Big Green Egg German Challenge: Rasmus Neergaard-Petersen schreibt Geschichte
Die vierte Auflage der Big Green Egg German Challenge endete mit einem starken Auftritt von Jonas Baumgartner und einem dänischen Sieger, der neben dem Preisgeld auch eine Karte für die DP World Tour einstrich
Wer auf der Challenge Tour spielt, hat eigentlich nur ein Ziel: am 3. November, nach dem großen Tourfinale, unter den Top 20 in den Road to Mallorca Rankings zu liegen und die Spielberechtigung für die European Tour in den Händen zu halten. Rasmus Neergaard-Petersen kann bereits zwei Monate früher einen Haken hinter dieses Ziel machen. Mit seinem Sieg bei der Big Green Egg German Challenge im Wittelsbacher Golfclub erhielt der Däne eine sogenannte Battlefield Promotion für die DP World Tour. Mit dieser Sonderauszeichnung werden Spieler gekürt, denen das Kunststück gelungen ist, drei Challenge-Tour-Turniere innerhalb einer Saison zu gewinnen.
Für den jungen Dänen nahm die magische Saison Ende März bei der Kolkata Challenge in Indien seinen Lauf als er mit zwei Schlägen Vorsprung gewann. Einen Monat später hatte der 24-Jährige auch bei der UAE Challenge in Abu Dhabi die Nase vorn und konnte bereits von der großen Tour träumen - zumal er 14 Tage später bei der Challenge de Espana bis zum 71. Loch in Führung lag und nur mit einem Bogey am letzten Loch die Chance auf die vorzeitige Beförderung verspielte. Danach geriet die Saison ein wenig ins Stocken - und auch im Wittelsbacher Golfclub sah es lange Zeit nicht so aus, als hätte er ernsthafte Siegchancen.
Mit einer 69er Auftaktrunde hatte sich Neergaard-Petersen zwar aussichtsreich auf Rang 13 platziert, doch eine 73 in Runde zwei warf ihn bis auf Platz 37 zurück - neun Schläge hinter dem Führenden Robin Williams aus Südafrika. Doch dann warf der Däne den Turbo an: eine 67 brachte ihn gemeinsam mit dem Deutschen Jonas Baumgartner in die Top 10, sodass die beiden am Sonntag das Feld von hinten aufräumen konnten. Baumgartner, der bis 2023 mit Neergaard-Petersen im Golfteam der Oklahoma State University spielte und erst in diesem Jahr seinen Abschluss machte und ins Profilager wechselte, schob sich mit einer 67 auf Platz 5 vor, wodurch er nicht nur das beste Ergebnis seiner jungen Karriere sondern auch das mit Abstand beste Resultat eines Deutschen bei der Big Green Egg German Challenge feiern konnte. Von seinem College-Kumpel sah er dennoch nur die Rücklichter.
Auf der Front 9 legte der Däne eine blitzsaubere 31 mit fünf Birdies hin, und selbst als ein Bogey an der 14 seinen Lauf stoppte, ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen. Nach weiteren Birdies auf der 15 und 17 ging er in Führung - und als sich der im letzten Flight gestartete Schotte Daniel Young an der 18 ein Bogey erlaubte, entging Rasmus Neergaard-Petersen sogar einem Playoff. "Ich kann nicht beschreiben, was ich fühle. Die vergangenen Monate waren nicht ganz so leicht. Heute hat es wieder geklickt. Meine Runde war so perfekt, wie eine Runde sein kann", freute sich der Aufsteiger.
Bereits bei der Irish Open in dieser Woche darf Neergaard-Petersen seinen neuen Status auf der DP World Tour auskosten und in Kategorie 16 antreten. Er ist erst der 13. Spieler, dem der direkte Sprung in die höhere Liga gelang. Seit Taco Remkes Premiere im Jahr 2008 war es fast Gewohnheit, dass jemand durchmarschieren konnte. Dass Kim Koivu 2018 allerdings der Letzte war, spricht dafür, dass auch auf der Challenge Tour die Leistungsdichte in den letzen Jahren höher geworden ist. Ist Neergaard-Petersen, der in der Weltrangliste mittlerweile schon auf Platz 135 steht, damit automatisch eine große Karriere garantiert? Die Ergebnisse seiner Vorgänger sind nicht eindeutig.
Auf der einen Seite stehen mit Brooks Koepka ein Superstar, der seine drei Challenge-Tour-Siege 2013 in Majorsiege ummünzen konnte, und mit Edoardo Molinari (2009) ein späterer Ryder-Cup-Spieler. Auf der anderen Seite haben aber auch sechs Spieler ihre Karte für die DP World Tour sofort wieder verloren. Einer davon ist der Franzose Benjamin Hébert, der 2011 die Battlefield Promotion erhielt und dem nach seinem direkten Abstieg 2014 das Gleiche noch einmal gelang. Als goldene Regel gilt, dass die Karriere erfolgsversprechender ist, je schneller der Aufstieg gelang. Der Schwede Kristoffer Broberg brauchte 2012 nur fünf Starts auf der Challenge Tour und ist mittlerweile ebenso zweifacher European-Tour-Sieger wie Aaron Rai, dem 2017 der Aufstieg nach neun Starts gelang. Auch Koepka war mit drei Siegen in zehn Turnieren ein Schnellstarter. Die einzige Ausnahme bildet Moritz Lampert, der 2014 bereits nach neun Starts auf die European Tour ging, dort aber keinen Fuß auf die Erde bekam.
Neergaard-Petersen brauchte 18 Turnierteilnahmen und liegt damit im Mittelfeld. Wohin sich seine vielversprechende Karriere in den nächsten Jahren entwickeln wird ist also noch völlig offen. Vielleicht ist es ja ein gutes Omen, dass Francesco Laporta bewiesen hat, welch gute Vorbereitung ein Sieg bei der Big Green Egg German Challenge ist. Der Italiener ist in diesem Jahr auf dem besten Weg, seine 2023 gewonnene Karte für die DP World Tour zu verteidigen.
Battlefield Promotions der Challenge Tour
- 2008: Taco Remkes
- 2009: Edoardo Molinari
- 2011: Benjamin Hebert
- 2011: Sam Little
- 2012: Kristoffer Broberg
- 2013: Brooks Koepka
- 2014: Moritz Lampert
- 2014: Benjamin Hebert
- 2015: Nacho Elvira
- 2016: Bernd Ritthammer
- 2017: Aaron Rai
- 2018: Kim Koivu
- 2024: Rasmus Neergaard-Petersen