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Die Templates Vol. 9

Bottle

Von Tony Ristola, Fotos: Tony Ristola

Bei unseren Ausflügen zu den Template-Löchern der Altmeister C.B. Macdonald und Seth Raynor machen wir diesen Monat bei einem Design halt, das bereits Generationen von Golfern im Glauben zurückliess, wie Flasche leer zu spielen, um es mit Trapattonis Worten zu sagen.

Oben: SUNNINGDALE GOLF CLUB, OLD COURSE (DAMALS UND HEUTE) LOCH 12, PAR 4, MAX. 412 METER (2022)
Eine Annäherung an das ursprüngliche Design von Willie Park, das C.B. Macdonald und Seth Raynor als Grundlage für ihre Bottle Holes verwendet haben, ist in Gelb zu sehen. Die Strategie wird durch den Graben vorgegeben, der diagonal durch die Spielbahn verläuft. Die Bunker sind alle das Produkt von Harry Colts Neugestaltung des Lochs.


Als C.B. Macdonald einst seine Liste der 18 Ideal Golf Holes veröffentlichte, stellte er das Bottle Hole an die erste Stelle und beschrieb es wie folgt: "370 Yards (338 Meter). Vergleichbar mit dem ,Bottle Hole' in Sunningdale sollten tiefe und gestaffelte Bunker anstelle des Grabens auftauchen und auch das Grün sollte entsprechend von Bunkern verteidigt werden." Die Spielbahn, von der der Altmeister sich hier inspirieren ließ, ist Loch Nummer 12 des Old Course im Sunningdale Golf Club.

Wer sich auf die Suche nach Luftaufnahmen oder Schemazeichnungen der Spielbahn macht, die für Macdonalds Bottle Holes Modell stand, wird es in Sunningdale immer noch als zwölfte Spielbahn finden. Doch das heutige Erscheinungsbild dieser Spielbahn hat nicht mehr viel damit zu tun, was Macdonald dort einst vorfand, baute Harry Colt mehr als eine Dekade nach Macdonalds Besuch in Surrey das Loch doch signifikant um.

Die einstige, von Willie Park entworfene 12 in Sunningdale wurde von Bernard Darwin in seinem Buch "The Golf Courses of the British Isles" so charakterisiert: "Der umsichtige Mann greift in der Regel zum Cleek oder Spoon (Eisen 1 oder Fairwayholz) vom Abschlag und spricht dann einen inbrünstigen Dank aus, sollte sein Ball frei liegen, da sich das Fairway zu einem furchtbar schmalen Streifen verjüngt." Es ist diese Verengung des Fairways mit einem Graben, die dem Loch seinen Namen gibt und statt nur "Bottle" könnte man das Loch eher "Flaschenhals" nennen, denn je weiter man den Abschlag spielt, desto schmaler wird das Ziel.

Die Templates Vol. 9:

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Wenn Macdonald sehen könnte, wie weit selbst Amateure heute den Ball schlagen, würde er das Tee wahrscheinlich um weitere 40 bis 60 Meter nach hinten verschieben, so zumindest meine Vermutung.
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Oben: NATIONAL GOLF LINKS OF AMERICA LOCH 8, PAR 4, 390 METER
Auf dieser Schemazeichnung des Bottle Hole im National Golf Links markiert der gelbe Pfeil die Spielrichtung der ursprünglich 340 Meter langen Version der Spielbahn. Die 390-Meter-Variante des Lochs wird durch den roten Pfeil angedeutet.


Harry Colt ließ Charles Blair Macdonalds wichtigste strategische Eigenheit der Spielbahn, den Graben, zuschütten. Er schuf auch ein neues Grün auf einem erhöhten Stück Land etwa 70 Meter weiter und links vom Original. Er fügte eine Reihe von Bunkern links vom ursprünglichen Grün und kurz vor dem neuen hinzu.

Obwohl Macdonald die neue Version des Lochs nicht gesehen hat, ähnelt seine Grünanlage eher der von Colt, da das Bottle-Grün im National Golf Links of America ebenfalls erhöht liegt und von tiefen Bunkern geschützt wird. Man könnte nun denken, die Reihe von Bunkern, die Colt vor seinem Grün platzierte, habe Macdonald zu seinem Konzept des geteilten Fairways inspiriert, das in seinen Bottle-Hole-Versionen zum Einsatz kommt. Man könnte meinen, Macdonald sah Colts Bunker und dachte, sie würden beim Abschlag einen besseren Zweck erfüllen als beim Annäherungsschlag zur Fahne. Doch solche Annahmen wären schlichtweg falsch.

Die Spielstrategie für Macdonalds Versionen des Bottle Hole ist denkbar simpel. Dem Golfer stehen praktisch zwei Fairways zur Verfügung. Der anspruchsvollere Drive bietet im Erfolgsfall einen besseren Winkel und somit einen leichteren Schlag ins Grün, der optisch einladendere Drive hingegen hat einen komplizierteren zweiten Schlag zur Folge. Die Frage für den Spieler lautet: Lohnt sich das Risiko beim Abschlag? Dazu müssen die vorherrschenden Winde einkalkuliert werden. Dies ist die Herausforderung einer jeden Spielbahn mit zweierlei Fairways und es ist ein schmaler Grat, denn wenn das alternative Fairway nicht genug Belohnung bietet oder die Belohnung zu leicht zu erreichen ist, fliegt dem Architekten das gesam te Schema des Lochs um die Ohren.

Macdonalds erste und wahrscheinlich beste Version des Bottle Hole ist Loch 8 im National Golf Links of America, der erste wirklich großartige Golfplatz in den Vereinigten Staaten und ein wahres Meisterstück in Sachen Golfplatzarchitektur. Doch die Bahn, wie wir sie heute kennen, wurde eben falls bereits verändert - und zwar vom Meister selbst.

Die Templates Vol. 9:
Oben: GIBSON ISLAND CLUB LOCH 2, PAR 4, 310 METER
Diese Skizze basiert auf einem Plan eines Bottle Hole für einen Platz auf Gibson Island in Virginia, der nie gebaut wurde. Das Loch sollte 310 Meter lang sein. Obwohl das ursprüngliche Bottle Hole ein harter Test war, bauten Macdonald und Raynor auch Drive-und-Pitch-Versionen des Lochs.


Das ursprüngliche Design spielte sich fast genau gleich lang wie in Macdonalds Ideal Golf Holes beschrieben, doch aufgrund der stetigen Verbesserung der Technologie und der Tatsache, dass Golfer den Ball länger schlugen, wurde ein Principal's Nose Bunker weiter oben auf dem Fairway und in dessen Mitte hinzugefügt, um den Longhittern etwas zum Nachdenken zu geben. Schließlich wurde das Tee weiter nach hinten und viel weiter nach rechts verschoben im Vergleich zum Original. Mit 390 Metern wird das Loch heute 50 Meter länger gespielt. Wenn Macdonald sehen könnte, wie weit selbst Amateure heute den Ball schlagen, würde er das Tee wahrscheinlich um weitere 40 bis 60 Meter nach hinten verschieben, so zumindest meine Vermutung.

Das Bottle Hole vieler Macdonald- und Raynor-Designs hat im Laufe der Jahre eines der beiden Fairways eingebüßt. Nicht auf Anraten von Golfplatzarchitekten, sondern meist von Clubverantwortlichen. Vielleicht wurde das Konzept der alternativen Fairways einfach nicht verstanden oder es verlangten Wirtschaftskrise und die Kriegsjahre nach reduzierten Pflegekosten der Anlagen. Es ist jedoch auch denkbar, dass die Mitglieder der Clubs sich nahezu ausschließlich für eine der beiden Routen über das Bottle Hole entschieden und der Club es deshalb für angebracht hielt, das zweite Fairway in Semi-Rough umzuwandeln oder dort Bäume zu pflanzen. Was auch immer der Grund sein mag, viele Bottle Holes existieren nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form.

Glücklicherweise existiert Bahn 8 im National Golf Links immer noch in seiner ganzen Pracht und wird oft von Liebhabern der Golfarchitektur als ihr Lieblingsloch auf diesem bemerkenswerten Platz hervorgehoben. Man kann daher mit Sicherheit sagen, dass C.B. Macdonald an dieser Stelle alles richtig gemacht hat und der Club es deshalb für angebracht hält, diese Perle der Golfarchitektur für die Nachwelt zu erhalten.

 
Infobox

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Tony Ristola, ein Amerikaner mit finnischen Wurzeln, kann nicht nur Golf spielen - er war als Teaching- sowie Playing-Pro aktiv -, sondern fand in der Golfplatzarchitektur seine wahre Bestimmung. Zusammen mit Arbeitern, von denen die meisten noch nie einen Golfplatz gesehen hatten, schuf er mit Sand Valley in Polen sein erstes, international gefeiertes 18-Loch-Layout. Als einziger Golfplatzarchitekt garantiert er, jeden einzelnen Tag der Planungs- und Bauphase einer neuen Anlage vor Ort zu sein.
www.tonyristola.com

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