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LOCH 16, PAR 4, 285 METER LUNDIN LINKS, FIFE, SCHOTTLAND

Die Templates Vol. 7

Leven Hole

Von Tony Ristola, Fotos: Tony Ristola

Auf unserer Zeitreise durch die Template Holes stellt unser Kolumnist dieses Mal das wahrscheinlich beste aller kurzen Par-4-Löcher vor. Carry-Distanzen, Spielwinkel zum Grün und eine freie Sicht: Auf dem Leven Hole muss an alles gedacht werden, um nicht unterzugehen.

Charles Blair Macdonald entlehnte das Konzept für dieses Template dem 16. Loch von Lundin Links, einem Platz etwa 18 Kilometer Luftlinie südlich von St. Andrews. Das Leven Hole ist eines der weniger gefeierten Template-Löcher des Duos Raynor & Macdonald - was nicht wirklich fair ist. Obwohl es im Grunde eine gerade und kurze Spielbahn von 285 Metern ist, gibt es einige Elemente, die dem Loch einen strategischen Charakter verleihen und dafür sorgen, dass es sich im Gedächtnis der Golfer unwiderruflich festsetzt.

Die Templates Vol. 7: THE CREEK, LONG ISLAND, NEW YORK, LOCH 10
THE CREEK, LONG ISLAND, NEW YORK, LOCH 10
Dieses 285 Meter lange Loch liegt an der Gold Coast von Long Island. Hier nutzten Macdonald und Raynor eine natürlich vorhandene Wasserstraße, um die optimale Linie vom Tee zu schützen. Doch wer auf Nummer sicher gehen möchte und zu weit nach links schlägt, wird den Schlag ins Grün vom Strand aus spielen. Vor dem Grünbunker befindet sich eine Düne, die den Blick auf einen Teil des Grüns verdeckt.

Vom Abschlag des Originals aus fällt sofort ein Bach ins Auge, der diagonal durch das Fairway schneidet. Um dessen linke Seite sicher zu überwinden, sind 165 Meter Carry-Distanz nötig, auf der rechten Seite dagegen 200 Meter, um auf dem Trockenen zu bleiben. Natürlich sollte die kürzere Linie alles andere als optimal für den zweiten Schlag sein und so ist es auch. Wessen Abschlag dort auf der linken Seite landet, wird dank eines hohen Hügels im Fairway mit einem blinden Schlag in ein von Bunkern umzingeltes Grün konfrontiert. Die rechte Seite des Fairways lässt zwar einen Blick zur Fahne zu, doch nicht nur die Carry-Distanz über den Bach ist hier länger, zwei Bunker helfen dem Wasserhindernis zusätzlich, die ideale Landezone für Abschläge zu verteidigen. Einer davon befindet sich bei etwa 195 Metern vom Tee kurz vor dem Bach; um den zweiten Bunker zu erreichen, sind 220 Meter nötig. Eine defensive Strategie vom Tee zu wählen und den Abschlag vor dem Bach abzulegen ist ebenfalls kein Kinderspiel, denn mitten im Fairway lauert 20 Meter vor dem Wasser ein riesiger Topfbunker mit hoher Kante. In den Zeiten, als noch mit Hickory-Schlägern gespielt wurde, muss dieses Loch selbst an Tagen, an denen der Wind von der nur 100 Meter entfernten Küste nur mäßig pfiff, ein wahres Biest gewesen sein. Wenn der Wind bläst, ist diese Spielbahn auch heute noch eine spaßige und zum Nachdenken anregende Herausforderung für Golfer aller Spielstärken.

Die Templates Vol. 7: CHICAGO GOLF CLUB, WHEATON, ILLINOIS, LOCH 5
CHICAGO GOLF CLUB, WHEATON, ILLINOIS, LOCH 5
Als eines der fünf Gründungsmitglieder der United States Golf Association bietet der Chicago GC mit seiner 295 Meter langen Bahn 5 eine klassische Interpretation des Leven-Templates. Ein großer Bunker schützt die ideale Drive-Linie und der Hügel mit einem Bunker in der Mitte verteidigt die linke Seite des riesigen Grüns. Wer dieses mit der Annäherung verfehlt, spielt den dritten Schlag mit hoher Wahrscheinlichkeit aus einem der mehreren tiefen Grünbunker.

Bei der Umsetzung dieses Konzepts auf der anderen Seite des Atlantiks konnten C.B. Macdonald und sein Partner natürlich nicht damit rechnen, ein Stück Land zu finden, durch das ein Bach diagonal fließt und auf dem gleichzeitig ein großer Hügel vorhanden war, hinter dem sich ein Grün verstecken ließ, wie es beim Original der Fall ist. Und um das Jahr 1900 herum war der Bau eines großen künstlichen Hügels, selbst wenn er zum Charakter des Landes passen würde, ohne moderne Maschinen eine echte Herkulesaufgabe. Stattdessen extrahierten die beiden die wahre Essenz der Spielbahn und übertrugen sie auf das vorhandene Land. Um den großen Hügel nachzubilden, setzten sie ein Hindernis in eine Erhebung direkt vor dem Grün. Dies verdeckte einen Teil der Putting-Oberfläche für den Spieler, der es nicht geschafft hatte, auf der optimalen Linie anzugreifen. Die notwendige Carry-Länge, um vom Abschlag aus die beste Linie ins Grün zu haben, wurde normalerweise durch einen Bunker erzwungen - ein ebenso einfaches wie preisgünstiges Mittel und doch äußerst effektiv.

Da die Macdonald/Raynor-Plätze sich oft im Landesinneren befanden und damit weit weniger starken Winden ausgesetzt waren, verlängerten sie die Länge des Lochs oft in Bereiche zwischen 285 bis 340 Meter. Obwohl es sich bei den Nachbauten des Leven Hole damit nach heutigen Maßstäben um relativ kurze Par-4-Bahnen handelt, sorgen diese Löcher immer noch regelmäßig für Kopfzerbrechen unter Golfern, besonders was die Wahl der richtigen Linie vom Abschlag aus angeht - ein untrügliches Zeichen für gutes Platzdesign.

 
Der Autor

Der Autor

Tony Ristola, ein Amerikaner mit finnischen Wurzeln, kann nicht nur Golf spielen - er war als Teaching- sowie Playing-Pro aktiv -, sondern fand in der Golfplatzarchitektur seine wahre Bestimmung. Zusammen mit Arbeitern, von denen die meisten noch nie einen Golfplatz gesehen hatten, schuf er mit Sand Valley in Polen sein erstes, international gefeiertes 18-Loch-Layout. Als einziger Golfplatzarchitekt garantiert er, jeden einzelnen Tag der Planungs- und Bauphase einer neuen Anlage vor Ort zu sein. www.tonyristola.com

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