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Budget-Golf

Sister Act

Von Rüdiger Meyer, Fotos: Getty Images, Rüdiger Meyer, Matthew Harris, PR

Pebble Beach, Royal County Down, Sawgrass: Bei diesen Namen freuen sich nicht nur Golfer, sondern auch Inkasso-Unternehmen, denn dank der Greenfee-Preise kann man sich eine Runde nur mit einem kleinen Privatkredit leisten. Doch es gibt eine Möglichkeit, in den legendären Clubs aufzuteen, ohne anschließend Insolvenz anzumelden: einfach einen der Schwesterplätze spielen.

BRO HOF SLOTT

CASTLE COURSE
Par 72, 6.129 Meter

Mit fünf Nordea-Masters-Austragungen hat sich der Stadium Course von Bro Hof Slott in das Bewusstsein von Golf-Fans gespielt. Der Castle Course genießt dagegen noch immer eine gewisse Anonymität. Fast 1.500 Meter kürzer als der Stadium Course ist das ebenfalls von Robert Trent Jones jr. gestaltete Design deutlich angenehmer spiel- und vor allen Dingen laufbar. Das Par 72 hat dabei mit je sechs Par 3, Par 4 und Par 5 eine ungewöhnliche Bahnenkonstellation, wodurch sich immer wieder Birdie-Chancen ergeben. Die finanzielle Ersparnis gegenüber dem großen Bruder ist vielleicht nicht ganz so groß wie anderswo, allerdings ist auch der Qualitätsunterschied, was Design und Pflegezustand angeht, nur minimal. Greenfee: 152 Euro (Ersparnis: 21%)

PACIFIC GROVE

GOLF LINKS
Par 70, 5.237 Meter

Der 17-Mile Drive auf der Monterey Peninsula ist nicht nur eine der beeindruckendsten Küstenstraßen der Welt, er ist auch ein Paradies für Golfspieler. Allerdings gibt es einen Haken: Den Cypress Point Golf Club kann man nur spielen, wenn man sich irgendwie mit einem der 250 Mitglieder anfreundet, und die fünf Plätze des Pebble Beach Resort verlangen für eine Runde mehr Greenfee, als die meisten Golfer bereit sind, in einem ganzen Jahr zu zahlen. Doch ganz im Norden der Halbinsel verweigert sich der Pacific Grove Golf Links konsequent der Greenfee-Explosion. Die Front Nine, die mit zwei Par 3 unkonventionell beginnen, sind nicht der Rede wert, aber die von Pebble-Beach-Designer Jack Neville gestalteten Back Nine am Pazifik können sich wahrlich sehen lassen. Wenn man bedenkt, dass man hier zum Preis einer Runde auf Pebble Beach gleich zehnmal spielen kann und dafür gefühlt die gleiche Zeit braucht, ist Pacific Grove ein Schnäppchen sondergleichen. Greenfee: 60 Euro (Ersparnis: 91%)

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TPC SAWGRASS

DYE'S VALLEY
Par 72, 6.260 Meter

Keine Frage: Wer nach Sawgrass kommt, tut dies in erster Linie wegen des Inselgrüns des Stadium Course. Aber bei Greenfee-Preisen von über 500 Euro und Bahnen, die so viele Golfbälle schlucken, dass man mit ihnen das Bällebad bei Ikea füllen könnte, wird das schnell ein kostspieliger Spaß. Zugegeben, auch Dye's Valley ist kein Schnäppchen, aber zumindest kann man für den gleichen Preis mehr als 36 Löcher spielen - und möchte danach nicht vor Frust seine Schläger in den nächsten Teich werfen. Zwar lauert auch hier viel Wasser, es gibt aber weniger erzwungene Carries und Pete Dye hat sogar interessantere Grünkomplexe als nebenan gebaut. Greenfee: 275 Euro (Ersparnis: 57%)

KAPALUA

BAY COURSE
Par 72, 6.035 Meter

Jedes Jahr treffen sich die Sieger der PGA Tour im Westen Mauis, um den König der Könige zu krönen - und veranstalten auf den steilen Fairways des Plantation Course fast eine Art Long Drive Contest, den 2024 Max Homa mit einem 436-Meter-Drive anführte. Auf dem fast 1.000 Meter kürzeren Bay Course von Arnold Palmer kommen dagegen auch Short-Hitter auf ihre Kosten. Mit einem Mix aus Parkland-Löchern und hügeligen Bahnen, die traumhafte Ausblicke auf den Pazifik bieten, hält der Platz zwar nicht spielerisch, dafür aber szenisch mit dem großen Bruder mit. Allerdings kann man das eingesparte Greenfee an der 17 wieder verlieren, wo ein 187-Meter-Schlag über den Pazifik ein echter Ballfresser ist. Greenfee: 257 Euro (Ersparnis: 39%)

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ROYAL COUNTY DOWN

ANNESLEY LINKS
Par 66, 4.222 Meter

Auf vielen Bestenlisten taucht der Championship Links von Royal County Down ganz vorne auf. Der Annesley Links ist quasi das Gleiche in der Miniaturwunderland-Version. Der ohne Par 5 ausgestattete Platz hat exakt dieselben Eigenschaften und teilweise sogar die identischen Dünen wie der große Bruder. Vor allen Dingen sollte man nicht den Fehler machen und den Platz wegen seiner Kürze auf die leichte Schulter nehmen. Wer den Annesley Links mit dem Driver überpowern will, sucht seine Bälle bald im kniehohen Rough, denn die Fairways sind so schmal wie das Budget, das für die Runde erforderlich ist. Greenfee: 75 Euro (Ersparnis: 85 %)

ROYAL TROON

PORTLAND COURSE
Par 70, 5.751 Meter

Wenn früher die Open Championship in Royal Troon stattfand, wurde der Portland Course zu einem Ort der Blasphemie. Statt Pull Carts rollten Autos über die Fairways, die als Parkplatz dienten. Ein Schicksal, das der 1896 eröffnete Portland Course nicht verdient hat. Er ist zwar deutlich kürzer und einfacher als der Austragungsort der diesjährigen Open, aber würde er nicht zwischen lauter Weltklasseplätzen liegen, sondern irgendwo in Deutschland, würden sich alle die Finger danach lecken. Die letzten zehn Löcher mit ihren fünf Par 5 lassen vielleicht etwas an Abwechslung vermissen, unter den Par 3 und Par 4 befinden sich jedoch einige Bahnen, die auch auf dem renommierten Old Course kaum abfallen würden. Greenfee: 135 Euro (Ersparnis: 66%)

Budget-Golf: Eskaliert: Mega-Ansturm beim Black-Friday-SaleBudget-Golf: Eskaliert: Mega-Ansturm beim Black-Friday-Sale
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LE GOLF NATIONAL

L'AIGLE COURSE
Par 71, 5.834 Meter

Während man auf dem Albatros Course die 2018er-Ryder-Cup-Klatsche für die Amerikaner nachspielen kann und die neun Löcher des Oiselet (Birdie) vor allem für Anfänger geeignet sind, bietet der Aigle (Eagle) den meisten Spielspaß für normale Amateur-Golfer. Wie beim Albatros, der dieses Jahr auch die olympischen Wettbewerbe austrägt, wurde auch hier ein eigentlich flaches Gelände durch Einfuhr von Baumaterialien und Erdbewegungen aufgepeppt. Dank breiter Fairways, weniger Bunker und Wassers, das nur an zwei Bahnen richtig ins Spiel kommt, ist er deutlich fehlertoleranter und ideal zum Warm-up für den großen Platz - oder um wieder Selbstbewusstsein zu tanken, nachdem man vom Albatros verprügelt wurde - wie Jordan Spieth von Thorbjørn Olesen im Ryder Cup. Greenfee: 92 Euro (Ersparnis: 60%)

ROYAL DORNOCH

STRUIE COURSE
Par 71, 5.729 Meter

Man weiß, dass man es mit großer Golftradition zu tun hat, wenn der zweite Platz eines Clubs bereits mehr als 100 Jahre zählt. 1923 entstand die kleine Schwester von Royal Dornoch als Ladies Course. Nachdem die Royal Air Force im Zweiten Weltkrieg aus Golf-Landebahnen gemacht hatte, musste der auch Low Course genannte Struie einige Löcher an den Meisterschaftsplatz abtreten. Zum 18-Loch-Platz wurde der nach dem 285 Meter hohen Struie Hill benannte Platz erst Ende der 1990er, als Donald Steel und Robin Hiseman ein so vollwertiges Layout daraus machten, dass 2022 der R&A sogar die Senior Amateur Championships der Männer und Frauen auf dem Struie austrug. 105 Euro (Ersparnis: 68%)

ROYAL PORTRUSH

VALLEY LINKS
Par 71, 5.802 Meter

Es gab eine Zeit, in der der Valley Course nur ein Viertel des Greenfees für den großen Dunluce kostete. Doch nachdem immer mehr Golfer den kleinen Schwesterplatz für sich entdeckten, hat auch dieser mittlerweile das Greenfee angezogen. Weil den hinter den hohen Dünen gelegenen 18 Bahnen der Blick aufs Meer abgeht, fehlt ihnen auch ein wenig der Sexappeal. Doch auf den zweiten Blick ist der von Harry Colt gestaltete Platz eine echte Schönheit. Insbesondere die Grünkomplexe sind herausfordernd und in der Regel perfekt manikürt. Und selbst die Tatsache, dass dem Valley Course vor der Open Championship 2019 zwei Bahnen vom großen Bruder geklaut wurden, erwies sich im Nachhinein als Segen. Denn die drei neuen Löcher, die als Ausgleich entstanden, bieten nicht nur spielerische Qualität, eines davon ermöglicht nun endlich auch den Blick aufs Meer und bringt, wie es Justin Timberlake ausdrücken würde, "sexy back". Greenfee: 163 Euro (Ersparnis: 59%)

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