Alle Neune
Wenn man Pessimist ist, könnte man sagen: "Niemand wollte das Andalucia Masters" gewinnen. Als Optimist kann man jedoch sagen, das Playoff zwischen Julien Guerrier und Jorge Campillo war das Spannendste was die DP World Tour seit langem zu bieten hatte. Nachdem die beiden bereits die Schlussrunde gemeinsam gespielt hatten und Guerrier mit einem Doppelbogey an der 13 die Führung abgab, holte Campillo ihn mit Bogeys an der 15 und der 18 zurück ins Titelrennen. Also musste ein Playoff her, das zum Überlebenskampf wurde. Acht Bahnen lang fielen weder Birdies noch Bogeys bis Campillo an der insgesamt an diesem Tag zum siebten Mal gespielten 18 den entscheidenden Fehler machte. Das 9-Loch-Playoff teilte einen Rekord der DP World Tour, der erstmals 1989 bei der Dutch Open aufgestellt wurde als José María Olazábal neun Extralöcher brauchte, um zu siegen. Einige Jahre später gab es ein weiteres 9-Loch-Playoff, in dem ein Deutscher involviert war. Wer? Die Antwort wie immer am Ende dieser Kolumne.Auf Langers Spuren
Bei Matti Schmid läuft es gerade. Nach seinem fünften Platz in der vergangenen Woche legte er bei Shriners Children's Open einen dritten Platz nach. Damit sollte er nicht nur die Spielberechtigung für die kommende Saison gesichert haben, er schrieb auch Geschichte. Dass ein Deutscher auf der PGA Tour an aufeinanderfolgenden Wochenenden in den Top 5 landete gab es zuvor erst zwei Mal, beides natürlich erreicht von Bernhard Langer. 1986 wurde er erst Zweiter bei der Andy Williams Open und sieben Tage später Dritter bei der Hawaiian Open und unvergessen natürlich sein Doppel von 1985 als er erst das Masers und danach das Sea Pines Heritage gewann. Drei Wochen in Folge eine Top 5 schaffte aber auch er nicht. Leider ist Matti Schmid für die ZOZO Championship in dieser Woche allerdings nur auf der Warteliste.Kiefernlos durch die Nacht
Dass Hurricane Helene Augusta National hart getroffen hat, war klar. Jetzt zeigen Drohnenaufnahmen einen Teil des Ausmaßes. Rund um die legendäre 16. Grün gibt es eine Schneide der Verwüstung mit freigewehten Bunkern und Kiefern, die ins Wasser oder aufs Grün gestürzt sind. Es wird spannend sein, wie sehr sich das Gesicht des Platzes im April verändert hat.🚨📸⛳️ #PHOTOS — Drone imagery captured on September 28th shows the damage done to Augusta National Golf Club in the aftermath of Hurricane Helene (via @ed_bodenhamer) pic.twitter.com/ynCNrN4XLp
— NUCLR GOLF (@NUCLRGOLF) October 17, 2024
My Morning Jacket
Ein grünes Jackett ist im Alltag unpraktisch: für Beerdigungen zu farbig, für Hochzeiten zu spießig (es sei denn irische Kobolde geben sich das Ja-Wort) und mit der Hälfte der Hemden beißt es sich. Doch jetzt hat Scottie Scheffler die perfekte Gelegenheit gefunden, um sein Masters-Accessoire auszuführen: College Game Day. In der US-Kultsendung, die jede Woche einen Uni-Campus besucht, um das Spiel der Woche der NCAA zu feiern, ist kein Outfit zu schräg - schließlich endet die Show damit, dass sich der 89-jährige Lee Corso den Kopf des Maskottchens seines Sieger-Picks aufsetzt. Zwischen ihm und dem auf Cowboy machenden Pat McAfee sah Scheffler in seinem Dinner-Jackett geradezu zahm aus. Und er bewies sogar Football-Expertise indem er bei sieben der zehn Partien den richtigen Gewinner vorhersagte (auch wenn er bei den wichtigsten und tatsächlich offenen Partien danebenlag). Schefflers größte Stunde kam, als er das Spiel Miami gegen Louisville wählen sollte und sich eine kleine Spitze gegen den Ort, an dem er verhaftet wurde, nicht verkneifen konnte: "Ich möchte jetzt nichts Persönliches mit Louisville reinbringen - tolle Stadt, tolle Menschen. Aber ich glaube Miami wird sie platt machen." Auch wenn es am Ende äußerst knapp wurde, behielt Scheffler Recht.Gregs Tagebuch
Dass Greg Norman bei seinen saudischen Freunden keinen guten Stand hat, ist schon länger bekannt. Immer wieder gibt es Gerüchte, dass man ihn als LIV-Chef ablösen will. Jetzt soll man offenbar eine neue Taktik gefunden haben, die große Firmen gerne anwenden: Befördern auf einen Job, bei dem man weniger zu sagen hat. Der Saudi-arabische Public Investment Fund soll laut Sports Business Journal die Londoner Firmer Odgers Berndtson mit der Suche nach einem neuen CEO für LIV Golf beauftragt haben. Durchaus möglich, dass Norman als Bauernopfer fungieren könnte, um eine Barriere für die Zusammenarbeit von LIV und PGA Tour aus dem Weg zu schaffen.The Art of the Deal
Langsam wird klar, warum Donald Trumps Firma angekündigt hat, die Gebühr für Greenfee-Gäste im kommenden Jahr auf 1000 Pfund anzuheben: Turnberry ist ein großer Verlustbringer. Wie Reuters berichtet hat Turnberry im vergangenen Jahr vor Steuern 1,7 Million britische Pfund Verlust gemacht, hinzu kommen noch einmal 1,43 Millionen britische Pfund Verlust für den Trump International Golf Links nahe Aberdeen, wo aktuell ein zweiter Platz gebaut wird. Frei nach dem Erfolgsmotto "Gutes Geld schlechtem hinterherwerfen"Junges Blut auf dem Old Course
Im letzten Jahr debütierte das St. Andrews Collegiate - ein Uni-Wettbewerb, das auf dem Old Course von St Andrews ausgetragen wird. Weil 2023 die Exklusion der stadteigenen St. Andrews University für Proteste sorgte, durften die Schotten dieses Mal in den Wettkampf gegen US-Universitäten eingreifen, die auch mit zwei deutschen Jungstars antraten. Charlotte Back und Tiger Christensen waren für die University of Arizona im Einsatz. Im über zwei Runden auf dem Jubilee Course ausgetragenen Zählspielwettbewerb musste sich Back nur Ashley Yun von der Northwestern University geschlagen geben während Tiger Christensen auf Platz 5 einkam. Für beide Teams reichte es aber zum Matchplay-Finale auf dem Old Course, wo aber nur die Damen von Arizona feiern konnten. Mit einem Bogey am Road Hole verlor Tiger Christensen sein Match gegen Daniel Svard und konnte die 1,5:4,5-Niederlage nicht verhindern. Charlotte Back hingegen nach Revanche an Ashley Yun für die Einzel-Niederlage und gewann dank fünf Birdies auf den Löchern 9 bis 14 mit 4 auf und trug so ihren Teil zum 4,5:1,5-Sieg bei. Das Team von St. Andrews trug immerhin ein wenig zur Ehrenrettung bei und sicherte sich mit deutlichen Siegen sowohl bei Herren als auch bei Damen den dritten Platz.Spätzünder
Wie es ist, jahrzehntelang vergeblich auf etwas Schönes zu warten, weiß nicht nur Steve Carrell. Auch Tim O'Neal kann ein Lied davon singen. Der 52-Jährige ist seit 27 Jahren Profi, aber ein wichtiger Sieg ist ihm bisher verwehrt geblieben. 2001 verpasste er mit einem Bogey-Triplebogey-Finish seine Tourkarte für die PGA Tour um zwei Schläge, 2004 scheiterte er erneut um einen Schlag. Auf der heutigen Korn Ferry Tour wurde er 2005 einmal Zweiter, verlor aber seine Karte schnell wieder und tingelte auf diversen unterklassigen Touren herum. Seine größten Erfolge waren zwei Siege auf der PGA Tour Latinoamerica im Jahr 2013 sowie die Qualifikation für die US Open 2015 wo er den Cut verpasste wie auch bei seinen sieben weiteren Starts auf der PGA Tour. Doch jetzt gelang ihm auf der Champions Tour die Zerschlagung des Gordischen Knotens. Ausgerechnet in seinem 50. Start auf der Senioren-Schleife gewann er die Dominion Energy Charity Classic und damit 700.000 US-Dollar Preisgeld.Quizantwort
2013 kam es bei der Spanish Open zum Playoff zwischen Felipe Aguilar, Raphael Jacquelin und Maximilian Kieffer. Am dritten Extraloch verabschiedete sich Aguilar aus dem Titelrennen, aber der Franzose und der Deutsche kämpfen noch sechs Löcher weiter bis Jacquelin das entscheidende Birdie schoss.
Fearsome Foursome: Das Team der Woche
Driving: Chanettee Wannasaen
Die Thailänderin verpasste den Sieg bei der BMW Ladies Championship um zwei Schläge, aber vom Tee war sie nahezu perfekt. Mit einer durchschnittlichen Driving Distance von 256 Yards gehörte sie zur Spitzengruppe, aber es war die Genauigkeit, die sie auszeichnete. In vier Runden verfehlte sie lediglich zwei Fairways - beide übrigens in der Finalrunde. Dass sie saisonübergreifend bei "Strokes Gained: Off the Tee" auf Platz 15 liegt, verwundert nicht.Approach: Doug Ghim
Der ehemalige Erste der Amateur-Weltrangliste tat eigentlich alles für seinen ersten PGA-Tour-Sieg. In keiner statistischen Kategorie war er außerhalb der Top 40 und vor allen Dingen bei den Schlägen ins Grün hätte er den Sieg verdient gehabt. 6,7 Schläge gewann er auf das Feld in "Strokes Gained: Approach to Green" - niemand war besser. Aber um das Grün und darauf machte J.T. Poston am Ende dieses Defizit wett.Short Game: Jorge Campillo
Dass er den Ttiel beim Andalucia Masters verpasste, lag auf dem Papier daran, dass er das Up and down aus dem Bunker des neunten Extralochs verpasste. Dies lag aber nicht am Bunkerschlag, der etwa zehn Zentimeter zu kurz war sondern an den beiden desaströsen langen Schlägen, die ihn erst in diese Lage brachten. Das kurze Spiel war tatsächlich die große Stärke des Süaniers, der hier mehr als neun Schläge auf die Konkurrenz gewann und die gesamte Konkurrenz weit hinter sich ließ.Putting: Julien Gerrier
Auch bei Guerrier bietet das Playoff, wo keiner der Kontrahenten acht Löcher lang ein Birdie erzielen konnte, ein falsches Bild. Dass der Franzose es überhaupt ins Play-off schaffte, verdankt er seinem Putter. 9,2 Schläge gewann Guerrier auf das Feld, sogar der zweitbeste Richie Ramsay war noch zwei Schläge schlechter als er. Dabei war Guerrier alles andere als perfekt: zwei Mal kassierte er einen Drei-Putt, aber mit fast neun Einputts pro Runde machte er dies mehr als wett.Schwarz-Rot-Golf: Die deutschen Stars der Woche
Matti Schmid
3. Shriners Children's Open (64-65-70-66) $413.000Marcel Schneider
12. Andalucia Masters (69-70-67-69) €49.903Esther Henseleit
27. BMW Ladies Championship (69-72-69-71) $18.443Freddy Schott
28. Andalucia Masters (68-71-72-68) €25.326Bernhard Langer
20. Dominion Energy Charity Classic (71-72-69) $26.333Maximilian Kieffer
55. Andalucia Masters (71-69-69-74) €10.040Jan Schneider
16. Hangzhou Open (69-68-67-71) €6.225Nicolai von Dellinghausen
16. Hangzhou Open (69-69-68-69) €6.225Alex Cejka
51. Dominion Energy Charity Classic (73-72-73) $6.210
Abgeschnitten
Shriners Children's Open
Stephan Jäger MC (68-78)Andalucia Masters
Alexander Knappe MC (70-73)Yannik Paul MC (71-72)
Hurly Long MC (75-69)
Maximilian Rottluff MC (68-77)
Marcel Siem MC (72-76)
Nick Bachem MC (73-76)