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Grönland

Eisberg voraus!

Von Timo Vollrath, Fotos: Random Golf Club

Für seine Videoreihe 'Adventures in Golf' hat Erik Anders Lang die halbe Welt bereist. Sein Besuch in Grönland ist für den Ecco-Golf-Botschafter dennoch ein unvergleichliches Erlebnis.

Amerikaner haben in Grönland aktuell einen schweren Stand. Seit Donald Trump ankündigte, sich die autonome Region Dänemarks unter den Nagel reißen zu wollen, hat er eine ganz andere MAGA-Bewegung losgetreten: "Make America Go Away!" Doch glücklicherweise scheren die Kalaallit, das indigene Volk der größten Insel der Erde, Menschen nicht über einen Kamm. Als wir mit dem Kalifornier Erik Anders Lang und seinem US-Team von Random Golf Club in der grönländischen Hauptstadt Nuuk landen, schlägt uns nicht etwa eine Welle der Antipathie entgegen. Ganz im Gegenteil: Von den 20.000 Menschen, die ihren Lebensmittelpunkt an einem der unwirtlichsten Flecken der Erde haben, werden wir mit offenen Armen begrüßt. Denn anders als der große orange Mann wollen wir nicht kolonialisieren, sondern sind frei nach Captain Jean-Luc Picard unterwegs, um fremde Golfwelten zu erforschen, neue Spielformen und unbekannte Zivilisationen zu entdecken.

Dass es uns auf den 64. Breitengrad verschlagen hat, verdanken wir dem Abenteuergeist von Erik Anders Lang. Für seine YouTube-Reihe "Adventures in Golf" hat der 44-Jährige schon Mumbai, Tijuana, Kathmandu und viele andere exotische Orte bereist, mit denen man Golf normalerweise nicht in Verbindung bringt. Während wir von Ecco Golf uns mit Erik zusammensetzten, um seinen ersten Signature-Schuh zu entwickeln, suchten wir nach einem Ort, der sowohl genau diesen Abenteuergeist als auch die Wurzeln unserer Firma repräsentiert. Als die Idee aufkam, nach Grönland zu reisen, da es wie wir ein Teil Dänemarks ist, leuchteten Eriks Augen auf. Wie sich herausstellte, wollte er schon seit Ewigkeiten in die Arktis, hatte bisher aber noch keinen passenden Anlass gefunden.

Grönland: Arbeitsteilung: Der Letzte sammelt die Bälle ein (l.). Dumm gelaufen: die falsche Angel eingepackt (r.)Grönland: Arbeitsteilung: Der Letzte sammelt die Bälle ein (l.). Dumm gelaufen: die falsche Angel eingepackt (r.)
Arbeitsteilung: Der Letzte sammelt die Bälle ein (l.). Dumm gelaufen: die falsche Angel eingepackt (r.)

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WÄHREND WIR DIE PUDELMÜTZE RICHTEN UND DIE HANDSCHUHE ÜBERSTREIFEN, KOMMEN UNS DIE EINHEIMISCHEN IN KURZER HOSE ENTGEGEN.
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Im August letzten Jahres ist es dann so weit. Während andere sich in ihren Sommerferien einen Sonnenbrand am Strand holen, steigen wir in den Flieger von Kopenhagen nach Nuuk und landen nach einem viereinhalbstündigen Flug bei Schneeregen und 5 °C. Selten war es einfacher, Touristen von Einheimischen zu unterscheiden. Während wir die Pudelmütze richten und die Handschuhe überstreifen, kommen uns die Einheimischen in kurzer Hose entgegen.

Unser erster Weg führt uns ins "Hotel Hans Egede", das nicht nur unsere Unterkunft für die nächsten drei Nächte ist, sondern auch einen entscheidenden Ort in der Golfgeschichte von Nuuk darstellt. Als Preben Hilfling 1992 auf die Schnapsidee kam, den Nuuk Golfklub zu gründen, gab es in der Hauptstadt noch keine Pläne für einen Golfplatz. Stattdessen wurde sich im Keller des "Hotel Hans Egede" auf zwei Golfsimulatoren duelliert, die mittlerweile ins Clubhaus des Nuuk Golfklub gewandert sind, wo sie laut eigener Aussage die weltweit höchste Spielrate einer Trackman-Anlage verzeichnen. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass die Hälfte des Jahres Outdoor-Golf unmöglich ist.

Grönland:
1997 stieß Preben Hilfling dann schließlich den Bau eines Golfplatzes an. Obwohl es 2012 Pläne zur Erweiterung auf 18 Löcher gab, ist es bis heute bei neun Bahnen geblieben, die durch die Nutzung von zwei verschiedenen Teeboxen für eine 18-Loch-Runde genutzt werden können. Es sind die einzigen neun Löcher, die auf Grönland zu spielen sind, doch dies war nicht immer so. Bereits in den 1970ern wurde auf der von der US Air Force betriebenen Thule Air Base am 76. Breitengrad Nord die Mount Dudas Open ausgerichtet - das nördlichste Golfturnier der Welt. Zu den Turnierregeln gehörten ein Verbot von Tees, "da diese ohnehin nicht in die Erde gesteckt werden können", und eine sehr lose Definition der Ausgrenze: "Das Out of Bounds bilden die Klippen." Der Höhepunkt war jedoch die Definition eines gelochten Balls. "Um als eingelocht zu gelten, muss der Ball die Außenseite des Steins berühren, der als Loch definiert wurde. Jedes Loch variiert in der Größe und muss nicht zwangsläufig eine runde Form haben."

Glücklicherweise spielt man heute im Nuuk Golfklub auf echten Fairways und echten Grüns, dennoch gibt es einige Sonderregeln, die man sonst wohl nirgends auf der Welt hat. So ist es zum Beispiel erlaubt, 15 Schläger im Bag mit sich zu führen. Zu Beginn der Runde bekommt man für seine 65 Euro Greenfee einen sogenannten Rock Club in die Hände gedrückt. "Wenn ihr auf einem Felsen landet - und das werdet ihr", erklärt uns Simon Westmann, "könnt ihr diesen Rock Club benutzen, um zurück aufs Fairway zu kommen. Ihr wollt schließlich nicht, dass ihr eure eigenen Schläger ruiniert."

Grönland: Grönland:
Simon ist der amtierende Clubmeister von Nuuk. Genauer gesagt ist er der Rekord-Clubmeister. Neun der letzten zehn Titel gingen an den Single-Handicapper, nur 2021 hatte er das Nachsehen gegen Jan Rasmussen. Nach der Runde lädt uns Simon zu sich nach Hause ein, wo uns ein traditionelles grönländisches Festmahl erwartet. Der Däne und seine Inuit-Frau haben gewürfelte Narwalhaut, getrocknete Sprotten, Wal-Beef-Jerky und Robbenmagen zubereitet. Als sie unser Unbehagen gegenüber dem Verzehr von Walfleisch spüren, fühlen sie sich nicht etwa beleidigt. Tatsächlich teilen sie wie wir die Vorbehalte gegenüber dem kommerziellen Walfang, aber es ist Teil der Inuit-Tradition, einmal im Jahr einen Wal zu fangen, von dem man dann den Rest des Jahres zehrt.

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