1906 besuchte C.B. Macdonald das aus dem Jahr 1888 stammende Design von Willie Dunn im Golf de Biarritz gemeinsam mit der französischen Golf-Pro-Legende und dem späteren Open-Champion Arnaud Massy, der in Biarritz geboren wurde. Im Gegensatz zu anderen Template-Spielbahnen ist das tatsächliche Loch, das das Biarritz-Template inspirierte, nicht genau belegt, obwohl sicher feststeht, auf welcher Anlage es sich befand.

»Den Ball direkt aufs hintere Plateau zu spielen ist riskant, da nur marginal zu kurz geratene Schläge meist im Graben des Grüns hängen bleiben und hinter dem Grün meist Bogeys lauern.«
Der Abschlag in Yale von einer erhöhten Teebox über einen See lässt vermuten, dass vielleicht doch das "Chasm Hole" in Biarritz Inspiration für das Template war. Diese Version des Grüns verfügt über ein kleineres Frontplateau und einen beinahe drei Meter tiefen Graben, der durch das Putting-Grün verläuft
Der ursprüngliche Golfplatz in Biarritz verfügt über einige ungewöhnliche Spielbahnen entlang hoher Klippen. Die weit verbreitete Ansicht ist, dass C.B. Macdonalds Biarritz-Template im dramatischen "Chasm Hole" des Platzes seinen Ursprung hat, einem 190 bis 200 Meter langen Par 3, auf dem der Abschlag von einer Teebox an den Kanten der Klippe auf ein Grün nahe weiterer Klippen über einen 25 Meter tiefen Abgrund gespielt werden musste.
Auf vielen der Biarritz-Löcher, die Macdonald baute, finden sich erzwungene Carry-Schläge, was der Theorie, das "Chasm Hole" könnte die Vorlage gewesen sein, eine gewisse Legitimität verleiht. Ein von Macdonald verfasster Zeitungsartikel lässt jedoch einen anderen Ursprung vermuten und es scheint, als wäre es tatsächlich ein anderer Grünkomplex etwas entfernt der Küstenlinie und nicht das spektakuläre Abgrundloch gewesen, das als Ursprung aller Biarritz-Spielbahnen gelten darf. Vielleicht war es aber auch eine Kombination aus beiden.

Der Querschnitt durch ein stereotypisches Biarritz Grün mit seinem etwa 1,5 Meter tiefen Graben in der Mitte. Der vorgelagerte Bunker kann als Hommage an den erforderlichen Carry-Schlag des ursprünglichen "Chasm Hole" angesehen werden
Da das ursprüngliche "Chasm Hole" längst dem Bau von Ferienhäusern weichen musste und die Überbleibsel des Originaldesigns Jahrzehnte nach Macdonalds Besuchs ein vollständiges Redesign erfuhren, geht das Rätseln um die endgültige Lösung dieses 155 Jahre alten Mysteriums weiter, wenngleich die Hoffnung, eine definitive Lösung zu finden, nicht allzu groß ist. Davon abgesehen ist das Biarritz-Konzept des C.B. Macdonald derartig offensichtlich und unübersehbar, dass selbst ein Blinder es identifizieren könnte, nachdem er zwei oder drei Exemplaren über den Weg lief.
Für den Anfang des 20. Jahrhunderts fiel das Par 3 von normalerweise 190 bis 215 Metern extrem lang aus. Sein Hauptmerkmal, das ein Biarritz zu einem Biarritz-Loch macht, ist das ungewöhnliche Gründesign: Mit einer beachtlichen Länge von 50 bis 65 Metern erstreckt sich das längliche Grün in Verlängerung zur Spielrichtung und verfügt in etwa seiner Mitte über einen 1,20 bis 1,60 Meter tiefen Graben, der das Grün faktisch in zwei unterschiedliche Putting-Oberflächen teilt. Um die Sache noch interessanter zu gestalten, flankieren Bunker beide Plateaus. Als ganz klare "Triff das Grün oder ernsthafte Probleme warten"-Situation folgte dieses Template der bestrafenden Designphilosophie, die noch potenziert wird, wenn es auf dem Weg zum Grün eine Schlucht oder ein Wasserhindernis zu überqueren gilt.

Dieser Blick von hinter dem knapp 200 Meter langen Biarritz-Loch im Shoreacres Golf Club zurück in Richtung Teebox macht deutlich, wie massiv das 75 Meter tiefe Grün ausfällt, zu dessen vorderer Kante es selbst von den Backtees somit "nur" 140 Meter sind
Im Gegensatz zu anderen Template-Löchern scheint sich das Design des Biarritz in den meisten Clubs über die Jahrzehnte verbessert zu haben, denn auf vielen Anlagen wurde der vordere Teil des Grüns meist als Fairway gepflegt und nur wenige Greenkeeper behandelten die gesamte Fläche des Designs als Putting-Fläche. Nach einigen Jahrzehnten dieser fragwürdigen Praxis gingen viele Clubs dazu über, auch die vordere Hälfte des Grüns wieder als Putting-Grün zu pflegen, was die Einzigartigkeit eines Biarritz-Lochs unterstreicht und den Schlag ins Grün deutlich interessanter und unterhaltsamer gestaltet.
Biarritz-Grüns erfordern meist Schläge, die zur Fahne hin ausrollen. Sämtliche Fahnenpositionen auf dem hinteren Plateau des Grüns verlangen nach einer flachen Annäherung, die auf dem vorderen Plateau landet und durch den tiefen Graben zur Fahne hin ausrollt. Den Ball direkt aufs hintere Plateau zu spielen ist riskant, da nur marginal zu kurz geratene Schläge meist im Graben des Grüns hängen bleiben und hinter dem Grün meist Bogeys lauern.

Der Autor
Tony Ristola, ein Amerikaner mit finnischen Wurzeln, kann nicht nur Golf spielen - er war als Teaching- sowie Playing-Pro aktiv -, sondern fand in der Golfplatzarchitektur seine wahre Bestimmung. Zusammen mit Arbeitern, von denen die meisten noch nie einen Golfplatz gesehen hatten, schuf er mit Sand Valley in Polen sein erstes, international gefeiertes 18-Loch-Layout. Als einziger Golfplatzarchitekt garantiert er, jeden einzelnen Tag der Planungs- und Bauphase einer neuen Anlage vor Ort zu sein. www.tonyristola.comNicht jeder Golfer und auch nicht jeder Platzarchitekt ist ein Verehrer des Biarritz-Templates. Aber egal ob man das Design liebt oder hasst, der Franzose unter den Templates verlangt Respekt und kreatives Eisenspiel.