
»Vor 100 Jahren, zur Zeit der Hickory-Schläger, als die Bahn im Gesamten noch 385 bis 395 Meter aufwies, wurde sie als Par 5 gespielt und steht damit als Mahnmal, wie sehr sich das Spiel seit dieser Zeit verändert hat.«
Wie auf dem Old Course wurde auch in Shoreacres später eine neue Teebox errichtet, um die Bahn auf satte 450 Meter zu verlängern. Anstelle der Mauer und des Schuppens begrenzt hier eine steile Böschung die rechte Seite des Fairways. Das Grün verfügt ebenfalls über den charakteristischen Topfbunker auf der linken Seite. Hinter dem Grün platzierten Macdonald und Raynor einen weiteren Bunker als Ersatzhindernis für die dort fehlende Straße.
Aber das war noch nicht alles! Von der Hinterkante des Grüns bis zur Steinmauer werden etwa 15 Meter Platz sein, um der dort verlaufenden Schotterstraße Raum zu geben. Das Grün wird in diese Richtung einen steilen, kurz gemähten und etwa einen Meter hohen Abhang aufweisen, der alle zu lang gespielten Bälle gnadenlos auf den Schotterweg und in Richtung der dahinter liegenden Mauer lenkt. Free Drops von der Straße oder bei Lagen direkt an der Mauer wird es natürlich nicht geben. Na, was hältst du von dieser Idee?"

Diese 360 Meter lange Variante des Road Hole ist vor allem an ihrem charakteristischen Gründesign auszumachen. Anstelle einer Mauer und eines Eisenbahnschuppens wurden Bunker gebaut, um die gewünschten Carry-Längen zu erzwingen. Der zentrale Bunker auf dieser Bahn ist einzigartig, denn er erfordert lediglich 130 Meter Fluglänge vom Abschlag. Das Grün dagegen wurde in der typischen Ausrichtung gebaut und belohnt so mit Drives auf die rechte Seite des Fairways. Da Bunker auf der linken Seite der Bahn lauern, ist ein Fade vom Tee der optimale Schlag gefolgt von einem Draw ins diagonal angelegte Grün.
Nun, oberflächlich betrachtet hört sich eine solche Beschreibung an, als würde hier eines der dümmsten und absurdesten Golflöcher aller Zeiten angeboten. Doch niemand würde heute daran zweifeln, dass das Road Hole auf dem Old Course in St. Andrews zu den großartigsten Spielbahnen aller Zeiten zählt. Bereits vor einem Jahrhundert war dies auch dem Designteam um C.B. Macdonald und Seth Raynor bewusst, weshalb sie die Bahn in ihre Template Holes aufnahmen und unterschiedliche Versionen davon in aller Welt bauten.
Dank neuer Backtees, die 2010 gebaut wurden, spielt sich das Road Hole in St. Andrews heute bis zu 450 Meter lang, was den gefürchteten Carry-Drive über die Rückwand des Schuppens auf satte 190 bis 240 Meter verlängert hat. Vor 100 Jahren, zur Zeit der Hickory-Schläger, als die Bahn im Gesamten noch 385 bis 395 Meter aufwies, wurde sie als Par 5 gespielt und steht damit als Mahnmal, wie sehr sich das Spiel seit dieser Zeit verändert hat. Die Varianten, die C.B. Macdonald und Seth Raynor für ihre Plätze entwarfen und bauten, fielen meist 385 bis 480 Meter lang aus und wurden als Par 4 ausgewiesen, wenngleich sich auch das ein oder andere Par 5 da runter mischte.

Der beste Winkel für den Schlag in dieses Grün ist aufgrund seiner diagonalen Ausrichtung von der rechten Seite des Fairways aus zu finden. Doch ein Drive dorthin erfordert eine Menge Mut. Von dort aus könnte man das Herz des Grüns attackieren, aber diesen Abschlag trauen sich die wenigsten Golfer zu. Und Bälle, die doch am rechten Fairwayrand nahe der Mauer landen, sind vermutlich oft das zufällig-grandiose Produkt von Abschlägen, die eigentlich woanders landen sollten. Die steile Stufe im vorderen Teil des Grüns macht den zweiten Schlag noch komplizierter, denn sie lenkt Bälle in den Road-Hole-Bunker um, weshalb selbst Profis hier ihren Ball oft absichtlich rechts vor dem Grün platzieren und damit die Herausforderung eines schwierigen Up and Down annehmen, um ein Par notieren zu können. Doch das fällt weitaus schwieriger aus, als man glauben möchte. Während der Open in St. Andrews ist das Road Hole regelmäßig die härteste Bahn des Platzes und 2015 lag der Durchschnitts-Score nach dem ersten Tag bei exorbitanten 4.833 Schlägen. Keinem einzigen Profi gelang auf diesem Grün ein Birdie.
Das Geniale am Road Hole Template ist, dass seine im Kern liegenden Designelemente es erlauben, ein flaches und langes Stück Land an der Grenze eines Grundstücks so geschickt zu verwenden, dass dort eine wirklich markerschütternde Herausforderung für Golfer jeder Spielklasse entsteht, die obendrein noch preiswert zu bauen und zu unterhalten ist. Da ist überhaupt nicht Dummes dran!
