Der Kraichgau ist eine Hügellandschaft im Norden Baden-Württembergs, vielen bislang nur durch den Bundesliga-Club 1899 Hoffenheim bekannt. Im Dreieck Mannheim- Karlsruhe-Heilbronn liegt 20 Minuten von der Autobahn entfernt das kleine Örtchen Östringen-Tiefenbach. Dort teet Philip Jacklin im Heitlinger Golf Resort auf und drischt seinen Ball am ersten Abschlag das lange Fairway hinauf. Er ist groß und schlank und wirkt sportlich. Sein Schwung sieht anders aus als meiner. Der Klang im Treffpunkt hört sich bei ihm anders an als bei mir. Ja, denke ich, das ist richtiges Golf. So sieht es also aus, wenn einer von klein auf mit diesem wunderbaren Sport in Berührung kommt und dann auch noch von den Besten der Besten lernen darf. Philips Vater ist nämlich Warren Jacklin, einst Playing Pro und seit vielen Jahren Geschäftsführer und Head Pro im Heitlinger Golf Resort. Warrens Vater wiederum ist Tony Jacklin. Hierzulande wissen vielleicht nur die historisch bewanderten Golf-Fans etwas mit dem Namen Tony Jacklin anzufangen, aber für einen Briten hat der Name Tony Jacklin noch heute einen Klang wie Donnerhall.

»'OHNE IHN GÄBE ES DEN RYDER CUP LÄNGST NICHT MEHR', SPEKULIERT PHILIP ÜBER DIE VERDIENSTE SEINES OPAS.«
Philips bester Kumpel ist Niklas Süle. Die Schnittmenge ihrer beiden Terminkalender lässt in der Regel nicht viel mehr als ein Treffen pro Monat zu. "Ich habe mir schon ein paar Spiele im Dortmunder Stadion angeschaut, und er kommt gelegentlich für eine gemeinsame Golfrunde hierher. Ob Süle gut golft, will ich wissen. "Er würde sagen Ja, ich sage Nein", lacht Philip, der mit dem Star-Kicker auch gerne feiern geht und in den Fußballpausen gemeinsamen Urlaub macht.
Philips Bruder Patrick Jacklin (25) spielt zwar auch Golf, hat aber noch weniger Zeit dafür. Er absolviert sein duales Studium des Weinbaumanagements und ist längst die rechte Hand von Chefwinzer Claus Burmeister. Wir reden dabei über das mit 140 Hektar größte deutsche Bio-Weinanbaugebiet in Privatbesitz, das jährlich 1,1 Millionen Flaschen feinster Rebenkunst produziert. Die kalkhaltigen Hügel sind vor allem für Burgunder und Chardonnay, aber auch für seltenere Sorten wie Auxerrois perfekt und werden von der Weinwelt und der Fachpresse entsprechend gefeiert. Patrick führt uns anschließend auf der wunderschönen Clubterrasse mit ihren grandiosen Ausblicken gekonnt in Theorie und Praxis durch das große Weinsortiment. Wir probieren den Dicken Franz, nippen an der Husarenkappe und sind hingerissen vom HK3, einer Riesling-Cuvée, die 96 von 100 Parker-Punkten erhalten hat. In die Golfwelt transformiert wäre das so etwas wie drei Eagles in Folge, weshalb solch ein Fläschchen dann eben auch nichts für Kassenpatienten ist. Jedenfalls scheint mir meine vorangegangene Runde auf dem Golfplatz im Verlaufe der Weinprobe immer prächtiger gewesen zu sein. Von wegen, in vino veritas...


Kein Wunder, dass man auf der Insel in glänzende Augen blickt, wenn die Rede auf Tony Jacklin kommt. Als Philip ein Praktikum in England absolvierte und herauskam, wer er ist, sind die Kollegen ausgeflippt und haben allen erzählt: "He's the f… grandson of Tony!" Der Name half auch schon bei einer Tee-Time-Buchung für den Old Course in St. Andrews. "Es ist ein bisschen, als wäre man der Enkel von Franz Beckenbauer", erzählt Philip schmunzelnd. Patrick kann von einem ähnlichen Erlebnis berichten. Als er fünf Jahre alt war und mit seinem Opa die Disney World in Orlando besucht hat, wollten plötzlich viele der amerikanischen Besucher ein Foto von ihm und dem älteren Herren an seiner Seite machen.
Der mittlerweile 79-jährige Tony Jacklin lebt seit vielen Jahren in Florida, wo er seinen Ruhestand genießt. Erst im März hat ihn Philip mit seiner Freundin wieder mal besucht. "Er spielt nur noch gegen Bezahlung Golf, weil er eigentlich keinen Bock mehr hat", berichtet Philip. "Ab 80 Meter vor dem Grün macht ihm aber auch heute noch kaum einer etwas vor", erzählt der Enkel stolz, der früher viel Zeit mit seinem berühmten Großvater auf Golfplätzen verbracht hat.

So ist das Ganze eine Familiensaga über mehrere Generationen. Entstanden ist ein schöner, ebenso anspruchsvoller wie gut gepflegter Golfplatz inmitten herrlicher Weinberge mit einem wunderschönen Clubhaus und einem tollen Restaurant. Keine zwei Driver-Längen entfernt wartet ein modernes Viersternehotel mit angeschlossenem Weingut, eine unschlagbare und vor allem einmalige Kombination: "Abends als Gast auf unserer Clubterrasse zu sitzen und das Essen und die Weine zu genießen - kein noch so aufwendig produziertes Werbevideo kann diese Atmosphäre wiedergeben", sagt Marketingleiter Philip. "Die Leidenschaft, mit der unsere Familie und alle Angestellten dieses Konzept leben, lässt sich nicht vermitteln. Man muss es erleben." Diese Professionalität und Hingabe lässt nur einen Schluss zu: In vino feritas. Im Wein liegt Leidenschaft.