit Larry Mize auf einer Seite, weil wir sehr gut befreundet sind. Und dann setzt sich öfter mal Ian Woosnam dazu oder letztes Jahr war es Scottie Scheffler. Wir haben uns gut unterhalten, das war sehr interessant."

Trotz dieser Gewissheit, jedes Jahr für ein gutes Essen und noch bessere Gespräche nach Augusta zurückkehren zu können, fällt der Abschied vom aktiven Teil des Masters nicht leicht. "In München beim Abschied von der European Tour war es schon sehr emotional und Augusta wird wahrscheinlich noch schwieriger. Es macht schon einen Kloß im Hals", wird Langer bereits bei unserem Gespräch wehmütig. Wenig überraschend, schließlich hat uns schon Shakespeare gelehrt, dass selbst die größten Liebesgeschichten in Tränen enden können.

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