Christoph ist einer der Erfinder des Short Track Matchplay, eines schnellen und actionreichen Turnierformats über neun Löcher. Gespielt wird eins gegen eins mit Vorgabe. Hobbygolfer können ab vier Personen ihre eigene Liga gründen, sich zu den Matches verabreden und diese per Mobile-Website verwalten. Die Gruppenbesten treten im Herbst beim Deutschlandfinale an, dort geht es um die Mauritius-Tickets. Auf dem European-Tour-Platz am Indischen Ozean wird dann der Weltmeister im K.o.-System ermittelt. Theoretisch kann auch ich das werden. Doch mein Traum zersplittert, als mein Name fällt.


»Franzi ist neben ihrem Studium Model und verfügt somit schon berufsbedingt über eine Figur, die mir etwas Angst macht, die sanfte Meeresbrise könnte sie davonwehen. Die zierliche Erscheinung ist jedoch eine echte Mogelpackung, denn es ist unvorstellbar, wie weit sie ihre Drives schlägt.«
Ein schwereres Los hätte ich nicht bekommen können. Für mich Wochenendhacker geht es gegen Franzi Pfuff, eine Scratch-Golferin. Eher würde ich mein Geld auf Karl Lagerfeld in einem Boxkampf gegen Wladimir Klitschko setzen. Auch Christoph kann sich ein Lachen nicht verkneifen. "Haha, das schaue ich mir an, das wird genial!", sagt er. Mut macht mir nur, dass wir netto spielen und ich an jedem Loch einen Schlag mehr machen darf als Franzi. Wie unberechtigt dieser Hoffnungsschimmer ist, zeigt sie mir am nächsten Morgen auf der Driving Range. Während ich verzweifelt meine Bälle auf die zehnte Spielbahn slice, zeichnet sie ein Gemälde aus Ballflugbahnen in den dunkelblauen afrikanischen Himmel. Franzi ist neben ihrem Studium Model und verfügt somit schon berufsbedingt über eine Figur, die mir etwas Angst macht, die sanfte Meeresbrise könnte sie davonwehen. Die zierliche Erscheinung ist jedoch eine echte Mogelpackung, denn es ist unvorstellbar, wie weit sie ihre Drives schlägt. Ich bekomme einen Kloß im Hals beim Gedanken daran, dass sie vom Damen-Tee einen satten Vorsprung hat.
Auf dem Weg zum ersten Abschlag krieche ich zu Kreuze, flehe sie an, Erbarmen mit mir zu haben. Doch Franzi lächelt nur und winkt mit ihrer rechten Hand: "Mach dir keine Sorgen, ich bin heute katastrophal drauf." Dann legt sie ihren Ball aufs Tee, schwingt den Driver zurück und haut die weiße Kugel 220 Meter weit aufs Fairway.

Angestochen von Franzis beeindruckender Leistung spiele ich deutlich über meine Verhältnisse und biete ihr sogar ein paar Löcher lang die Stirn. Dass die David-gegen-Goliath-Paarung nicht einseitig wird, regelt auch der Spielmodus. Jeder Gegner kann maximal zwei "up" und analog zwei "down" liegen. Dadurch entscheiden sich Matches frühestens an Loch acht. Dass Franzi und ich uns bis zum neunten Grün duellieren, ist allerdings auch einigen Schlägen auf den ersten Bahnen zu verdanken, die ich sonst nicht immer so hinbekomme.
Habe ich das örtliche Glück für den Tag wohl schon aufgebraucht? Für einen anderen Spieler ist diese Frage eindeutig mit Ja zu beantworten. Bei dem Versuch, das Gesicht zu reinigen, schlägt er sich am Wasserhahn einen Zahn samt Wurzel heraus. Noch dickere Backen macht er, als er anschließend seinen ersten Drive so ungünstig trifft, dass die Kugel nicht vor, sondern hinter dem Tee landet. Unsanft daran erinnert, wie viel Pech möglich ist, fühlt sich mein ein oder anderer verlorener Ball plötzlich gar nicht mehr ganz so schlimm an.


Unter den 16 Teilnehmern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sind drei Golferinnen und 13 Golfer aller Spielstärken. Bezeichnend für den modernen Turniermodus gleicht sich das Mann-Frau-Verhältnis schon im Halbfinale an. Und während die globale Boulevardpresse bei Harrys und Meghans Hochzeit über Emanzipation jubelt, da die Braut es tatsächlich schaffte, ein paar Schritte ohne die Hand eines Mannes zu gehen (!), lassen zeitgleich die beiden Halbfinalistinnen Franzi und Jana den männlichen Kontrahenten nicht den Hauch einer Chance.