Ausgangssituation
Bei der John Deere Classic 2013 sah lange Zeit alles nach einer erfolgreichen Titelverteidigung für Zach Johnson aus. Ein Bogey am Schlussloch zwang den einstigen Masters-Sieger dann aber doch in ein Stechen mit dem Kanadier David Hearn. Daniel Summerhays hatte seine Führung nach Runde drei mit vier Bogeys in Folge auf den Front Nine bereits verspielt. Ein weiteres Bogey auf der 18 besiegelte sein Schicksal. Dem 19-jährigen Jordan Spieth fehlte nur noch ein Birdie auf dem Schlussloch, um ebenfalls ins Stechen zu kommen.
Balllage
Spieth spielte eine furiose Schlussrunde. "Ich habe vor den Back Nine gedacht, ich wäre raus. Also habe ich versucht, ein paar Birdies zu spielen, um möglichst in den Top Ten zu landen", verriet er anschließend. Nach Birdies auf der 16 und der 17 landete sein Eisen 7 auf der 18 im rechten Grünbunker: pin-high, ebener Stand, knapp drei Meter vor der Bunkerkante gut spielbar, aber die Fahne im Grün noch über zehn Meter entfernt, weitere fünf Meter dahinter der See. Ein Up-and-down, um das Par zu retten, schien machbar, hätte aber nicht gereicht.
Schlagoptionen
Der beste Amateur der Welt war erst 2012 ins Profilager gewechselt, bohrte seine Füße in den Sand, den Ball nahezu mittig in seinem Stand und öffnete das Schlägerblatt in eine beinahe waagerechte Fläche. Was folgte, war reine Bunkermagie: "Du willst den Ball möglichst innerhalb von einem Fuß ans Loch bringen, im schlechtesten Fall zwei oder drei Fuß. Ich hatte den Ball etwas dünner getroffen, er hüpfte dann auf dem Grün auch noch etwas nach rechts und verschwand direkt im Loch. Dass er fiel, ist natürlich ein Wunder."
Nachspiel
Drei Spieler im Stechen, fünf Extralöcher und am Ende der Premierensieg für einen Superstar in spe - die John Deere Classic 2013 war beste TV-Unterhaltung. Am ersten Extraloch lippt Johnsons Chip aus, am vierten der Putt von Hearn aus 1,40 Metern. An Loch fünf musste Hearn vorlegen, Johnson schoss ins Wasser, beide kassierten ein Bogey. Der Weg war frei: Jordan Spieth' Par machte ihn zum jüngsten Sieger auf der Tour seit 1931 - jünger als Phil Mickelson und Tiger Woods bei ihren Premieren. Zwei Jahre später war Spieth die Nummer eins der Golfwelt.
Augenzeuge
Ein sichtlich zerknirschter Zach Johnson haderte nach dem Marathon-Play-off mit sich selbst. "Ich hatte eine große Chance, das Turnier nach 72 Löchern zu gewinnen. Ich brauchte nur ein Par auf der 18 und eigentlich fühle ich mich in solchen Situationen stark." Doch Jordan Spieth war da längst mit seiner Entourage beim Feiern. Eine der engsten Profi-Caddie-Beziehungen auf der Tour ist jene zwischen Jordan Spieth und Michael Geller, der sich drei Wochen vor seiner Hochzeit wie ein Schneekönig über ein unerwartet üppiges Taschengeld freute.