Schon die Anfahrt aus München ist ein Fest für die Sinne. Vorbei am Chiemsee, mit den Alpen immer im Blick, führt mich die Fahrt durch Dutzende Tunnel in Richtung Kärnten. Das südlichste Bundesland Österreichs präsentiert sich bereits Anfang April von seiner schönsten Seite. Während schneebedeckte Gipfel für eine atemberaubende Kulisse sorgen und einige Skifahrer noch die letzten (Kunstschnee-)Pisten befahren, lasse ich bei strahlendem Sonnenschein und 20 Grad Celsius Außentemperatur die Seitenfenster herunter und genieße auf meinen letzten Kilometern gen Wörthersee die warme Frühlingsluft.

»BEREITS AM ERSTEN TEE FÜHLT MAN SICH WIE AUF DER SKISPRUNGSCHANZE IM BENACHBARTEN VILLACH. DAS PAR 4 GEHT STEIL IN DIE TIEFE.«
Der innere Frieden steigert sich sogar noch, als ich am nächsten Morgen zum Kärntner Golfclub Dellach fahre, warmherzig begrüßt werde und nur zwei Ratschläge für die Runde bekomme: Spaß haben und bitte an der 18 nach dem Abschlag unbedingt die Glocke läuten. Leicht irritiert ob dieser Ansage gehe ich auf die erste Bahn und mache am Grün gleich eine freudige Entdeckung. Obwohl die Winterpause erst seit drei Wochen beendet ist, sind die Grüns in einem Zustand, wie man sie in Deutschland oft nicht mal im Sommer hat: schnell, spurtreu und makellos glatt wie ein Babypopo.


Das vielleicht bizarrste Par 3, das ich je gesehen habe, wird quer über die Driving Range gespielt und die Glocke soll verhindern, dass man wie Charlie Sheen in "Platoon" endet. Dass das Metallschild darunter schon von Golfbällen durchlöchert ist, wirft allerdings Fragen ob der Durchdachtheit dieser Lösung auf. Glücklicherweise halten sich jedoch alle an die Regel und ich kann unbeschadet die halbstündige Fahrt nach Velden antreten, wo mich die nächste Herausforderung erwartet. Sportlich, weil der Platz durchaus tückisch angelegt ist, und konditionell, weil es hier noch welliger zugeht als in Dellach.

Die wahre Stärke spielt Velden allerdings auf den Back Nine aus, wo sich ein Highlight an das nächste reiht. Mit atemberaubenden Geländebewegungen, Panoramablick auf die Karawanken und punktuellen, aber klug eingesetzten Bunkern bedient der Golfplatz in Velden sowohl die Vorlieben von sportlich anspruchsvollen Spielern als auch die derjenigen, die Golf wegen der Natur und zur Entspannung spielen. Wobei Letztere vielleicht zu einem Cart greifen sollten, denn entspannend ist der Gang nicht, wie ein Blick auf meine Health App zeigt: Mehr als 120 Meter Höhenunterschied habe ich bewältigt.

WOHNEN
WERZERS HOTEL RESORT PÖRTSCHACH
Das Viersterne-Superior-Hotel ist der perfekte Ausgangspunkt für einen Golftrip, da fünf der zwölf Kärntner Golfplätze in weniger als einer halben Stunde Fahrtzeit zu erreichen sind. Wer ein Zimmer mit Blick auf den Wörthersee bucht, kann atemberaubende Sonnenuntergänge vom Balkon bewundern. Allen anderen ist ein Abend im Badehaus zu empfehlen, das neben einem erstklassigen Restaurant einen beheizten Außenpool besitzt, in dem man das Gefühl hat, im Wörthersee zu baden. Wer lieber indoor schwimmt, kann auf den 2.000 Quadratmeter großen Wellness-Bereich zurückgreifen, aus dem man ebenfalls das Bergpanorama genießen kann.Golfplätze in der Region

KÄRNTNER GOLFCLUB DELLACH
18 Löcher, Par 71, 5.604 MeterAdresse
Golfstraße 3
A-9082 Maria Wörth
+43 (0)4273.2515
www.kgcdellach.at
Greenfee
95 Euro
Der 1927 gegründete Club gehört zu den ältesten Österreichs. Carol Noskowski gestaltete die ersten neun Bahnen, 1954 kamen die zweiten neun dazu. Da das Gelände begrenzt ist, gab es nur wenig Potenzial, sich den Längenentwicklungen des modernen Golfsports anzupassen. Dass der Platz kurz ist, heißt aber nicht, dass er auch einfach wäre. Gerade auf den Front Nine sind die Fairways so schmal, dass jeder Drive sitzen muss. Die Back Nine sind offener, sodass sich auch an der 12 und 13 ein wunderbarer Blick auf den Wörthersee öffnet.
Killerloch
Wörtlich genommen ist die 18 das Killerloch, denn vom Tee zum Grün muss man die Driving Range überqueren. Doch qualitativ ist die 10 eine Bahn, die sich bereits beim Blick vom erhöhten Tee auf die Netzhaut einbrennt. Das 305 Meter kurze Par 4 führt nicht nur steil nach unten, es geht auch in einem Dogleg nach rechts. Die Strategie ist also eher links bleiben. Doch je weiter links der Drive landet, desto mehr wird der Winkel ins Grün links von einem Hügel abgeschnitten.
www.kgcdellach.at

GOLF VELDEN WÖRTHERSEE
18 Löcher, Par 72, 6.127 MeterAdresse
Golfweg 41
A-9231 Köstenberg
+43 (0)4274.7045
www.golfvelden.at
Greenfee
75 Euro
1988 erbaute der große Kurt Rossknecht den auf drei Ebenen angelegten Platz. Entsprechend bergauf und bergab geht es. Läufer sollten also eine gute Kondition haben. Hinzu kommt, dass zwischen Grün und Tee oftmals noch ein Par 3 passen würde. Dies liegt auch daran, dass sich einige Bahnen zwischen Wohnhäusern durchziehen. Auf den Back Nine ist das Gelände großzügiger, weshalb Rossknecht hier seine Stärken als Architekt noch mehr ausspielen konnte.
Killerloch
Die 13 und 14 sind wie ein Boxkampf, bei dem man erst einen linken Haken und dann eine rechte Gerade kassiert. Die von Weiß 400 Meter lange 13 spielt sich effektiv noch länger als auf der Scorekarte, weil das Fairway in der Landezone bergauf geht. Der Schlag ins Grün dürfte also lang werden, was insofern ein Problem ist, als dass vor dem Grün 30 Meter Rough, links ein Wasserhindernis und rechts wilde Grasbunker lauern. Wer diese Herausforderung schadlos überstanden hat, bekommt es an der 14 mit einem 552 Meter langen Par 5 in S-Form zu tun, dessen rechte Seite vom Tee zum Grün Verderben bedeutet.
www.golfvelden.at

GOLFCLUB KLAGENFURT-SELTENHEIM
18 Löcher, Par 72, 6.319 Meter(Championship Course)
9 Löcher, Par 35, 2.446 Meter
(Romantic Course)
Adresse
Seltenheimer Straße 137
A-9061, Klagenfurt-Wölfnitz
+43 (0)463.40223
www.golf-seltenheim.at
Greenfee
93 Euro (Montag bis Freitag), 103 Euro (Wochenende, Feiertag), 35 Euro (Romantic Course)
Dass der Platz 1996 von Pete Dyes Sohn Perry gebaut wurde, merkt man unter anderem am guten Dutzend Teichen, die die Anlage zieren. Auch die künstlichen Hügel neben den Spielbahnen wecken Erinnerungen an das von TPC Sawgrass initiierte Stadium Golf, wenngleich natürlich auf anderem Niveau. Was der Platz Florida voraus hat, ist die atemberaubende Kulisse, da in der Ferne die Karawanken, das slowenische Grenzgebirge, majestätisch emporragen.
Killerloch
Ein Par 4, das von den hinteren Abschlägen mehr als 400 Meter misst, ist bereits ein echter Brecher. Aber die sechste Bahn in Klagenfurt spielt sich sogar von Gelb noch 411 Meter. Damit nicht genug: Im Knick des Dogleg nach links befindet sich darüber hinaus ein riesiger Teich, der sich bis zum Grün auf der linken Seite der Bahn zieht.
www.golf-seltenheim.at

GOLFANLAGE MILLSTÄTTER SEE
18 Löcher, Par 72, 5.821 MeterAdresse
Am Golfplatz 1
A-9872 Millstatt
+43 (0)4762.82548
www.golf-millstatt.at
Greenfee
94 Euro
Die Premiumlage hoch über dem Millstätter See ist zwar optisch unglaublich attraktiv, bedeutete für den Golfplatzarchitekten Paul Hauser aber auch eine echte Herausforderung. Er löste sie, indem er nahe eines Skigebiets zwei unterschiedliche Neunlochschleifen konzipierte, die mittlerweile vermischt wurden. Neun der 18 Löcher sind eher Langlauf, die ersten zwei und die letzten sieben Bahnen sind dagegen alpiner Skilauf und verlangen absolute Präzision.
Killerloch
Von Loch 13 bis Bahn 18 kann man die Handykamera gar nicht mehr aus der Hand legen, denn ein spektakuläres Loch folgt auf das nächste. Laut Scorekarte gelten die zwei Par 5 der 13 und 17 als die größte Herausforderung, doch zumindest von den weißen und gelben Abschlägen sorgt die 15 für die zittrigsten Beine. Nicht nur, weil man für die Teeboxen bergauf gehen muss, sondern auch, weil beim Anblick eines bis zu 197 Meter langen, steil abfallenden Par 3, das rechts und dahinter eine Ausgrenze sowie links eine Schlucht hat, das Herz in die Hose rutscht.
www.golf-millstatt.at

GOLFANLAGE MOOSBURG-PÖRTSCHACH
18 Löcher, Par 72, 6.116 Meter, 9 Löcher, Par 35, 2.341 Meter(Akedemie-Course)
Adresse
Golfstraße 2
A-9062 Stallhofen
+43 (0)4272.83486.13
www.golfmoosburg.at
Greenfee
90 Euro (18 Loch), 45 Euro (9 Loch)
1988 legte das Wiener Brüderduo Gerold und Gunther Hauser die 18 Bahnen auf einem Hochplateau im Naturgebiet "Schwarzes Moos" an. Die niedriger gelegenen Bahnen sind dabei immer ein wenig feuchter, haben echtes Parkland-Flair und verlaufen parallel zueinander. Spielerisch interessanter sind allerdings die höher gelegenen Bahnen 1 bis 3 und 10 bis 14, die mehr individuellen Charakter besitzen.
Killerloch
Mit 318 Metern von Weiß ist die 16 das drittkürzeste Par 4. Allerdings verläuft es als Dogleg nach rechts um einen Teich herum. Wer vom Tee zu aggressiv vorgeht, wird nass. Wer zu defensiv abschlägt, hat einen langen Schlag ins Halbinselgrün, was das Signature Hole von Moosburg nicht nur optisch, sondern auch spielerisch reizvoll macht.
www.golfmoosburg.at