Olympia 2024 - Gold für Scheffler, Drama um Rahm, Jäger und Schmid auf 26

Olympia 2024

Gold für Scheffler, Drama um Rahm, Jäger und Schmid auf 26

04.08.2024 | Von Rüdiger Meyer, Foto(s): Getty Images

In einem packenden Finale kürt sich der Weltranglistenerste Scottie Scheffler zum Olympiasieger - und profitiert dabei von einem fast historischen Kollaps Jon Rahms.

Im Golf geht es so oft auf und ab, dass es sich meist nicht genau bestimmen lässt, wo ein Turnier gewonnen oder verloren wurde. Im Olympischen Golfwettbewerb der Herren dagegen lässt es sich genau festmachen: Im Rough der Bahn 17. Sowohl Scottie Scheffler als Tommy Fleetwood fanden sich dort nach ihrem Abschlag in nahezu identischer Lage wieder. Der zweifache Masters-Sieger Scheffler - mit Abstand der beste Eisenspieler der Welt - ließ sich davon nicht beirren, zauberte einen hohen Schlag aufs Grün und schafft es dabei irgendwie noch so viel Spin an den Ball zu kriegen, dass er aus fünf Metern zum Birdie lochen konnte. "Meine Güte, Scotties Schlag eben an der 17… Selbst im Rough ist seine Kontrolle über das Schlägerblatt ein Witz", postete NBC-Golfanalyst Smylie Kaufman bei X. Wie gut der Schlag war, zeigte sich wenige Minuten später als Tommy Fleetwood das Gleiche versuchte, seinen Ball nicht auf dem Grün zum Halten brachte und nach einem missglückten Chip das Bogey kassierte. Zwar hatte der Engländer auf der 18 noch eine Chance aufs Playoff, aber der Kampf um Gold und Silber war prinzipiell entschieden.

Das schien er einige Stunden zuvor auch schon zu sein. Als Scottie Scheffler auf den 12. Abschlag von Le Golf National trat, hatte er vermutlich selber schon insgeheim mit dem Traum von der Goldmedaille abgeschlossen. Es war wie immer in den letzten Wochen: der Amerikaner spielte bis zum Grün überragend, bekam aber nach Bahn 3 keinen Putt mehr zum Fallen, während der Putter von Jon Rahm so heiß lief, das man Angst haben musste, er hinterlässt Brandflecken auf den Grüns des französischen Ryder-Cup-Platzes. Als erster Mensch in der Geschichte der Olympischen Spiele lag der Spanier bei 20 unter Par und hatte vier Schläge Vorsprung vor seinem Mitspieler Fleetwood und dem davor seine Kreise ziehenden Japaner Hideki Matsuyama. Doch als Rahm sich auf der 11 aus heiterem Himmel einen Dreiputt erlaubte, flog er aus der Bahn wie eine von einem Betrunkenen geworfene Bowlingkugel. Die Drives verfehlten die Fairways, die Eisen die Grüns und die Putts rollten über die Lochkante. Nach drei weiteren Bogeys und einem Doppelbogey war der Medaillentraum für den LIV-Star, der gerade eine lange Durststrecke überwunden hatte, vorbei. Aus vier Schlägen Vorsprung wurden vier Schläge Rückstand.

Stattdessen konnte sich Hideki Matsuyama über die Bronzemedaille freuen und ein kleines persönliches Trauma überwinden. 2021 hatte er sich vor heimischer Kulisse in Tokio fest den Gewinn einer Medaille vorgenommen, scheiterte aber in einem Sieben-Mann-Playoff um Bronze. Wie viel ihm diese Medaille bedeutet, zeigte sich bei der Siegerehrung als ein breites Lachen über das Gesicht des ansonsten eher stoischen Japaners huschte, der den Moment auch gleich in einem Selfie festhielt. Es war eines von vielen Zeichen, dass Golf in Paris endgültig bei den Olympischen Spielen angekommen ist. Zum ersten Mal waren die besten Golfer der Welt versammelt am Start, und die Zuschauer strömten trotz Eintrittspreisen von bis zu 250 Euro zu Zehntausenden auf die Anlage und sorgten für eine Riesenstimmung - auch, weil mit Victor Perez ein Lokalmatador mit vier Birdies und einem Eagle auf fünf Löchern kurzzeitig Träume von einer französischen Medaille erweckte. Und als Scottie Scheffler, der dieses Jahr fast alles gewonnen hat was wichtig ist, bei den letzten Tönen des "Star-Spangled Banner" die Tränen über die Wangen liefen, wurde auch den letzten Zweiflern klar, dass das 2016 noch als Show-Wettbewerb belächelte Turnier selbst beim besten Golfer der Welt einen hohen Stellenwert genießt - und das garantiert nicht, weil er mit der Goldmedaille seine Chancen auf den Spieler des Jahres auf der PGA Tour gegenüber dem entthronten Olympiasieger Xander Schauffele erhöhte. Los Angeles 2028 kann nicht schnell genug kommen - auch für die deutsche Equipe Matti Schmid und Stephan Jäger, die nach sehr wechselhaften Runden gemeinschaftlich auf Platz 26 einkamen.

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