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Ryder Cup, Tag 1

Starke zweite Halbzeit: Alles blau

Von Jan Langenbein, Fotos: Jan Langenbein

Morgens pfui, abends hui! Der erste Tag des Ryder Cups hätte spannender nicht starten können.

Als Tony Finau während seines ersten Ryder-Cup-Matches zusammen mit dem Spielpartner Brooks Koepka auf die 16. Teebox trat, lagen die beiden Amerikaner 1 down gegen das stark aufspielenden Duo Justin Rose und Jon Rahm. Bisher hatte nichts im Matchverlauf darauf hingewiesen, dass die Europäer in ernsthafte Gefahr kommen könnten. Ein Wink der Golfgötter war nötig und Finau bekam diesen Wink als sein Eisenschlag am Par 3 deutlich zu kurz geriet, doch nicht auf Nimmerwiedersehen im Wasserhindernis verschwand, sondern mit einem lauten "Klong!" von dem Sprinklerdeckel vor dem Grün abprallte und weniger als einen Meter vorm Loch zum liegen kam. "Das war riesiges Glück für uns," kommentierte Finau seinen Kunstschuss nach der Runde. "Als der Ball startete, dache ich nur: 'Bitte lande glücklich!', und genau das ist auch passiert."

Was folgte war ein Birdie und der Ausgleich im Match. Kurze Zeit später konnten Finau und Koepka auf der 18 sogar das erste Mal während der gesamten Partie in Führung gehen und den Europäern einen zuvor beinahe sicher geglaubten Punkt stibitzen "Dieser Punkt fühlt sich wie zwei an," grinste Koepka im Anschluss und hatte damit vollkommen recht.

Das gedrehte Match war ein Schlag in die Magengrube des europäischen Teams, denn auch Rory McIlroy zusammen mit Thorbjørn Olesen mussten sich deutlich geschlagen geben. Auch Paul Casey und Rookie Tyrrell Hatton hatten bei ihrem Match das Nachsehen, und das, obwohl sie auf Loch neun eine sagenhafte Serie von sechs Birdies infolge auf den Platz zauberten.

Einzig Tommy Fleetwood und Francesco Molinari konnten ihren Gegnern Paroli bieten, denn der Italiener machte genau dort weiter, wo er in Carnoustie bei der Open Championship aufgehört hatte - er rang Tiger Woods mit stoischem und äußerst präzisem Zermürbungsgolf nieder. Unglaublich, aber wahr: der einzige europäische Punkt für Team Europa an diesem Vormittag war auch gleichzeitig der erste volle Punkt, den Francesco Molinari bei seiner dritten Ryder-Cup-Teilnahme gewinnen konnte.

"Endlich! Endlich! Ich liebe diesen Kerl. Was soll ich sonst noch sagen? Ich liebe ihn", freute sich der Mann aus Turin nach dem Match und meinte damit selbstverständlich seinen Spielpartner aus Southport, der mit zwei Monsterputts auf den Löchern 15 und 16 dem Superduo, bestehend aus Patrick Reed und Tiger Woods, den Zahn zog.
3:1 hieß es damit nach den Vierball-Bestball-Partien des Morgens uns alles sah rosig aus für die Männer um Jim Furyk. Doch die "USA! USA! USA!"-Rufe verstummten am Nachtmittag schnell, als Team Europa den Besen auspackte und zum sogenannten "Clean Sweep" ansetzte: vier Punkte aus vier Partien. Unter großzügiger Mithilfe der Amerikaner, die in sämtlichen Matches-Ergebnissen über Par spielten, drehten Tommy Fleetwood und Co. das suboptimale Ergebnis des Vormittags komplett.

Es war der erste Sweep im Klassischen Vierer für Team Europa in der Ryder-Cup-Geschichte und Rory McIlroy, der gemeinsam mit Ian Poulter kurzen Prozess mit Bubba Watson und Webb Simpson machte, fasste Tag 1 danach nüchtern zusammen: "Foursome unter diesen Bedingungen auf solch einem Golfplatz zu spielen, ist enorm fordernd. Unser Start heute Morgen war nicht optimal, aber er war besser als vor zwei Jahren in Hazeltine. Wir müssen weiter geduldig spielen."

Wir allerdings können die Geduld kaum aufbringen, bis es morgen vor den Toren von Paris wieder weitergeht.

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