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Neuseeland – Teil 2

Abenteuerspielplatz

Von Rüdiger Meyer, Fotos: Tino Dertz/ZWEI:D, PR (2)

Die erst in den 1970ern gebauten Front Nine sind noch ein leichter Aufgalopp. Das Gelände ist flacher und etwas großzügiger als auf den Back Nine, sodass man hier auch mal problemlos zum Driver greifen kann. Allerdings ist es nicht zwingend nötig, zum längsten Schläger im Bag zu greifen. Arrowtown ist ein Par 70 von gerade einmal 5.404 Metern, bei dem kein Par 4 länger als 350 Meter ist. In Kombination mit dem harten Untergrund kommt man auch mit einer defensiveren Spielvariante immer zum Ziel.

Das A und O in Arrowtown ist Genauigkeit, denn ein verfehlter Annäherungsschlag bedeutet automatisch Probleme. Zwar gibt es auf dem gesamten Platz nicht einen einzigen Bunker, aber so gut wie jedes Grün ist erhöht und Bump-and-Runs sind oft ausgeschlossen, weil der Ball gegen einen Felsen laufen würde. Wer in Arrowtown regelmäßig das Up and Down schafft, kann sich auf allen anderen Plätzen der Welt entspannt zurücklehnen: Viel schwieriger ist es auch in Sawgrass nicht. Mir gelingt es an diesem Tag nicht. Nach zwölf Löchern liege ich 13 über Par und habe nicht einen Ein-Putt auf der Scorekarte. Als ich auf der 13 meinen Drive nach rechts in eine Senke verziehe, ist der Frust dementsprechend groß - und steigert sich noch, als ich den Ball unspielbar in einerSchräge finde. Nach Strafschlag und Drop schlage ich ein unmotiviertes, aber immerhin sauber getroffenes Eisen 7 und habe keine Ahnung, wo ich den Ball suchen soll. Als ich auf dem Grün ankomme und weit und breit kein Ball zu sehen ist, habe ich gedanklich schon den nächsten Strafschlag notiert, als ich pro forma ins Loch blicke und einen Ball entdecke. Birdie, aber noch wichtiger: endlich kein Zwei-Putt. Dass dies ein Ausreißer bleibt, kann ich verschmerzen angesichts der unglaublichen Bergkulisse und der Natur der Bahnen, für die das englische Wort "quirky" geradezu erfunden worden ist.

Neuseeland:

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WER NUR ZEIT FÜR EINE RUNDE HAT, SOLLTE AUF JEDEN FALL DEN CORONET WÄHLEN, DA ES DEN BAHNEN DES REMARKABLES EIN WENIG AN INDIVIDUALITÄT FEHLT.
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Direkt nebenan finden sich drei Golfplätze, die das komplette Gegenteil von Arrowtown sind: die High-End-Destination The Hills, die für Nicht-Mitglieder kaum noch spielbar ist, und das Millbrook Resort mit zwei 18-Loch-Plätzen. Die von Neuseelands Golflegende Bob Charles codesignte Remarkables-Schleife lebt von der Kulisse des namensgebenden Gebirgszugs, zu dessen Füßen Charles ideales Gelände für einen Golfplatz fand. "Nur auf einem Loch war es nötig, Erde zu bewegen", erklärte der erste linkshändige Major-Sieger damals. Das Ergebnis war ein Platz mit Championship-Kaliber, dessen Bahnen aber auch überall sonst auf der Welt nicht fehl am Platz gewesen wären. Das lässt sich über den Coronet-Platz, benannt nach dem 1.649 Meter hohen Coronet Peak, nicht gerade sagen. Die seit Januar 2022 bespielbaren 18 Löcher haben einen Hauch von Arrowtown, da sie deutlich ondulierter sind und am Fairwayrand immer wieder Schieferfelsen aus dem Boden schießen. Der Unterschied: Coronet ist knapp 1.000 Meter länger und ein ausgewachsenes Par 72, dafür aber auch in der Breite deutlich großzügiger. Seit 2023 wird auch die New Zealand Open auf dem Coronet ausgetragen, wobei für die Schlussrunden ein Mix-Platz aus den besten 18 Löchern des Resorts zusammengestellt wird. Wer nur Zeit für eine Runde hat, sollte auf jeden Fall den Coronet wählen, da es den Bahnen des Remarkables ein wenig an Individualität fehlt.

Neuseeland: Water Gate: dieses Mal ganz ohne 'Deep Throat' (l.)Neuseeland: Water Gate: dieses Mal ganz ohne 'Deep Throat' (l.)
Water Gate: dieses Mal ganz ohne 'Deep Throat' (l.)
Dies lässt sich über Queenstown nicht sagen. Die knapp 50.000 Einwohner zählende Stadt hat eine Hipster-Dichte, die selbst Berlin-Kreuzberg erblassen lässt. Und im Stadtzentrum gibt es mit "Fergburger" eine Kult-Institution, deren Burger-Kreationen ähnlich lange Warteschlangen erzeugen wie in SoHo zu Hochzeiten der Cronut oder die Dubai-Schokolade, wenn sie bei Lidl im Angebot ist. Wer es eine Portion schicker mag, nimmt die Gondel auf den 480 Meter hohen Bob's Peak und lässt den Blick während eines Buffet-Lunchs über die Stadt und den Lake Wakatipu schweifen.

Neuseeland:
Eine solche Lage weckt Begehrlichkeiten. Seit 2017 hat Queenstown die Millionenstadt Auckland als teuerste Wohngegend Neuseelands abgelöst. Dies liegt natürlich auch an ihrem Status als Reise-Destination. Rund vier Millionen Übernachtungsgäste verzeichnete der Tourismus-Hot-Spot im Süden Neuseelands im Jahr 2024. Golfer machen darunter aktuell noch einen verschwindend kleinen Teil aus. Das könnte sich in den nächsten Jahren jedoch ändern, denn aktuell sind drei große Golfprojekte in Arbeit. Das Weingut Gibbston Valley will Anfang 2026 unter anderem mit einem Golfplatz zum Luxus-Resort expandieren, Kostenpunkt: 400 Millionen Euro. Architekt Greg Turner ist auch für den bis 2028 geplanten Hogan's Gully verantwortlich und erhält dabei Verstärkung von dem renommierten Amerikaner Gil Hanse. Und eine Autostunde weiter nördlich hat das Designteam von Jack's Point eine weitere Traumdestination bekommen: Glendhu Bay liegt ebenfalls zwischen See und Bergen und könnte, wenn alles gut läuft, bereits 2026 die ersten Golfer in Empfang zu nehmen, Adrenalinkick inbegriffen.

 

Golfplätze in der Region

JACK'S POINT

JACK'S POINT

18 Löcher, Par 73, 6.388 Meter

Adresse
McAdam Drive, Jack's Point, Queenstown 9371, Neuseeland
Tel. +64 (0)3.450.2050
jackspoint.com

Greenfee
180 Euro (01. November bis 30. April), 140 Euro (01. Mai bis 31. Oktober)

Bereits 1992 erkannte John Darby, dass das Land zwischen der Remarkables-Bergkette und dem Lake Wakatipu ideal für einen Golfplatz ist. Doch es dauerte noch 16 Jahre, bis Jack's Point Eröffnung feierte. Obwohl es Teil eines Resorts ist, gelang es Darby, sich die besten Landstücke für den Golfplatz zu sichern, der über mehrere Höhenlevel angelegt wurde und dadurch ein spektakuläres Loch nach dem nächsten bietet.

Killerloch
Von der bergab auf ein Grün vor dem See zulaufenden 7 über die 16, die in Richtung Remarkables spielt, gibt es zahlreiche Signature Holes, aber die 15 ist das faszinierendste. Das 423 Meter lange Par 4 wird über eine Schafherde gespielt, die zwischen Teebox und einer 200 Meter langen Mauer grast. Die diagonal verlaufende, etwas mehr als hüfthohe Mauer sorgt für eine spannende Risk-Reward-Entscheidung. Wer eine zu optimistische Linie wählt, muss seinen Ball zwischen Schafsköteln suchen.
www.jackspoint.com

ARROWTOWN GOLF CLUB

ARROWTOWN GOLF CLUB

18 Löcher, Par 70, 5.404 Meter

Adresse
166 Centennial Avenue Arrowtown 9371, Neuseeland
Tel. +64 (0)3.442.1719
arrowtowngolf.co.nz

Greenfee
95 Euro (01. November bis 30. April), 65 Euro (01. Mai bis 31. Oktober)

Nachdem ein erster Golfclub gescheitert war, wurden vor 90 Jahren an neuer Steller neun Bahnen erbaut - ohne Architekt und ohne große technische Hilfsmittel. Aufgrund des steinigen Untergrunds kamen Bunker nicht infrage, die Hindernisse liefert stattdessen die Natur. Die Fairways schlängeln sich zwischen Felsen und über Hügel auf meist erhöhte Grüns, die selten eben sind. Wer mit dem Ansatz an die Runde geht, diesen kurzen Platz auseinanderzunehmen, wird sein blaues Wunder erleben.

Killerloch
Die 331 Meter kurze Bahn 9 befindet sich auf einem Gelände, das für ein Golfloch denkbar ungeeignet ist. Die ersten 170 Meter hat das Fairway gerade mal 20 Meter Breite. Wer den Drive 190 Meter geradeaus spielt, landet aber im Wasser. Longhitter können die Hügel auf der rechten Seite mit 220 Metern carry aus dem Spiel nehmen und die Kürze des Lochs ausnutzen; alle anderen hingegen müssen ihre präzisesten Schläger nehmen, um die s-förmige Bahn mit ihren Hügeln, Wasser und einer tiefen Senke 35 Meter vor dem Grün zu meistern.
www.arrowtowngolf.co.nz

MILLBROOK GOLF RESORT

MILLBROOK GOLF RESORT

18 Löcher, Par 72, 6.342 Meter (Coronet)
18 Löcher, Par 71, 6.259 Meter (Remarkables)

Adresse
1124 Malaghans Road, Arrowtown 9371, Neuseeland
Tel. +64 (0)3.441.7000
millbrook.co.nz

Greenfee
20. Oktober bis 30. April: 190 Euro (Coronet), 125 Euro (Remarkables); 01. Mai bis 21. September: 65 Euro (Composite Course); 22. September bis 19. Oktober: 110 Euro (Coronet), 80 Euro (Remarkables)

John Darby kam 1979 nach Queenstown, um das Remarkables-Skigebiet zu bauen. Ende der 80er schloss er sich mit Neuseelands Golflegende Bob Charles zusammen und entwickelte das Millbrook Golf Resort. Was mit 18 Löchern begann, hat seit 2021 zwei ausgewachsene Championship-Plätze und einen Neunloch-Kurzplatz. Der von Greg Turner und Scott Macpherson gestaltete Coronet zieht sich dabei durch felsigeres, wildes Terrain, was ihn herausfordernder und zum idealen Austragungsort der New Zealand Open machte.

Killerloch
Die ersten fünf Bahnen des Coronet sind noch relativ zahm, aber mit Loch 6 beginnt der spektakuläre Teil. Das von Schwarz 169 Meter lange Par 3 führt bergauf über ein Tal mit Ballverlust-Garantie auf ein schmales Grün, das von Felsen umrahmt ist. Dies kann zwar eine Rettung sein, wenn der verzogene Ball zurück aufs Green abprallt, es kann ihn jedoch auch ins Nirgendwo katapultieren und zum Ballverlust führen.
www.millbrook.co.nz

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