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Schottland

Da geht was!

Von Rüdiger Meyer, Fotos: Rüdiger Meyer & PR

Sind Privatplätze wirklich nur ihren Mitgliedern vorbehalten? Mit viel gutem Zureden und einer Menge Anfängerglück schummeln wir uns in der Heimat des Golfsports auf die exklusivsten Wiesen. Nachmachen unbedingt empfohlen!

Es war einmal ein reicher Amerikaner, der nach Schottland kam, um einen Golfplatz zu bauen. Nein, das hier ist nicht die hundertste Geschichte über Donald Trump. Der reiche Amerikaner, um den es sich dreht, heißt Jerry Savardi. Und sein Renaissance Club ist in vieler Hinsicht der Anti-Trump. Während es der US-Präsident möglichst groß, laut und protzig mag, gibt sich der Renaissance Club bodenständig. Anstatt einen Architekten zu verpflichten, der mit Bulldozern Unmengen an Erde umherschiebt, engagierte Savardi den für seinen minimalistisch-natürlichen Stil bekannten Tom Doak.

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Tauschgeschäft: 300 Euro Greenfee bezahlt, aber 500 Instagram-Follower gewonnen

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GULLANE #2, DER SICH EBENFALLS ÜBER DEN GULLANE HILL ZIEHT UND NICHT SCHLECHTER AUSSIEHT, KOSTET STATT 137 NUR 65 EURO.
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Der gefeierte Platzdesigner legte über das wellige Gelände einen komplett natürlichen Platz, der auf mich wirkt, als gäbe es ihn bereits Hunderte Jahre - obwohl die letzten drei Löcher erst 2014 eröffneten. Doch warum baut jemand ausgerechnet im schottischen East Lothian einen Golfplatz? Die mit mehr als 20 Plätzen ausgestattete Region braucht einen weiteren Kurs schließlich so dringend wie die angrenzende Nordsee ein Glas Salzwasser.

Schottland: 'Independence Day 3': dann doch lieber ein Triple-Bogey
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Für Savardi war es eine Familienangelegenheit. Der aus einer Großfamilie mit fünf Brüdern und drei Schwestern stammende Kerosinmagnat trifft sich seit 25 Jahren mit seinen Geschwistern zum Savardi Invitational - einem Golfausflug, der gleichzeitig der Familienzusammenführung dient. Auf einem dieser Ausflüge setzte ein Freund Savardi einen Floh ins Ohr: "Hast du nicht Lust, einen Platz in Schottland zu bauen?" Aus dem anfänglichen Lachen wurde schnell Ernst, und als Savardi während einer Einladung nach Muirfield das direkt daran angrenzende Gelände sah, war es um ihn geschehen.

Schottland: Schieflage: unglaublich, was ein roter Ballon alles anrichten kann!Schottland: Schieflage: unglaublich, was ein roter Ballon alles anrichten kann!
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Jedoch sollte es nicht irgendein Platz werden. Der Renaissance Club ist nur Mitgliedern vorbehalten. In Schottland, wo - trotz aller Diskussionen um reine Männerclubs - das Golfspielen eine sehr demokratische Angelegenheit ist, ein nicht gerade einfach zu verkaufendes Rezept. Selbst Architekt Doak schreibt über sein Design: "Es tut mir leid, das zu sagen, aber noch privater als meine einzige Arbeit in Großbritannien geht es in Schottland kaum." 75.000 Pfund Aufnahmegebühr und einen Jahresbeitrag von 5.000 Pfund lassen sich die Mitglieder ihr Privileg kosten. Umso überraschter bin ich, als ich im Club in einer relaxten und offenherzigen Atmosphäre begrüßt werde.

 
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SCHOTTLAND
DUCK'S INN
Das "Duck's Inn" in Aberlady liegt mitten im Golf-Paradies. Zum absoluten Fun-Platz in Kilspindie kann man zu Fuß gehen. Und neben unseren drei Tipps Renaissance, North Berwick West und Gullane #1 sind noch acht weitere Golfplätze innerhalb von 15 Autominuten zu erreichen. Auf den ersten Blick sieht das "Duck's" nach einem typischen britischen Inn aus: rustikale Zimmer, eine urige Bar und extrem freundliches Personal. Aber das Geheimnis liegt in der exquisiten Küche. Besitzer Malcolm Duck war mit seinem Restaurant "Le Marche Noir" in Edinburgh bereits im Michelin-Guide vertreten und für 49 Pfund zaubert Ducks Chefkoch Michal Mozdzen ein herausragendes Fünfgängemenü.
www.ducks.co.uk

Um an eine Startzeit im Renaissance Club zu kommen, gibt es zwei Möglichkeiten. Zum einen bietet der Club für rund 300 Euro eine "One Time Experience" an, mit der jeder den Platz ein einziges Mal spielen kann. Wer es doch lieber etwas preiswerter hätte, muss sich auf die Suche nach einem Mitglied machen, und das ist gar nicht so schwer, wie man vermuten würde. Denn im beschaulichen Aberlady gibt es ein uriges Hotel mit exquisiter Küche: das "Duck's Inn". Eigentümer Malcolm Duck hat lange Zeit eines der Top-Restaurants in Edinburgh geleitet, ehe er sich auf sein Hotel konzentrierte - und Mitglied im Renaissance Club wurde. Wer bei ihm übernachtet und freundlich seine Golf-Leidenschaft durchblicken lässt, hat gute Chancen auf eine Runde im Renaissance Club. Und zudem lässt sich mit ihm vortrefflich über Golf reden und streiten. Beispielsweise darüber, welcher Spitzenplatz in der Umgebung denn wohl besser ist: Gullane #1 oder North Berwick West?

VITAMIN B


Für Malcolm ist die Antwort ganz klar: Gullane #1, der Austragungsort der Scottish Open 2015, ist für ihn nach Muirfield und seinem Heimatclub der drittbeste Platz der Gegend und auch mein erster Eindruck ist durchaus positiv, als ich im Gullane Golf Club ankomme. Als Spieler auf Platz #1 (der Club verfügt noch über zwei weitere 18- Loch-Plätze, die sinnigerweise #2 und #3 getauft wurden) erhalte ich Zutritt zum exklusiveren der beiden Clubhäuser. Mit einem Sandwich gestärkt mache ich mich auf gen Starterhaus, wo bereits meine beiden schwedischen Mitspieler warten. Als wir auf dem ersten Tee stehen, fällt unser Blick sofort auf das stilbildende Element des Platzes: den Gullane Hill. Der 42 Meter hohe Hügel muss im Verlauf der Runde dreimal erklommen werden. Als Belohnung gibt es wunderschöne Ausblicke über die Nordsee und die Golfplätze der Umgebung inklusive Muirfield. Es sind diese Löcher, die mir am Ende der Runde am meisten in Erinnerung bleiben. Wie Bahn 2, ein Par 4, das in einer kleinen Senke des Hügels entlangführt, Bahn 5, ein Dogleg nach links auf den Hill hinauf, die 7 und die 17, von deren Abschlägen es steil in die Tiefe geht. Allerdings gibt es zwei Probleme: Die von einem unbekannten Architekten gestalteten Bahnen sind etwas monoton - insbesondere die Par 3, deren Grüns rundherum von Topfbunkern verteidigt sind. Und Gullane #2, der sich ebenfalls über den Gullane Hill zieht und nicht schlechter aussieht, kostet statt 137 nur 65 Euro.

Golfplätze in der Region

GULLANE # 1 Golf Club

GULLANE # 1 Golf Club

18 Löcher - Par 71 - 6.258 m

Adresse
West Links Road,
Gullane, EH31 2BB
Tel. +44 (0)1620.842255
www.gullanegolfclub.com

Greenfee
ca. 137 Euro (wochentags) ca. 172 Euro (Wochenende)

Der Golfer, der auf einen Hügel stieg und von einem Berg herunterkam, so lässt sich die Runde auf Gullane #1 am besten beschreiben. Zwar ist der Gullane Hill nur 42 Meter hoch, aber spätestens bei der dritten Besteigung wirkt er wie der Kilimandscharo. So wie der Platz sich auf und ab bewegt, macht es auch die Qualität der Golflöcher. Aufregenden Strecken wie von der 5 bis zur 7 folgen immer wieder etwas langweilige Abschnitte. Wer hier spielt, sollte am besten gleich 36 Löcher einplanen. Denn für 25 Pfund mehr darf man an einem Tag neben #1 auch den nahezu gleichwertigen #2 spielen.

Killerloch:
Mit 411 Metern von den Back Tees ist die 5 bereits auf der Scorekarte ein harter Brocken. Aber dann führt der zweite Schlag auch noch den Gullane Hill hinauf. Mahlzeit!
www.gullanegolfclub.com

NORTH BERWICK Golf Club

NORTH BERWICK Golf Club

18 Löcher - Par 71 - 5.949 m

Adresse
Beach Road,
North Berwick, EH39 4BB
Tel. +44 (0)1620.895040
www.northberwickgolfclub.com

Greenfee
ca. 126 Euro (April bis Oktober)

Ein einzigartiges Golf-Erlebnis: Wellige Fairways, exzentrische Grüns, wilde Bunker und ungewöhnliche Hindernisse. Wie der Old Course in St. Andrews hat der West Links von North Berwick unzählige Golfplatz-Architekten inspiriert. Man muss kein Fachmann sein, um zu verstehen warum. Ist die Runde beendet, brennt man regelrecht darauf, noch mal zu spielen um sicherzustellen, dass das Ganze kein Traum war.

Killerloch
Mit 345 Metern Länge sieht die 16 zuerst nach einem simplen Loch aus. Aber zumindest bei Gegenwind muss man den Drive vor dem Burn im Fairway ablegen, wodurch der Schlag in das irre Biarritz-Grün nahezu unmöglich ist. Und das Spiel ums Grün wird durch die Senke in der Mitte auch nicht gerade leichter.
www.northberwickgolfclub.com

RENAISSANCE Golf Club

RENAISSANCE Golf Club

18 Löcher, Par 71, 6.678 m

Adresse
Cowden Hill Drive
Dirleton, North Berwick, EH39 5HS
Tel. +44 (0)1620.850901
www.trcaa.com

Greenfee
auf Anfrage

Nach einer Woche in Schottland hat man eins satt: das rundherum von einer Handvoll Topfbunkern verteidigte Par 3. Im Renaissance Club aber zeichnen sich gerade die Par 3 durch ihre erfrischende Vielfalt aus. Architekt Tom Doak weiß wie kaum ein anderer, wie man den One-Shotter aufregend gestaltet. Das Greenfee für die "One Time Experience" ist zu hoch, aber wer mit einem Mitglied draufkommen kann, sollte sich die Chance nicht entgehen lassen.

Killerloch:
Die 410 Meter lange 14 kann die zwei tödlichsten Topfbunker der Anlage vorweisen. Vorsicht!
www.trcaa.com

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