Von Jan Langenbein, Fotos: Rolex/Augusta National 2022
Wenn Augusta National vom 6. - 9. April zum 87. Mal seine Pforten öffnet, steht uns nicht nur der glorreiche Beginn der Major-Saison ins Haus. Das Masters 2023 verspricht auch, aus einer Vielzahl von Gründen eines der besten aller Zeiten zu werden. Kostproben gefällig?
1. ES IST ANGERICHTET
Die Stimmung beim Champions Dinner 2023 dürfte mindestens so frostig werden wie beim 80. Geburtstag von Oma, wenn Onkel Rolf bereits bei der zweiten Flasche Wein angekommen ist und Sätze mit "… das wird man ja wohl noch sagen dürfen!" beendet. Schließlich sorgten sechs Abtrünnige an diesem Tisch dafür, dass der Rest der grünen Sakkoträger Post vom Staatsanwalt bekam. "Ich habe kein Bedürfnis, jemals wieder mit Phil Mickelson zu sprechen", grollte Fred Couples kürzlich und nun werden sie sich gemeinsam von Scottie Scheffler verköstigen lassen.
2. SPIELE AUGUSTA!
Bei keinem anderen Golfturnier überkommt jeden Fan zu Hause ein derartiges Verlangen, selbst zum Schläger zu greifen, wie bei Fernsehübertragungen vom Masters. 2023 kann während der Werbeunterbrechungen nun endlich jeder selbst in Augusta abschlagen, während zeitgleich in Georgia um den Sieg gekämpft wird, denn EA Sports bringt am 24. März "PGA Tour: Road to the Masters" in die Läden, und so braucht es keine Mitgliedschaft in Augusta, um dort abzuschlagen, sondern lediglich eine PlayStation 5. Was einfacher zu bekommen ist, darf debattiert werden.
3. LIV UP TO THE HYPE
Seit die Profigolf-Welt 2022 mit saudischem Geld aus den Angeln gehoben wurde, haben wir Golffans nur noch die Major-Turniere, in denen tatsächlich alle Weltklasse-Spieler den Sieger unter sich ausspielen. Kaum vorstellbar, dass die Major-Turniere noch mehr an Prestige gewinnen konnten, doch LIV hat genau das erreicht. Dass ein Major mit dem Subplot PGA Tour vs. LIV Unterhaltung der Extraklasse bieten kann, hat die 150. Open Championship letztes Jahr bewiesen und zudem hat niemand eine Ahnung, in welcher Form Cam Smith gerade ist.
4. RORY, ODER WAS?
Rory McIlroy und Greg Norman sind so etwas wie der Nahostkonflikt des Golfsports. Ironischerweise teilen die beiden ein Schicksal, das der Australier garantiert nicht mehr ändert, der Nordire aber liebend gerne noch umbiegen würde: Beide haben kein Grünes Jackett im Clubhaus an der Magnolia Lane hängen. Ohne Zweifel auf der Höhe seiner golferischen Fähigkeiten könnte Rory in diesem Jahr endlich seinen Frieden mit Augusta National machen. Sein letzter Schlag beim Masters 2022 war immerhin der wohl spektakulärste seiner bisherigen Karriere.
5. BLEIBT ALLES ANDERS
Dass der Platz in Augusta den Spielern nahezu jedes Jahr an mindestens einer Stelle komplett neue Aufgaben stellt, ist nichts Neues. So traditionsbewusst sich die Verantwortlichen des Turnierkomitees auch geben, wenn es darum geht, ihren heiligen Golfplatz vor zu viel Power und unanständig niedrigen Scores zu schützen, sind den Grünen Jacketts nicht nur chirurgische Eingriffe, sondern auch Bulldozer-Einsätze recht. Dieses Mal hat es mit Loch 13 das Allerheiligste erwischt. Eines bleibt in Augusta jedoch immer gleich: Bernhard Langer ist am Start, 2023 zum 40. Mal.