Jahresbilanz 2024 - Stephan Jäger: der Olympiasiegerbesieger

Jahresbilanz 2024

Stephan Jäger: der Olympiasiegerbesieger

11.12.2024 | Von , Foto(s): Imago

Mit seinem Sieg bei der Houston Open ist Stephan Jäger 2024 endgültig auf der PGA Tour angekommen. Für den Deutschen ein Jahr mit zahlreichen Höhen aber auch ein paar Tiefen

Stephan Jäger kommt zwar aus München, aber wenn er ein Fußballverein wäre, wäre er ausgerechnet der FC St. Pauli aus Hamburg. So wie die Paulianer in der ewigen Tabelle der Zweiten Bundesliga nur hinter der SpVgg Greuther Fürth liegen, hat Stephan Jäger zwischen 2016 und 2021 mit sechs Erfolgen hinter Jason Gore die zweitmeisten Erfolge auf der zweitklassigen Korn Ferry Tour eingefahren. Doch wie bei den Fußballern war die Freude über den Aufstieg in die erste Liga nur kurz. 2018 debütierte Jäger auf der PGA Tour, konnte sich im nächsten Jahr aber nur dort halten, weil er trotz Abstiegs über die damalige web.com-Tour eine neue Tourkarte erhielt. Aber auch die musste er im Jahr darauf gleich wieder abgeben. Seit 2021 scheint Jäger jetzt aber endgültig auf der PGA Tour angekommen und so wie St. Pauli 2001 zum "Weltpokalsiegerbesieger" geworden ist, wurde Jäger in diesem Jahr zum "Weltranglistenerstenolympiasiegerbesieger".

Im Frühjahr war Scottie Scheffler der absolute Dominator auf der PGA Tour. Von Anfang März bis Ende April war der Amerikaner bei seinen fünf Starts unschlagbar - mit Ausnahme bei der Houston Open als Stephan Jäger einen Schlag vor ihm landete und den ersten PGA-Tour-Sieg seiner Karriere einfuhr. Für den Deutschen war es der Höhepunkt eines Jahres mit Ausschlägen in beide Extreme. Anders als 2023, wo Jäger nur einmal in den Top 10 landete, aber auch nur zwei Mal den Cut verpasste, konnte Jäger bei seinen ersten fünf Starts des Jahres bereits zwei dritte Plätze notieren. Neben seinem Sieg in Houston kam kurz vor Saisonende bei der Black Desert Championship sogar noch ein zweiter Platz hinzu, darunter auch bei seinem ersten Masters und seiner ersten Open Championship. Mit einem 21. Platz bei der US Open in Pinehurst wiederum konnte Jäger das beste Major-Ergebnis seiner Karriere verbuchen.

Auf der anderen Seite verpasste der 35-Jährige aber auch acht Mal den Sprung ins Wochenende, sodass sein statistisches Jahr nicht mit seinem sportlichen Jahr mithalten kann, das gute Leistungen überproportional bewertet. Mit einem gewonnenen Preisgeld von fast fünf Millionen US-Dollar belegte er Platz 30 auf der PGA Tour und den FedEx-Cup beendete er auf Rang 43, aber bei den Strokes Gained lag Jäger "nur" auf Platz 61. Ein Ergebnis, dass er fast komplett seiner starken Leistung vom Tee verdankt, wo er vor allen Dingen dank der Länge seiner Drives 79% seiner gewonnenen Schlägen holte. Bei den Schlägen ins Grün und mit dem Putter selber war Jäger aus statistischen Gesichtspunkten Mittelmaß. Selbst bei seinen Spitzenresultaten lässt sich nicht ein Aspekt seines Spiels besonders hervorheben. Bei der Farmers Insurance Open hatte Jägers sich mit seinen Eisen aufs Ziel eingeschossen, in Houston lief sein Putter heiß, bei der Black Desert Championship war es das kurze Spiel und in Mexiko die Konstanz seines gesamten Spiels.

Nicht die schlechteste Ausgangslage für 2025, denn wenn in einer Woche mal ein Aspekt des Spiels nicht funktioniert, sind die anderen gut genug, um das wieder herauszureißen. Das Spannendste wird sein, ob Jäger für kommendes Jahr Ambitionen hat, Teil des europäischen Ryder-Cup-Teams zu werden. Als aktuell 15-bester Europäer hätte er durchaus Außenseiterchancen auf einen Captain's Pick. Dazu müsste er 2025 abseits der Majors aber wenigstens vier Mal auf der DP World Tour antreten, damit er die Grundvoraussetzung für den Ryder Cup erfüllt: eine Mitgliedschaft im europäischen Tourzirkus.

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