Jahresbilanz 2024 - Die doppelte Alexandra Försterling

Jahresbilanz 2024

Die doppelte Alexandra Försterling

11.12.2024 | Von Rüdiger Meyer, Foto(s): Imago

Zwei Turniersiege in einem Jahr sind eigentlich ein Zeichen für eine herausragende Saison. Alexandra Försterling wird dennoch mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf 2024 zurückblicken.

Im Jahr 2003 tauschten Jamie Lee Curtis und Lindsay Lohan im Film "Freaky Friday" die Körper und wurden Zeuge, wie ihr Leben aus der Bahn gerät. Im Frühjahr dieses Jahres muss mit Alexandra Försterling etwas ganz ähnliches passiert sein, denn die Berlinerin, die auf der Ladies European Tour auf bestem Wege war, alles in Grund und Boden zu spielen, bekam nach dem Wechsel auf die LPGA Tour keinen Fuß mehr auf die Erde. Kaum etwas illustriert dies besser als ein Blick auf die "Strokes Gained"-Statistiken der beiden Touren. Auf der LET belegt sie mit 2,84 gewonnenen Schlägen pro Runde den dritten Platz. Auf der LPGA Tour verlor sie pro Runde 0,7 Schläge und liegt gerade mal auf Rang 132.

Ein Teil der schlechteren Statistiken ist mit der stärkeren Konkurrenz zu begründen. Immerhin berechnet sich "Strokes Gained" im Verhältnis zum Rest des Feldes, das auf der LPGA Tour regelmäßig mit Spielerinnen aus den Top 50 der Welt bestückt ist, auf der LET hingegen nicht. Doch dies alleine reicht nicht aus, um zu erklären, warum Försterling bei den Schlägen ins Grün auf der LET pro Runde einen Schlag gewann, auf der LPGA aber einen Schlag verlor - insbesondere, weil die Deutsche auf den Grüns auf beiden Seiten des Atlantiks genauso erstklassig puttete, obwohl es dort die meisten Anpassungsprobleme geben sollte.

Viel mehr ist die Diskrepanz wohl eher zeitlich begründet. Zu Beginn des Jahres flog die 25-Jährige noch auf der Welle des Erfolgs aus dem Jahr 2023, wo sie in der zweiten Jahreshälfte zwei LET-Turniere gewinnen konnte. Im März knüpfte sie bei der Aramco Team Series in Tampa nahtlos daran an, als sie die Einzelwertung gewinnen konnte. Uns als sie im Mai vor heimischem Publikum in Berlin das Amundi German Masters gewann, schien der Höhenflug kein Ende zu nehmen. Doch im Anschluss riss die Formkurve abrupt ab. Den Rest des Jahres konnte Försterling kein einziges Top-25-Resultat einfahren und verpasste sieben Mal das Wochenende - so oft wie im Rest ihrer Profikarriere. Statt weiter in Richtung Top 50 der Welt zu marschieren, fiel Försterling wieder aus den Top 100 des Rolex Rankings. Schlimmer noch: ihre schwächeren Ergebnisse in der zweiten Hälfte des Jahres sorgten dafür, dass ihr Traum vom Solheim Cup platzte und Suzann Pettersen ihr keinen Captain's Pick gewährte.

Dass es alleine an den USA liegen könnte, dürfte auch damit zu entkräften sein, dass die Berlinerin vier Jahre an der Arizona State University studiert hat und dort überzeugen konnte. Für den Winter geht es nun darum, besonders im langen Spiel zur alten Form und in die Erfolgsspur zurückzufinden. Hilfreich könnte dabei eventuell sogar ein Misserfolg sein. Mit zwei Bogeys auf den letzten neun Löchern verpasste Försterling im Finale der Qualifying School die erneute Tourkarte für die LPGA Tour und kann sich 2025 somit erst einmal wieder komplett auf die LET konzentrieren und hoffentlich neues Selbstbewusstsein tanken.

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