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Kaufberatung 2017

Bälle

Von Dan Owen, Fotos: Getty Images

Die Wahl des richtigen Balls kann auf den ersten Blick verwirrend sein, denn trotz des Rückzugs von Nike aus dem Golfsport ist die Vielfalt an Modellen überwältigend. Doch wer seinen Golfschwung und vor allem seine Schlägerkopfgeschwindigkeit kennt, sollte keine Probleme haben, das passende Spielgerät zu finden.

Der Begriff 'Ball-Fitting' hat sich in den letzten 24 Monaten in der Golfwelt etabliert und wir haben, was die Bedeutung angeht, ein kleines Problem damit. Schließlich impliziert 'Fitting' bei Golf-Equipment, dass es nach eingehender Analyse auf den eigenen Schwung angepasst oder sogar gebaut wird. Selbstverständlich ist es wichtig, den richtigen Ball für die eigene Schlägerkopfgeschwindigkeit zu spielen, und ihn zu finden kann ein längerer Prozess sein. In dieser Hinsicht jedoch von einem Fitting zu sprechen ist doch etwas hoch gegriffen.

Wie dem auch sei, selbstverständlich handelt es sich beim Golfball um eines der wichtigsten Bestandteile der Golfausrüstung, schließlich ist er das einzige Teil, das bei jedem einzelnen Schlag in Aktion ist. In keinem anderen Segment des Golfmarkts hat es in den vergangenen Jahren derartige Fortschritte gegeben, sei es auf der technischen Seite mit Konstruktionsmerkmalen, die immer größere Längen ermöglicht haben, oder auf Seiten des Marketings und des Vertriebs, wo Direktanbieter wie Vice oder Foreace kräftig an der Preisschraube drehen.

Kaufberatung 2017: Alex Noren hatte den Chrome Soft X in der vergangenen Saison bereits im Arbeitseinsatz und gewann drei Turniere
Alex Noren hatte den Chrome Soft X in der vergangenen Saison bereits im Arbeitseinsatz und gewann drei Turniere
Wie der Chrome Soft von Callaway zeigt, wird dieser Preisdruck mittlerweile auch von den großen Marken verspürt, schließlich liegt die unverbindliche Preisempfehlung des Flaggschiffballs von Callaway bei 45 Euro pro Dutzend. Das sind rund zehn Euro weniger als die High-End-Modelle der anderen Platzhirsche auf dem Ballmarkt. Vor fünf Jahren, vor dem Aufkommen der kleinen Golfball-Revoluzzer, wäre dieser Preis für einen 4-Piece-Tourball noch undenkbar gewesen. Tourspieler wie Phil Mickelson und Patrick Reed schwören auf den Chrome Soft und Dave Bartels weiß warum: 'Der Chrome Soft generiert durch alle Schläger im Bag hindurch weniger Spin für mehr Länge. Driver vom Tee: weniger Spin. Eisen vom Fairway: weniger Spin. Beim kurzen Spiel rund ums Grün erzeugt er jedoch dank seiner weichen Mantelschicht jede Menge Spin und darum lieben unsere Tourspieler diesen Ball.' Für einige Tourspieler waren die Spin-Werte des Chrome Soft allerdings zu niedrig und darum steht 2017 der Chrome Soft X in den Pro-Shops. Während Amateurspieler von den niedrigeren Spin-Werten des Chrome Soft profitieren, suchen gute Spieler mit sehr konstanten Schlägen nach einem klassischeren Spin-Profil wie das des Chrome Soft X.

TaylorMade startet mit dem TP5 und TP5x einen neuen Angriff auf den hart umkämpften Ballmarkt, und betrachtet man Jon Rahms TrackMan-Werte mit dem neuen Ball, scheinen die Vorzeichen vielversprechend. Beide Bälle setzen sich aus fünf Schichten zusammen und sind damit die kompliziertesten Konstruktionen auf dem Ballmarkt. Viel Feedback von Tourspielern floss in den Entwicklungsprozess der TP5-Bälle ein und besonderes Augenmerk der Ingenieure galt der Driver- und Eisen-Performance der neuen Bälle, denn nahezu alle Profis waren sich einig, dass die Charakteristik der Vorgängermodelle rund ums Grün nahezu perfekt war.

Kaufberatung 2017: Die Unterschiede im Ballflug zwischen Titleist Pro V1 und Pro V1x in einer Illustration
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Die Z-Star-Modelle von Srixon genießen bereits seit Jahren einen exzellenten Ruf, die beeindruckenden Auftritte von PGA-Tour-Sieger Hideki Matsuyama haben der Popularität dieser Bälle allerdings einen riesigen Schub gegeben. Als Tochterunternehmen der Dunlop Company, einem der größten Konzerne für Kunststoffverarbeitung auf der Welt, steht Srixon ein riesiges Materialwissen und enorme Ingenieur-Manpower zur Verfügung. Früchte dieser Forschung sind der extrem weiche und große Kern der Z-Star-Bälle und das 338-Speed-Dimples-Muster, die für eine kraftvolle und bohrende Flugbahn sorgen. Wie man es von Japanern gewohnt ist, halten sie sich mit vollmundigen Marketingversprechen und überkandidelten Längenangaben zurück. Sie lassen lieber ihr Produkt sprechen.

Die größte und wichtigste Neuheit auf dem Ballmarkt 2017 ist aber selbstverständlich die Einführung der neuen Pro-V1- und Pro-V1x-Modelle von Titleist. Schließlich ist dieser Ball der Goldstandard für alles, was rund und weiß ist auf den Profitouren dieses Planeten, und das schon seit dem Jahr 2000, als der Pro V1 zum ersten Mal der Golföffentlichkeit präsentiert wurde. Die Aussage 2017 ist nunmehr die zehnte Generation des Pro V1 und die achte Auflage des Pro V1x, und glaubt man Titleist-Golfballpapst Bill Morgan, dann war es nicht einfach, die ohnehin schon äußerst ausgereiften Bälle noch weiter zu verbessern. "In Gesprächen mit Tourspielern habe ich auf die Frage, was wir besser machen könnten, immer wieder gehört: 'Am Pro V1x eigentlich nichts' und ,Der Pro V1 könnte ein bisschen länger werden.'" Und somit führten kleine Änderungen an beiden Modellen zu Ergebnissen, die für Golfball-Nerds einem Paradigmenwechsel nahekommen, denn 2017 erzeugt der Pro V1 bei allen Schlägen zum ersten Mal weniger Spin als der Pro V1x. Als Resultat daraus fällt die Flugkurve des Pro V1 auch etwas flacher aus. Das einzigartige Feedback und das angenehm weiche Gefühl im Treffmoment sowie die altbekannte Charakteristik des Pro V1 bleiben erhalten. Es könnte also sein, dass 2017 einige Spieler, die bisher auf den Pro V1x schworen, einmal einen Blick auf den etwas softeren Pro V1 werfen, denn der Längenvorteil für Spieler mit hohen Schlägerkopfgeschwindigkeiten ist mit dieser Generation Titleist-Bällen sichtbar geringer geworden. Rund ums Grün hat dem Pro V1 ohnehin noch nie ein anderer Ball etwas vorgemacht.

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