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Stroke of Genius

Isao Aoki 1983

Von Jan Langenbein

Als es vor 40 Jahren auf Hawaii um eine goldene Ananas ging, krönte sich der Janpaner Isao Aoki mit einem spektakulären Mic Drop zum ersten asiatischen Sieger auf der PGA Tour und wurde damit zum Idol im golfverrücken Land der aufgehenden Sonne.

Ort: Waialae Country Club, Hawaii (USA) Turnier: Hawaiian Open 1983 Datum: 13. Februar 1983 Schläger: Pitching Wedge

Ausgangssituation


Der US-Amerikaner Jack Renner hatte in Honolulu eine fantastische Schlussrunde gespielt, satte sechs Schläge Rückstand aufgeholt und seinen zweiten Schlag am Schlussloch (Par 5) bis auf vier Meter ans Loch gehämmert. Sein Eagle-Putt lippte zwar aus, aber mit dem Birdie war der 28-Jährige der alleinige Führende im Clubhaus. Der Einzige, der ihm noch gefährlich werden konnte, war Isao Aoki im letzten Flight, ausgerechnet ein Japaner in Honolulu. Um mit Renner gleichzuziehen und noch ein Stechen zu erzwingen, musste diesem jedoch auf der 18 ebenfalls ein Birdie gelingen.

Balllage


Drei Jahre zuvor hatte Aoki dem großen Jack Nicklaus bei dessen US-Open-Triumph einen großen Kampf geliefert und war Zweiter geworden. Sein Spitzname: "The Tower", weil er für einen Japaner mit 1,83 Metern ein richtiger Schrank war. Mittlerweile 40 Jahre alt, hatte er nun auf der letzten Bahn Probleme. Sein Drive hoppelte in den Rough-Streifen zur Rechten des Fairways. Der zweite Schlag mit einem kleinen Hölzchen endete im saftigen Rough zur Linken des Fairways und lag nun 117 Meter vom Flaggenstock entfernt. Aus dieser Lage wäre selbst ein Up & Down eine echte Leistung.

Schlagoption


Isaos Caddie Brian Jones riet ihm, ein 9er-Eisen zu schlagen, weil er sonst zu kurz bliebe. Aoki igonierte den Ratschlag und griff zum Pitching Wedge. "Ich wusste, dass ich den Ball zwischen Grünkante und Fahne schlagen musste, um eine gute Birdie-Chance zu bekommen." Der Ball tippte einmal auf und verschwand anschließend im Loch. "Das zeigt, wie viel Adrenalin in mir war", erzählt der heute 80-Jährige. "Das war sicher der beste Schlag meiner Karriere." Der Lohn für dieses unglaubliche Eagle zum Sieg: 58.500 Dollar Siegprämie und ein goldener Pokal in Form einer Ananas.

Ohrenzeuge


Jack Renner war gerade dabei, seine Scorekarte zu unterschreiben, als er den ohrenbetäubenden Lärm von draußen hörte. Die TV-Bilder zeigen in diesem Moment Renners Gesichtsausdruck, der dem eines frisch gefangenen Karpfens ähnelt: vollkommen erstarrt, geschockt und scheinbar den Tränen nahe. Aoki gibt an, sich nicht mehr daran erinnern zu können, was und mit wem er auf dem Weg zum Grün geredet hat. "Ich erinnere mich nur, dass ich wie in Trance den Ball aus dem Loch geholt habe." Der TV-Kommentator plärrt: "They will be dancing in the streets of Tokyo."

Nachspiel


Immerhin hatte das Schicksal noch so viel Gerechtigkeitssinn, dass es ein Jahr später Renner dieses Turnier im Stechen gewinnen ließ. Aoki bezeichnet seinen einzigen Triumph auf der PGA Tour heute als "Geschenk Gottes". Vor allem die spektakuläre Art dieses Erfolgs bot Inspiration und Motivation für die vielen nachfolgenden Weltklasse-Golfer aus Nippon. "Ich habe es nur auf die Tour geschafft, weil ich als kleines Kind diesen Sieg von Aoki gesehen habe und so sein wollte wie er", erzählt Shigeki Maruyama. 2022 gewann mit Hideki Matsuyama wieder ein Japaner auf Hawaii.

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