Ausgangssituation
Die 17 in Valderrama ist eine klassische Risk-and-Reward-Bahn und prädestiniert für geschichtsträchtige Momente. Der Versuch, den zweiten Schlag auf diesem Par 5 über einen See auf ein zum Wasser hin abschüssiges, pfeilschnelles Grün zu schlagen, ist verlockend. Aber selbst wenn dies gelingen sollte, ist die Sache noch nicht erledigt. Tiger Woods hatte hier bei seinem Ryder-Cup-Debüt schließlich schon ins Wasser geputtet. Beim Saisonfinale der European Tour 2007 ging Justin Rose mit komfortablem Vorsprung als Führender in die Schlussrunde.
Balllage
Neben Padraig Harrington, der sich mit Justin Rose auch noch um die Order of Merit stritt, zählten Simon Dyson, Søren Kjeldsen und Graeme McDowell ebenfalls zu den Verfolgern. "G Mac" war zu diesem Zeitpunkt lange noch nicht der Star, der er dank seines späteren US-Open-Siegs einmal werden sollte. Auf der vorletzten Bahn hatte der Nordire bei drei Schlägen Rückstand allenfalls noch Außenseiterchancen auf den Sieg. Nach seinem Abschlag an der 490 Meter langen 17. Spielbahn lag er 183 Meter von der Fahne entfernt im linken Semi-Rough.
Schlagoption
"Am Vortag hatte ich auf der 17 bereits ein schreckliches Eisen 6 ins Wasser geschlagen. Aber am Sonntag lag der Ball dann ganz okay und ich hatte das Gefühl, der Rückenwind würde dem Ball ein wenig helfen zu fliegen. Also zückte ich ein Eisen 7", gab McDowell anschließend zu Protokoll. Was folgte, war ein wahrlich magischer Moment. "Seither ist die 17 in Valderrama mein Lieblingsloch. So etwas hatte ich noch nie auf einem Golfplatz erlebt. Ich werde diesen Moment nie vergessen; immer wenn ich daran denke, muss ich lächeln!".
Augenzeuge
Als der Ball an der Vorderkante des Grüns gelandet war und die gut 18 Meter bis zum Flaggenstock das Grün hinaufrollte, klang das im Fernsehen so: "He's looking for an eagle, but what about an albatross... unbelievable!" Graeme McDowell selbst konnte gar nicht sehen, wie der Ball ins Loch fiel. "Meine Sehkraft ist schrecklich, aber ich habe das Gebrüll der Zuschauer gehört - wirklich unglaublich!" Mit einem "Oh my God!", richtete er seinen Blick gen Himmel, bevor es von Caddie Ken Comboy und Flight-Partner Søren Kjeldsen High Five gab.
Nachspiel
Nach dem bereits dritten Albatros (!) seiner Karriere lag McDowell plötzlich in geteilter Führung. Ein Sieg bei diesem Turnier wäre sein bislang größter Triumph gewesen. Ein Doppel-Bogey an der 18 ließ den Traum zwar platzen, allerdings hievten ihn ein vierter Platz und ein Trostpflaster in Höhe von 184.800 Euro in der Jahres-Abschlussrangliste von Platz 50 auf Rang 37. Sein Albatros ist seither mit einer Gedenktafel am 17. Abschlag verewigt. Neben der Plakette von Miguel Ángel Jiménez, dem dieses Kunststück bereits 1994 gelungen war.