Good Morning, Augusta - Wie kann Dustin Johnson das noch vergeigen?

Good Morning, Augusta

Wie kann Dustin Johnson das noch vergeigen?

15.11.2020 | Von GolfPunk, Foto(s): Getty Images

Steht der Sieger des Masters 2020 mit Dustin Johnson schon fest? Nicht so schnell…

Wir alle wissen: "das Masters beginnt erst auf den Back-Nine am Sonntag". Doch stimmt diese Phrase tatsächlich, wenn die Nummer 1 der Welt mit vier Schlägen Vorsprung in Front liegt und solider als ein Schweizer Uhrwerk spielt? Dustin Johnsons sagenhafte 65 in Runde 3 beim Masters 2020 begann mit einem Tap-In Eagle auf Loch 2, dem der Amerikaner in den kommenden Stunden noch fünf weiter Birdies folgen ließ. Schlagverluste am Samstag? Fehlanzeige.

"Mein Spiel ist wirklich sehr gut im Moment. Es fühlt sich ein bisschen wie 2017, also sehr solide an. Ich habe komplette Kontrolle über die Länge, den Ballflug und die Kurven. Es fühlt sich gerade sehr gut an, wenn ich über dem Ball stehe und das gibt mir natürlich eine Menge Selbstbewusstsein", verriet Johnson am Samstagabend.

Die Chancen, dass DJ heute Nacht das Grüne Jackett überstreift, scheinen in etwa so hoch wie die des FC Bayern auf die Deutsche Meisterschaft. Doch im Gegensatz zu den Münchnern kann Johnson auf eine ganze Riege vertaner Chancen und katastrophaler Schlussrunden bei Majorturnieren zurückblicken. Unglaublich aber wahr: neben seinen 23 Siegen auf der PGA Tour gelang Dustin Johnson bisher nur ein einziger Majorisieg - bei den US Open 2016 in Oakmont. Weggeworfen hat Wayne Gretzkys Schwiegersohn dagegen schon eine Handvoll Majortitel.

US Open 2010 - Pebble Beach


Johnson hatte mit Siegen beim AT&T Pro-Am in den Jahren 2009 und 2010 bewiesen, wie gut er mit dem legendären Platz in Pebble Beach zurechtkommt und ging mit einem Vorsprung von drei Schlägen auf Graeme McDowell in die Schlussrunde. Der erste Majorisieg des Amerikaners schien ausgemachte Sache, doch Pustekuchen. Johnsons Sonntag entwickelte sich mit einen Triplebogey an Loch 2 und einer Doppelbogey an Loch 3 umgehen in einen absoluten Albtraum. Am Ende stand eine schmachvolle 82 auf der Scorekarte. Der geteilte 8. Rang war das enttäuschende Ergebnis eines Höllensonntags.

PGA Championship 2010 - Whistling Straits


Nur wenige Monate nach der mentalen Terroranschlag von Pebble Beach fand sich Johnson erneut im Kampf um einen Majortitel wieder, als er beim PGA Championship 2010 am Ufer des Lake Michigan nach Birdies auf den Löchern 16 und 17 davon ausging, gleich mit Martin Kaymer und Bubba Watson in einem Playoff um den Sieg zu spielen. Doch nach der Runde teilten im die Platzrichter mit, dass er abseits der 18. Spielbahn seinen Schläger im Bunker auf dem Boden abgesetzt hätte und deshalb zwei Strafschläge aufgebrummt bekommen würde. "Bunker? Welcher Bunker?" lautet Johnsons erstaunte Antwort. Er gab sofort zu, sein Eisen auf dem Boden aufgesetzt zu haben, denn er hatte keine Ahnung, dass es sich bei dem losen Sand um einen Bunker handelte. Die Hoffnungen auf ein Playoff waren damit zunichte und Martin Kaymer gewann kurze Zeit später sein erstes Major.

US Open 2015 - Chambers Bay


Nach zwei perfekten Schlägen lag Dustin Johnsons Ball auf dem abschließenden Par 5 der US Open 2015 im Bundesstaat Washington keine vier Meter von einem abschließenden Eagle und dem Turniersieg entfernt. Dustin verschob den Putt, hatte jedoch immer noch einen Birdieputt aus etwa 1,2 Metern zum Einzug in ein Playoff gegen Jordan Spieth. Auch dieser Putt ging vorbei und selbst Jordan Spieth traute seinen Augen nicht: "Ich stehe noch unter Schock" stammelte der frisch gebackene US Open Champion kurz nach Johnsons unglaublichem Lapsus in der der Pressekonferenz. Es war wohl die brutalste Art und Weise der vergangenen 20 Jahre, einen Majortitel zu verspielen. Doch ein jähr später in Oakmont konnte Dustin Johnson die Dämonen endlich vertreiben.

Sind wir mal ehrlich: die Chancen sind verdammt hoch, dass DJ seiner dieswöchigen Spur treu bleibt und sein zweites Major gewinnt. Allerdings hat der Sonntag im Augusta National Golf Club seine eigenen Regeln, was nicht erst die vergangenen Jahre bewiesen. Die dichtesten Verfolger sind Sungjae Im, Abraham Ancer und Cameron Smith, dicht gefolgt von Dylan Frittelli. Doch auch ein Justin Thomas ist trotz zwei abschließender Bogeys am Samstag mit sechs Schlägen Rückstand noch nicht aus dem Schneider, wenn er so in die Runde startet, wie er es bereits am Donnerstag getan hat…