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Kärnten

Über den Wolken

Von Rüdiger Meyer, Fotos: Rüdiger Meyer

Fünf Golfplätze in drei Tagen ist schon unter normalen Umständen ein ambitioniertes Unterfangen. Aber wenn es wie in Kärnten auch noch rauf und runter geht, wird es zur echten Herausforderung - und zu einem riesigen Spaß.

Golfen vor einer majestätischen Berg- und Wasserkulisse ist für uns Nordlichter keinesfalls etwas Ungewöhnliches. Immerhin befindet sich der Hamburger Golfclub Falkenstein nicht nur nahe der Elbe, sondern auch in unmittelbarer Nähe von Baursberg und Waseberg. Gut, man muss sich vielleicht nicht in einem Basecamp auf den Aufstieg vorbereiten und der 90 Meter über dem Meeresspiegel liegende "Pass" war im Winter noch nie gesperrt. Aber als ich mich auf den Weg nach Kärnten gemacht habe, fühlte ich mich dennoch gut vorbereitet auf das, was mich erwartete. Ein monumentaler Irrtum.

Schon die Anfahrt aus München ist ein Fest für die Sinne. Vorbei am Chiemsee, mit den Alpen immer im Blick, führt mich die Fahrt durch Dutzende Tunnel in Richtung Kärnten. Das südlichste Bundesland Österreichs präsentiert sich bereits Anfang April von seiner schönsten Seite. Während schneebedeckte Gipfel für eine atemberaubende Kulisse sorgen und einige Skifahrer noch die letzten (Kunstschnee-)Pisten befahren, lasse ich bei strahlendem Sonnenschein und 20 Grad Celsius Außentemperatur die Seitenfenster herunter und genieße auf meinen letzten Kilometern gen Wörthersee die warme Frühlingsluft.

Kärnten:

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BEREITS AM ERSTEN TEE FÜHLT MAN SICH WIE AUF DER SKISPRUNGSCHANZE IM BENACHBARTEN VILLACH. DAS PAR 4 GEHT STEIL IN DIE TIEFE.
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Der mit fast 20 Quadratkilometern größte See Kärntens wäre mir persönlich nie als Reiseziel in den Sinn gekommen. Zu tief sitzt das Trauma seit Anfang der 1990er, als ich beim Durchzappen im TV versehentlich bei RTL landete und zehn Minuten lang sah, wie Roy Black als neuer Chef eines Schlosshotels den Wörthersee so durcheinanderwirbelte, dass man ihn allenfalls noch als Buchstabensuppe bezeichnen konnte. Doch der Alpensee wurde mir als perfekte Basis für einen Golftrip nahegelegt, schließlich befinden sich von den zwölf Kärntner Golfplätzen fünf im Umkreis von einer halben Autostunde. Und spätestens als ich auf dem Balkon meines Hotelzimmers stehe, auf den See und die Julischen Alpen blicke, während die Sonne hinter einem Berg versinkt, sind alle Negativgedanken an RTL-Verbrechen passé.

Der innere Frieden steigert sich sogar noch, als ich am nächsten Morgen zum Kärntner Golfclub Dellach fahre, warmherzig begrüßt werde und nur zwei Ratschläge für die Runde bekomme: Spaß haben und bitte an der 18 nach dem Abschlag unbedingt die Glocke läuten. Leicht irritiert ob dieser Ansage gehe ich auf die erste Bahn und mache am Grün gleich eine freudige Entdeckung. Obwohl die Winterpause erst seit drei Wochen beendet ist, sind die Grüns in einem Zustand, wie man sie in Deutschland oft nicht mal im Sommer hat: schnell, spurtreu und makellos glatt wie ein Babypopo.

Kärnten: Sensation: Auch Kärnten hat ein Weltraumprogramm (l.)Kärnten: Sensation: Auch Kärnten hat ein Weltraumprogramm (l.)
Sensation: Auch Kärnten hat ein Weltraumprogramm (l.)
Als ich die ersten zwei Bahnen spiele, frage ich mich, warum mir alle ein Cart nahegelegt haben. Abgesehen von einem Hügel an der 2, der jedoch nicht im Spiel ist, hätte das auch in Niedersachsen sein können. Doch am dritten Tee türmt sich vor mir plötzlich ein zehn Meter erhöhtes Fairway auf: der Startschuss zu einem atemberaubenden Auf und Ab durch Waldschneisen, das sein Crescendo an der spektakulär in die Tiefe führenden 10 erlebt. Von da an wartet hinter jeder Kurve eine neue Überraschung. An der 11 fällt der Blick durch eine Schneise auf die mehr als 3.300 Meter messende Hochalmspitze, an der 12 und 13 gibt es einen unverbauten Blick auf den Wörthersee, an der 16 wartet vor einem Stall ein atemberaubendes Par 3 und an der 18 verstehe ich endlich den Wink mit dem Glockenklöppel.

Das vielleicht bizarrste Par 3, das ich je gesehen habe, wird quer über die Driving Range gespielt und die Glocke soll verhindern, dass man wie Charlie Sheen in "Platoon" endet. Dass das Metallschild darunter schon von Golfbällen durchlöchert ist, wirft allerdings Fragen ob der Durchdachtheit dieser Lösung auf. Glücklicherweise halten sich jedoch alle an die Regel und ich kann unbeschadet die halbstündige Fahrt nach Velden antreten, wo mich die nächste Herausforderung erwartet. Sportlich, weil der Platz durchaus tückisch angelegt ist, und konditionell, weil es hier noch welliger zugeht als in Dellach.

Kärnten:
Bereits am ersten Tee fühlt man sich wie auf der Skisprungschanze im benachbarten Villach. Das Par 4 geht steil in die Tiefe und der K-Punkt ist hier keine rote Linie, sondern die Ausgrenze auf der linken Seite. Dass es an manchen Stellen ein wenig an Platz gemangelt hat, resultiert in einigen höchst anspruchsvollen Löchern, bei denen man sich am Tee Gedanken über die richtige Strategie machen muss. Nirgends kommt dies mehr zum Tragen als an der 7, die eines der schmalsten Fairways Europas besitzt. Dass der Abschlag erhöht ist, macht es psychologisch noch herausfordernder, da sämtliche Fallstricke ins Auge stechen.

Die wahre Stärke spielt Velden allerdings auf den Back Nine aus, wo sich ein Highlight an das nächste reiht. Mit atemberaubenden Geländebewegungen, Panoramablick auf die Karawanken und punktuellen, aber klug eingesetzten Bunkern bedient der Golfplatz in Velden sowohl die Vorlieben von sportlich anspruchsvollen Spielern als auch die derjenigen, die Golf wegen der Natur und zur Entspannung spielen. Wobei Letztere vielleicht zu einem Cart greifen sollten, denn entspannend ist der Gang nicht, wie ein Blick auf meine Health App zeigt: Mehr als 120 Meter Höhenunterschied habe ich bewältigt.

 
WOHNEN

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WERZERS HOTEL RESORT PÖRTSCHACH

Das Viersterne-Superior-Hotel ist der perfekte Ausgangspunkt für einen Golftrip, da fünf der zwölf Kärntner Golfplätze in weniger als einer halben Stunde Fahrtzeit zu erreichen sind. Wer ein Zimmer mit Blick auf den Wörthersee bucht, kann atemberaubende Sonnenuntergänge vom Balkon bewundern. Allen anderen ist ein Abend im Badehaus zu empfehlen, das neben einem erstklassigen Restaurant einen beheizten Außenpool besitzt, in dem man das Gefühl hat, im Wörthersee zu baden. Wer lieber indoor schwimmt, kann auf den 2.000 Quadratmeter großen Wellness-Bereich zurückgreifen, aus dem man ebenfalls das Bergpanorama genießen kann.

Golfplätze in der Region

KÄRNTNER GOLFCLUB DELLACH

KÄRNTNER GOLFCLUB DELLACH

18 Löcher, Par 71, 5.604 Meter

Adresse
Golfstraße 3
A-9082 Maria Wörth
+43 (0)4273.2515
www.kgcdellach.at

Greenfee
95 Euro

Der 1927 gegründete Club gehört zu den ältesten Österreichs. Carol Noskowski gestaltete die ersten neun Bahnen, 1954 kamen die zweiten neun dazu. Da das Gelände begrenzt ist, gab es nur wenig Potenzial, sich den Längenentwicklungen des modernen Golfsports anzupassen. Dass der Platz kurz ist, heißt aber nicht, dass er auch einfach wäre. Gerade auf den Front Nine sind die Fairways so schmal, dass jeder Drive sitzen muss. Die Back Nine sind offener, sodass sich auch an der 12 und 13 ein wunderbarer Blick auf den Wörthersee öffnet.

Killerloch
Wörtlich genommen ist die 18 das Killerloch, denn vom Tee zum Grün muss man die Driving Range überqueren. Doch qualitativ ist die 10 eine Bahn, die sich bereits beim Blick vom erhöhten Tee auf die Netzhaut einbrennt. Das 305 Meter kurze Par 4 führt nicht nur steil nach unten, es geht auch in einem Dogleg nach rechts. Die Strategie ist also eher links bleiben. Doch je weiter links der Drive landet, desto mehr wird der Winkel ins Grün links von einem Hügel abgeschnitten.
www.kgcdellach.at

GOLF VELDEN WÖRTHERSEE

GOLF VELDEN WÖRTHERSEE

18 Löcher, Par 72, 6.127 Meter

Adresse
Golfweg 41
A-9231 Köstenberg
+43 (0)4274.7045
www.golfvelden.at

Greenfee
75 Euro

1988 erbaute der große Kurt Rossknecht den auf drei Ebenen angelegten Platz. Entsprechend bergauf und bergab geht es. Läufer sollten also eine gute Kondition haben. Hinzu kommt, dass zwischen Grün und Tee oftmals noch ein Par 3 passen würde. Dies liegt auch daran, dass sich einige Bahnen zwischen Wohnhäusern durchziehen. Auf den Back Nine ist das Gelände großzügiger, weshalb Rossknecht hier seine Stärken als Architekt noch mehr ausspielen konnte.

Killerloch
Die 13 und 14 sind wie ein Boxkampf, bei dem man erst einen linken Haken und dann eine rechte Gerade kassiert. Die von Weiß 400 Meter lange 13 spielt sich effektiv noch länger als auf der Scorekarte, weil das Fairway in der Landezone bergauf geht. Der Schlag ins Grün dürfte also lang werden, was insofern ein Problem ist, als dass vor dem Grün 30 Meter Rough, links ein Wasserhindernis und rechts wilde Grasbunker lauern. Wer diese Herausforderung schadlos überstanden hat, bekommt es an der 14 mit einem 552 Meter langen Par 5 in S-Form zu tun, dessen rechte Seite vom Tee zum Grün Verderben bedeutet.
www.golfvelden.at

GOLFCLUB KLAGENFURT-SELTENHEIM

GOLFCLUB KLAGENFURT-SELTENHEIM

18 Löcher, Par 72, 6.319 Meter
(Championship Course)
9 Löcher, Par 35, 2.446 Meter
(Romantic Course)

Adresse
Seltenheimer Straße 137
A-9061, Klagenfurt-Wölfnitz
+43 (0)463.40223
www.golf-seltenheim.at

Greenfee
93 Euro (Montag bis Freitag), 103 Euro (Wochenende, Feiertag), 35 Euro (Romantic Course)

Dass der Platz 1996 von Pete Dyes Sohn Perry gebaut wurde, merkt man unter anderem am guten Dutzend Teichen, die die Anlage zieren. Auch die künstlichen Hügel neben den Spielbahnen wecken Erinnerungen an das von TPC Sawgrass initiierte Stadium Golf, wenngleich natürlich auf anderem Niveau. Was der Platz Florida voraus hat, ist die atemberaubende Kulisse, da in der Ferne die Karawanken, das slowenische Grenzgebirge, majestätisch emporragen.

Killerloch
Ein Par 4, das von den hinteren Abschlägen mehr als 400 Meter misst, ist bereits ein echter Brecher. Aber die sechste Bahn in Klagenfurt spielt sich sogar von Gelb noch 411 Meter. Damit nicht genug: Im Knick des Dogleg nach links befindet sich darüber hinaus ein riesiger Teich, der sich bis zum Grün auf der linken Seite der Bahn zieht.
www.golf-seltenheim.at

GOLFCLUB KLAGENFURT-SELTENHEIM

GOLFANLAGE MILLSTÄTTER SEE

18 Löcher, Par 72, 5.821 Meter

Adresse
Am Golfplatz 1
A-9872 Millstatt
+43 (0)4762.82548
www.golf-millstatt.at

Greenfee
94 Euro

Die Premiumlage hoch über dem Millstätter See ist zwar optisch unglaublich attraktiv, bedeutete für den Golfplatzarchitekten Paul Hauser aber auch eine echte Herausforderung. Er löste sie, indem er nahe eines Skigebiets zwei unterschiedliche Neunlochschleifen konzipierte, die mittlerweile vermischt wurden. Neun der 18 Löcher sind eher Langlauf, die ersten zwei und die letzten sieben Bahnen sind dagegen alpiner Skilauf und verlangen absolute Präzision.

Killerloch
Von Loch 13 bis Bahn 18 kann man die Handykamera gar nicht mehr aus der Hand legen, denn ein spektakuläres Loch folgt auf das nächste. Laut Scorekarte gelten die zwei Par 5 der 13 und 17 als die größte Herausforderung, doch zumindest von den weißen und gelben Abschlägen sorgt die 15 für die zittrigsten Beine. Nicht nur, weil man für die Teeboxen bergauf gehen muss, sondern auch, weil beim Anblick eines bis zu 197 Meter langen, steil abfallenden Par 3, das rechts und dahinter eine Ausgrenze sowie links eine Schlucht hat, das Herz in die Hose rutscht.
www.golf-millstatt.at

GOLFANLAGE MOOSBURG-PÖRTSCHACH

GOLFANLAGE MOOSBURG-PÖRTSCHACH

18 Löcher, Par 72, 6.116 Meter, 9 Löcher, Par 35, 2.341 Meter
(Akedemie-Course)

Adresse
Golfstraße 2
A-9062 Stallhofen
+43 (0)4272.83486.13
www.golfmoosburg.at

Greenfee
90 Euro (18 Loch), 45 Euro (9 Loch)

1988 legte das Wiener Brüderduo Gerold und Gunther Hauser die 18 Bahnen auf einem Hochplateau im Naturgebiet "Schwarzes Moos" an. Die niedriger gelegenen Bahnen sind dabei immer ein wenig feuchter, haben echtes Parkland-Flair und verlaufen parallel zueinander. Spielerisch interessanter sind allerdings die höher gelegenen Bahnen 1 bis 3 und 10 bis 14, die mehr individuellen Charakter besitzen.

Killerloch
Mit 318 Metern von Weiß ist die 16 das drittkürzeste Par 4. Allerdings verläuft es als Dogleg nach rechts um einen Teich herum. Wer vom Tee zu aggressiv vorgeht, wird nass. Wer zu defensiv abschlägt, hat einen langen Schlag ins Halbinselgrün, was das Signature Hole von Moosburg nicht nur optisch, sondern auch spielerisch reizvoll macht.
www.golfmoosburg.at

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