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Die Templates Vol. 8

Long Hole

Von Tony Ristola

Es gibt Spielbahnen, deren Konzept bereits in ihrem Namen ausreichend erklärt scheint. Beim wohl berühmtesten Par 5 der Golfgeschichte spielt die schiere Länge der Bahn allerdings eine eher untergeordnete Rolle, wie unser Kolumnist weiss. Schliesslich kann dieses Loch auf dem Old Course mit einer echten Hölle aufwarten.

Oben: OLD COURSE, ST. ANDREWS LOCH 14 - LONG
Die Illustration von Dr. MacKenzie aus seinem Buch "Golf Architecture" (1920) veranschaulicht die Hauptmerkmale und Spieloptionen des Long Hole. Macdonald besuchte in den frühen 1870er-Jahren die Universität von St. Andrews und damals war die Option, Hell auf der linken Seite zu umspielen, eventuell noch nicht gegeben oder noch nicht entdeckt worden. Es ist fast sicher, dass Macdonald und Raynor um 1920 durch MacKenzies Buch von der Möglichkeit, das fünfte Fairway herunterzuspielen, erfuhren, sie übernahmen dieses Konzept aber nie in späteren Designs.


Jeder Platz hat ein kürzestes und ein längstes Loch. Auf vielen klassischen Designs gibt es die Namen Short und Long daher auch auf der Scorekarte. Die Macdonald/ Raynor-Versionen von Short basierten auf der vierten Bahn im Royal West Norfolk Golf Club, einem Par 3, dessen Grün wie eine Festung verteidigt ist. Die Versionen dieses Lochs ähnelten sich von Platz zu Platz stets sehr und wie so viele der Template-Bahnen sind sie leicht anhand des Grünkomplexes und seiner Schlüsselmerkmale zu identifizieren.

Das ursprüngliche Long Hole ist das 14. Loch des Old Course in St. Andrews. Diese Spielbahn lässt sich in zwei Teile unterteilen: vor und nach dem Hell-Bunker. Zuzüglich einer etwas abseitigen Route, wie Dr. MacKenzie in seiner berühmten Illustration im Buch "Golf Architecture" 1920 aufzeigte.

Der Abschlag des ursprünglichen Long Hole wurde auf ein riesiges Fairway gespielt, Elysian Field genannt. Ein paar Hundert Me ter vom Abschlag entfernt und links des Fairways befindet sich eine Ansammlung von Bunkern, die Beardies genannt werden. Aus spielstrategischer Sicht kommen die Beardies am ehesten zum Tragen, wenn sich das Loch am härtesten, also mit Gegenwind, spielt und die Ausgrenze rechts der Bahn ebenfalls im Spiel ist.

Die Templates Vol. 8:
NATIONAL GOLF LINKS OF AMERICA, SOUTHAMPTON, NEW YORK LOCH 9
Auf Long Island entsteht tatsächlich der Eindruck, dass die dortige Long-Version vom Original inspiriert wurde. Die Drive-Landezone hat die Ausmaße der Elysian Fields, ein Hell-Bunker kommt jedoch beim Abschlag ins Spiel und nicht beim zweiten Schlag.


Nachdem das Fairway mit dem Abschlag getroffen wurde oder man den Beardies entkommen ist, wird es auf dieser Spielbahn wirklich interessant, da sich Golfer nun mit mehreren Optionen konfrontiert sehen: über den weltberühmten, mannstiefen und einschüchternden Hell-Bunker spielen oder doch besser vorlegen? Oder vielleicht sogar die ganz sichere Variante links davon über das fünfte Fairway wählen? Die 5 hinunterzuspielen hat einen kürzeren dritten Schlag zur Folge, als wenn kurz vor dem Hell-Bunker vorgelegt wird, aber das Grün eignet sich nicht gut für die Annäherung aus diesem Winkel. Diese von MacKenzie illustrierte Option wurde daher nie auf einem späteren Macdonald/RaynorDesign des Long Template reproduziert.

Im Laufe des letzten Jahrhunderts sind die Ausmaße der Fairways dramatisch geschrumpft. Einst 60 bis 70 Meter breite Bahnen sind heute aufgrund moderner Bewässerung, erhöhten Pflegeaufwands und der damit verbundenen Kosten oft nur noch halb so breit. Das Elysian-Field-Konzept wurde von Macdonald/Raynor nicht oft angewendet, jedoch ist es möglich, dass einige dieser einst riesigen Fairways im Laufe der Jahrzehnte ebenfalls verkleinert wurden, obwohl vom Architekten-Duo einst anderes vorgesehen.

Nach einem guten Drive auf der 14 des Old Course sieht man sich mit dem Hell-Bunker konfrontiert. Zu Macdonalds Zeiten sah der Bunker jedoch ganz anders aus als heute. Es war keine ebene Sandfläche flankiert von einer drei Meter tiefen, senkrechten Wand, wie wir sie heute kennen. Beim Betrachten antiker Fotos wird deutlich, dass Hell einst eher eineinhalb bis zwei Meter tief war und lediglich die rechte Hälfte des Bunkers eine steile Wand aufwies. Anstatt einen flachen Boden zu haben, erstreckte sich die Sandfläche auch die Bunkerwand hinauf und bot damit Bergauf-Lagen, die einen Schlag ins Grün manchmal noch zuließen. Die linke Hälfte des Bunkers war mit Gras bedeckt und nicht annähernd so tief wie die rechte Seite. Es war ein natürlich wirkender Bunker, ganz im Gegensatz zum heutigen recht unkreativen Krater.

Die Templates Vol. 8:
Links: YEAMANS HALL CLUB, CHARLESTON, SOUTH CAROLINA LOCH 9
Diese Spielbahn ähnelt vielen der Long-Varianten, die von Macdonald und Raynor gebaut wurden. Wenig weist hier auf Merkmale des Originals hin und es scheint, dass das Loch mit der Vorlage in St. Andrews lediglich den Namen gemein hätte.
Rechts: ST. LOUIS COUNTRY CLUB, ST. LOUIS, MISSOURI LOCH 9
Von einem Fairway im Stile der Elysian Fields ist hier nichts zu sehen. Beim zweiten Schlag stehen allerdings eine Reihe Bunker im Weg, die die Rolle von Hell sehr effektiv übernehmen.


Der Bunker von vor einem Jahrhundert war vielleicht nicht so beeindruckend, aber wir sprechen von der Ära vor der Erfindung des Stahlschafts und des Sand Wedge. Eisen waren damals kaum mehr als vergrößerte Buttermesser. Die Bedingungen waren weitaus rauer, was durch das Rut Iron veranschaulicht wird, das mit seinem kleinen, abgerundeten Schlägerkopf speziell dafür entwickelt wurde, um aus Furchen und Löchern im Boden zu entkommen. "Play it as it lies" bedeutete genau das: von Spurrillen, Fußabdrücken und dergleichen. Man kann deshalb sicher sein, dass die Bunker damals keinesfalls auch nur annähernd dem heutigen Pflegestandard entsprachen. Fußabdrücke und Unebenheiten waren die Norm. Dabei handelte es sich um ernsthafte Hindernisse, die es zu vermeiden galt. Man würde sicherlich keine erfahrenen Golfer aus dieser Zeit hören, die ihren Bällen "Get in the bunker!" hinterherschreien, wie wir es heute bei Profiturnieren immer wieder erleben. Obwohl der Hell-Bunker nicht annähernd so tief war wie die heutige Version, machte die Kombination aus primitiver Ausrüstung und fehlender Wartung ihn zu einer sprichwörtlichen Hölle für Golfer.

In Anbetracht der Tatsache, dass die Templates "ideale" Spielbahnen darstellten, auf denen Macdonald seine Entwürfe basierte, und dass er und sein Juniorpartner sich nicht scheuten, metertiefe steile Bunker zu bauen, ist es seltsam, dass die beiden nicht regelmäßig eines der berühmtesten und beeindruckendsten Hindernisse der Golfwelt in ihre Versionen des Long Hole integrierten. So strategisch prominent und berühmt, wie der Hell-Bunker es war, würde man erwarten, dass er ein regelmäßiges Feature auf späteren Macdonald/ Raynor-Plätzen hätte werden müssen.

Das Fehlen des Hell-Bunkers auf vielen späteren Versionen des Long Hole ist noch merkwürdiger, wenn man bedenkt, dass C.B. Macdonald nicht davor zurückschreckte, Drama zu bieten, und darüber schrieb, Breite und Optionen zu bieten, die es Golfern ermöglichen, über den Golfplatz zu "kreuzen", wie man es beim Segeln tun würde. Hell in ein Layout zu integrieren und damit die Option zu schaffen, sicher auf der einen oder anderen Seite daran vorbeizuspielen, würde Golfer ohne Zweifel vor größere Denksportaufgaben stellen, schließlich verlangen die Grüns der Long-Spielbahnen aus ungünstigeren Winkeln, die aus sicherem Vorlegen abseits des Bunkers entstehen, größte Präzision beim Pitch zur Fahne. Vielleicht fand Macdonald den Hell-Bunker schlicht zu extrem und daher nicht ideal.

Auch die Möglichkeit, das fünfte Fairway herunterzuspielen, war zu seiner Zeit möglicherweise nicht verfügbar, da dieser Bereich vielleicht kein Fairway war oder die Spiellinie ins Grün schlicht noch nicht entdeckt worden war. Aber 1920 war die Option durch MacKenzies berühmtes Buch und seine Illustrationen bekannt geworden. Macdonald und Raynor waren danach noch einige Jahre damit beschäftigt, Golfplätze zu bauen, jedoch mit Varianten von Long, die weitgehend frei von seinen berühmten Merkmalen waren.

Es ist daher keine Übertreibung zu behaupten, dass Macdonalds und Raynors spätere Interpretationen der Long-Spielbahn dem Original hauptsächlich in dessen namensgebender Länge glichen.

 
Der Autor

Der Autor

Tony Ristola, ein Amerikaner mit finnischen Wurzeln, kann nicht nur Golf spielen - er war als Teaching- sowie Playing-Pro aktiv -, sondern fand in der Golfplatzarchitektur seine wahre Bestimmung. Zusammen mit Arbeitern, von denen die meisten noch nie einen Golfplatz gesehen hatten, schuf er mit Sand Valley in Polen sein erstes, international gefeiertes 18-Loch-Layout. Als einziger Golfplatzarchitekt garantiert er, jeden einzelnen Tag der Planungs- und Bauphase einer neuen Anlage vor Ort zu sein. www.tonyristola.com

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