Diese Illustration zeigt ein 950 Quadratmeter großes Grün, das in diesem Herbst gebaut werden soll. Obwohl es recht groß ist, eignet es sich aufgrund seiner Konturen für Spielbahnen jeder Länge, sogar für kurze Par-3-Löcher. Entwässerung ist beim Gründesign von entscheidender Bedeutung. Die blauen Pfeile wurden hinzugefügt, um die Richtung anzuzeigen, in die Wasser abfließen kann, in diesem Fall in fünf Richtungen. Wäre das Grün von hinten nach vorne geneigt, würde sich Wasser an der Vorderseite des Grüns genau dort, wo der meiste Fußgänger- und Wartungsmaschinenverkehr herrscht, sammeln und so die Gefahr von Schlamm, Bodenverdichtung und Rasenverlust nur erhöhen.
Bunker mögen die visuell auffälligsten Elemente eines Golfplatzes sein, aber wie C.B. Macdonald einst schrieb: "Die Grüns sind für einen Golfplatz, was das Gesicht für ein Porträt ist." Großartige Golfplätze haben großartige Grünkomplexe, die nicht nur aus der Putting-Fläche, sondern auch aus deren Umgebung bestehen.
Der wohl bekannteste Platz mit außergewöhnlichen Grüns ist Augusta National. Die dortigen Grünkomplexe sind aus gutem Grund weltberühmt. Sie sind interessant, erfordern kreative und oft präzise Annäherungs- und Recovery-Schläge und natürlich brillante Putts. Die Grüns in Augusta bestimmen die Spielstrategie an vielen Löchern bereits beim Abschlag und die optimalen Linien und die besten Strategien können je nach Fahnenposition erheblich variieren.
Würdest auch du gerne tagtäglich Grüns so herausfordernd und interessant wie die von Augusta spielen? Dem steht eigentlich nichts im Wege. Es liegt allein am Architekten, Grünflächen mit solchem Charakter zu entwerfen. Abgesehen von mangelndem Wissen, ausbleibender Inspiration und fehlendem Willen, es zu tun, hält ihn nichts auf. Die Baukosten für ein tolles Grün sind dieselben wie die für eine leblose Putt-Fläche.
Ich bin davon überzeugt, dass ein Platz auf flachem Gelände ohne Hindernisse und mit 18 außergewöhnlich gestalteten Grüns eine interessante, unterhaltsame und herausfordernde Aufgabe darstellen kann. Für Golfplatzarchitekten ist eine Grundsatzfrage der Ausgangspunkt für gutes Gründesign: Wie kann man ein Loch, einen Abschlag, Annäherungs-, Putt- und Trouble-Shots ohne formale Hindernisse interessant gestalten? Ist dies gelungen, können bei Bedarf Hindernisse dem Design hinzugefügt werden, um Strategie, Ästhetik und Individualität der Spielbahn zu verbessern.
Für jedes einzelne Grün müssen Entscheidungen getroffen werden. Wie groß? Wie erhöht im Vergleich zum Fairway? Was sind die umliegenden Hindernisse oder gibt es keine? Welche Kombinationen aus kurzem Gras, Bunkern, Hügeln und Mulden werden verwendet? Was sind die umliegenden Böden? Ermöglichen sie eine gute Drainage? Wird das Grün ebenerdig, erhöht, in einer Senke, wie eine umgedrehte Suppenschüssel, mit einem Grat oder einer Mulde in der Mitte oder eine Kombination aus diesen Möglichkeiten sein? Wohin soll die unterirdische und oberirdische Entwässerung führen? Wo wird sich der Großteil des Fußgänger- und Greenkeeper-Verkehrs konzentrieren? Welche Gräser werden verwendet? Wie schnell möchten die Clubmitglieder später ihre Grüns haben? Wie viele Runden werden auf dem Golfplatz jährlich gespielt? Wie lang ist die Saison? Und dann gilt es natürlich noch sicherzustellen, dass genügend Bereiche für unterschiedliche Fahnenpositionen verfügbar sind. Dies sind nur einige der Überlegungen, die in ein gutes Gründesign fließen.
»WÜRDEST AUCH DU GERNE TAGTÄGLICH GRÜNS SO HERAUSFORDERND UND INTERESSANT WIE DIE VON AUGUSTA SPIELEN? DEM STEHT EIGENTLICH NICHTS IM WEGE.«
Besonders auf Plätzen von Dr. von Limburger ist dieses Stilmittel oft zu finden: Die Hügel rund ums Grün wurden so gestaltet, dass sie Teil des Grüns sind (gestrichelte Linie). Leider sind die Grüns im Laufe der Jahrzehnte oft innerhalb der Hügel geschrumpft, wodurch interessante Lochpositionen in ihrer unmittelbaren Umgebung vernichtet wurden.
Die Kombinationsmöglichkeiten für interessante Grünkomplexe sind unendlich. Kleine Grüns für lange Schläge zur Fahne sind genauso denkbar wie riesige Grüns für kurze Approach-Shots. Das mag wie ein Widerspruch klingen. Doch wenn man zu solchen Designs greift, wird eine lange Annäherung an ein kleines Ziel wahrscheinlich nur wenige oder gar keine echten Hindernisse in der näheren Umgebung benötigen. Das Grün könnte erhöht, vielleicht diagonal angelegt sein und wenige Konturen aufweisen. Bei einem großen Grün, das mit kurzen Schlägern angespielt wird, dagegen sollten die Ondulierungen tückisch sein und die umliegenden Hindernisse echte Gefahren darstellen.
Ein Element, auf das ich stets achte, ist der Rand des Grüns. Hier finden sich viele der interessantesten und anspruchsvollsten Pin-Positionen. Aus gestalterischer Hinsicht trägt man als Designer dafür Verantwortung, wie nah der Grünrand an ein umliegendes Hindernis oder eine Kontur ausgemäht werden kann. Dasselbe gilt für die Fahne: Je näher das Loch an der Kante einer Welle oder dem Grünrand gestochen werden kann, desto interessanter ist es. Allzu oft werden Grüns nicht bis an ihre äußerste mögliche Grenze gemäht und nehmen nicht den gesamten Platz ein, der eigentlich zur Verfügung stünde, was die interessantesten Lochpositionen zunichtemacht.
Die Konturen eines Grüns bestimmen dessen Geschwindigkeit. Ich mag den von Tom Simpson formulierten Grundsatz, dass 75 Prozent eines Grüns Fahnenpositionen zulassen sollten und Konturen wichtiger seien als Geschwindigkeit. Zum Glück ist der größte Teil Europas nicht verrückt nach Grüngeschwindigkeiten auf Tour-Niveau. Clever geshapte Putt-Flächen sind außerdem einfacher zu pflegen, da sie nicht extrem kurz gemäht werden müssen, um das Putten interessant zu machen.
Bild oben: AN DIE GRENZEN GEHEN
Ein Grün entlang des Abhangs bis A und B zu mähen erlaubt Fahnenpositionen näher am Rand (gelbe Flagge). Der Grünrand wird so selbst zum Hindernis. Obwohl er Bälle von der Fahne wegrollen lässt, erleichtert ein gemähter Abhang gleichzeitig Chips zurück zum Loch. C ist als Mähkante, in der ein Kragenring vorhanden ist, häufig zu finden, während bei D als Kante nicht der gesamte Raum eines Grüns ausgenutzt wird.
Man könnte meinen, dass bei alldem die akribische Planung entscheidend für den Erfolg sei. Dem ist nicht so. Planung ist natürlich notwendig, doch im Falle von Grüns stellt sie sich recht einfach dar. Da deren Flächen nicht groß ausfallen, kann man die Größe des Grüns leicht abschätzen und so die Menge an Aufschüttung, Schnitt, Kies, Sand, Entwässerung, Saatgut und Bewässerung berechnen, ohne einen konkreten Plan erstellen zu müssen. Richtig gelesen! Eine präzise Planung ist beim Gründesign nicht erforderlich. Sie kann sogar kontraproduktiv sein. Warum? Die besten Grüns sind das Produkt kontinuierlicher Verbesserung, Tüftelei und konsequenter Abweichung von den ursprünglichen Ideen während des Baus. Pläne sind lediglich der Ausgangspunkt.
Die NASA führte einst einen einfachen Test durch, um innovative Ingenieure zu identifizieren. Der Test fragte auf der Suche nach "neuen, erfinderischen und anderen Ideen" nach möglichst unterschiedlichen Verwendungsmöglichkeiten für Büroklammern. Als dieser Test irgendwann einmal auch 1.500 Fünfjährigen vorgelegt wurde, schockierten die Ergebnisse die NASA-Verantwortlichen. 98 Prozent der Kids fielen in die sogenannte "Genie-Kategorie". Anschließend testeten sie diese Gruppe erneut im Alter von zehn Jahren. Das Ergebnis sank auf 30 Prozent. Mit 15 Jahren sank sie auf zwölf Prozent. Von zwei Millionen getesteten Erwachsenen brachten es nur zwei Prozent bis zur "Genie-Kategorie". Die Moral von der Geschichte? Kreativität wird uns ab dem Kindesalter aberzogen. Wir sind darauf trainiert, Standardantworten zu geben, und unser Denken ist durch Normen eingeschränkt. Pläne können daher bei der Gestaltung von Grüns oder eines Golfplatzes keine optimalen, kreativen oder harmonischen Lösungen bieten.
Der Planer arbeitet in seinem Büro auf Zwei-Prozent-Niveau. Ich nenne es "die sowjetische Methode", weil es sich bei diesen Plänen um starre Dokumente handelt und die Bauherren Konformität verlangen. Die Konstruktion vor Ort in Echtzeit wird diesem starren System immer überlegen sein. Der Architekt hat die größtmögliche Flexibilität, Teile des Konzepts oder das gesamte Konzept aufzugeben, wenn er es für richtig hält, denn Fehler sind menschlich. Möglicherweise entdeckt er eine bessere Lösung und unvorhergesehene Möglichkeiten, während Erdreich bewegt wird. Ihm werden maximale Flexibilität und eine offene, unmittelbare Kommunikation geboten, was ein Optimum an Kreativität und Harmonie entstehen lässt.
So interessante Greens wie in Augusta oder etwas vergleichbar Außergewöhnliches zu bauen klingt einfach, ist aber nicht einfach. Dazu muss sich auch der Architekt die Hände schmutzig machen und jedes Grün nach seinen Vorstellungen auf die örtlichen Gegebenheiten abstimmen.