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Short Track Matchplay

Heiße Turnierserie mit Happy End

Von Fritz Lüders, Fotos: Christoph Günther, STMPlay, VLH

Dreißig Grad, Neun-Loch-Matches, fünf Sterne, zwei unschlagbare Frauen und ein European-Tour-Platz: Wir haben nachgerechnet und dem Short Track Matchplay die Note 1 verpasst.

Steigt man ins Flugzeug, um am anderen Ende der Welt ein Golfturnier zu spielen, dann ist man mit großer Wahrscheinlichkeit Profi. Dass mir diese Ehre zuteilwird, fühlt sich falsch an. So, als müsste ich den Harvard-Mathe-Club in einem Brainstorming vertreten. Meine Befürchtung, mit Amateurschwung die Hosen vollzubekommen, verstärkt sich, als ich die anderen Turnierteilnehmer bei Shrimps, Jazzmusik und Willkommensdrink zum ersten Mal treffe. Doch klopft mir der Organisator Christoph Günther, den die meisten von euch wohl aus unserer GolfPunk "Trainerstunde" kennen, aufmunternd auf die Schulter und begrüßt uns zur Short-Track-Matchplay-Weltmeisterschaft im Heritage Le Telfair Resort auf Mauritius. Der 42-Jährige, Dreitagebart, athletisch, die oberen Knöpfe vom Hemd geöffnet, erntet während seiner Ansprache auffallend viele weibliche Blicke, doch für solche Kinkerlitzchen habe ich im Moment keine Auffassungsgabe, schließlich werden gerade die Turnier-Paarungen bekannt gegeben.

Christoph ist einer der Erfinder des Short Track Matchplay, eines schnellen und actionreichen Turnierformats über neun Löcher. Gespielt wird eins gegen eins mit Vorgabe. Hobbygolfer können ab vier Personen ihre eigene Liga gründen, sich zu den Matches verabreden und diese per Mobile-Website verwalten. Die Gruppenbesten treten im Herbst beim Deutschlandfinale an, dort geht es um die Mauritius-Tickets. Auf dem European-Tour-Platz am Indischen Ozean wird dann der Weltmeister im K.o.-System ermittelt. Theoretisch kann auch ich das werden. Doch mein Traum zersplittert, als mein Name fällt.

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Franzi ist neben ihrem Studium Model und verfügt somit schon berufsbedingt über eine Figur, die mir etwas Angst macht, die sanfte Meeresbrise könnte sie davonwehen. Die zierliche Erscheinung ist jedoch eine echte Mogelpackung, denn es ist unvorstellbar, wie weit sie ihre Drives schlägt.
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Franzi und Sissi
Ein schwereres Los hätte ich nicht bekommen können. Für mich Wochenendhacker geht es gegen Franzi Pfuff, eine Scratch-Golferin. Eher würde ich mein Geld auf Karl Lagerfeld in einem Boxkampf gegen Wladimir Klitschko setzen. Auch Christoph kann sich ein Lachen nicht verkneifen. "Haha, das schaue ich mir an, das wird genial!", sagt er. Mut macht mir nur, dass wir netto spielen und ich an jedem Loch einen Schlag mehr machen darf als Franzi. Wie unberechtigt dieser Hoffnungsschimmer ist, zeigt sie mir am nächsten Morgen auf der Driving Range. Während ich verzweifelt meine Bälle auf die zehnte Spielbahn slice, zeichnet sie ein Gemälde aus Ballflugbahnen in den dunkelblauen afrikanischen Himmel. Franzi ist neben ihrem Studium Model und verfügt somit schon berufsbedingt über eine Figur, die mir etwas Angst macht, die sanfte Meeresbrise könnte sie davonwehen. Die zierliche Erscheinung ist jedoch eine echte Mogelpackung, denn es ist unvorstellbar, wie weit sie ihre Drives schlägt. Ich bekomme einen Kloß im Hals beim Gedanken daran, dass sie vom Damen-Tee einen satten Vorsprung hat.

Auf dem Weg zum ersten Abschlag krieche ich zu Kreuze, flehe sie an, Erbarmen mit mir zu haben. Doch Franzi lächelt nur und winkt mit ihrer rechten Hand: "Mach dir keine Sorgen, ich bin heute katastrophal drauf." Dann legt sie ihren Ball aufs Tee, schwingt den Driver zurück und haut die weiße Kugel 220 Meter weit aufs Fairway.

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Eisen fressen
Angestochen von Franzis beeindruckender Leistung spiele ich deutlich über meine Verhältnisse und biete ihr sogar ein paar Löcher lang die Stirn. Dass die David-gegen-Goliath-Paarung nicht einseitig wird, regelt auch der Spielmodus. Jeder Gegner kann maximal zwei "up" und analog zwei "down" liegen. Dadurch entscheiden sich Matches frühestens an Loch acht. Dass Franzi und ich uns bis zum neunten Grün duellieren, ist allerdings auch einigen Schlägen auf den ersten Bahnen zu verdanken, die ich sonst nicht immer so hinbekomme.

Habe ich das örtliche Glück für den Tag wohl schon aufgebraucht? Für einen anderen Spieler ist diese Frage eindeutig mit Ja zu beantworten. Bei dem Versuch, das Gesicht zu reinigen, schlägt er sich am Wasserhahn einen Zahn samt Wurzel heraus. Noch dickere Backen macht er, als er anschließend seinen ersten Drive so ungünstig trifft, dass die Kugel nicht vor, sondern hinter dem Tee landet. Unsanft daran erinnert, wie viel Pech möglich ist, fühlt sich mein ein oder anderer verlorener Ball plötzlich gar nicht mehr ganz so schlimm an.

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Frauen regieren die Welt
Unter den 16 Teilnehmern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sind drei Golferinnen und 13 Golfer aller Spielstärken. Bezeichnend für den modernen Turniermodus gleicht sich das Mann-Frau-Verhältnis schon im Halbfinale an. Und während die globale Boulevardpresse bei Harrys und Meghans Hochzeit über Emanzipation jubelt, da die Braut es tatsächlich schaffte, ein paar Schritte ohne die Hand eines Mannes zu gehen (!), lassen zeitgleich die beiden Halbfinalistinnen Franzi und Jana den männlichen Kontrahenten nicht den Hauch einer Chance.

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