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Ort: Medinah, Illinois (USA), Turnier: 81. PGA Championship, Datum: 15. August 1999, Schläger: Eisen 6

Strokes of Genius

Sergio Garcia

Von Jan Langenbein

Als Leading Amateur beim Masters und mit einem Sieg bei den Irish Open hatte ein blutjunger Sergio García bereits sein Potenzial aufblitzen lassen. Ins Bewusstsein der Golfwelt schoss er sich allerdings erst, als eine Eiche im Weg stand.

Ausgangssituation


Tiger Woods hatte mit einer zwischenzeitlichen Führung von vier Schlägen den Turniersieg fest im Blick, als er am Finalsonntag auf die Back Nine von Medinah einbog. Auf Loch 13 versenkte ein damals noch recht unbekannter, 19 Jahre alter Spanier, der im Flight vor Woods spielte, einen Birdie-Putt aus neun Metern und blickte mit unmissverständlicher Miene zurück zum am Abschlag des Par 3 wartenden Woods: "Game on!" Wenige Minuten später spielte Woods ein Doppel-Bogey.

Balllage


Nur noch ein einziger Schlag trennte Sergio vom Führenden Woods, als er sein Holz 3 am 16. Loch durch das Fairway des Doglegs prügelte und sein Ball wenige Zentimeter hinter einen dicken Eiche zum Liegen kam. Nicht nur versperrte dieser massive Baumstamm den direkten Weg aufs Grün, im ungemähten Gras direkt unter dem Baum war nicht zu erkennen, ob der Ball vielleicht auf einer Wurzel liegen könnte. Die Verletzungsgefahr im Falle, sollte Sergios Schläger auf Holz treffen, war immens.

Schlagoption


Die Option, den Ball aufs Fairway zu chippen und aus 135 Metern ein Up and Down zu versuchen, wurde diskutiert und schnell verworfen. In jugendlichem Übermut griff Sergio zum Eisen 6, hielt meilenweit links des Grüns an und drosch den Ball mit einem riesigen Bananen-Slice um die Eiche herum auf das 165 Meter entfernte Grün. "Ich erinnere mich, dass ich den Schlag mit geschlossenen Augen gespielt habe, weil ich Angst hatte, den Baum mit dem Schläger zu treffen und mich zu verletzen."

Nachspiel


Sergios Herz raste immer noch, als er auf dem 16. Grün mit zwei Putts das kurz zuvor unmöglich erschienene Par sicherte. Mit Par auf den Bahnen 16, 17 und 18 brachte Tiger seinen ersten PGA-Championship-Titel und zweiten Major-Sieg über die Ziellinie. Doch als sein letzter Putt auf der 18 fiel, brach keine überschwängliche Freude aus ihm heraus, sondern nur schiere Erleichterung. Schließlich hatte ihn ein 19 Jahre alter Nobody gerade an den Rand einer Niederlage gebracht.

Augenzeuge


Zach Johnson, dessen Major-Karriere erst fünf Jahre später beginnen sollte, war in Medinah als Zuschauer unterwegs und hatte wenige Meter entfernt stehend einen Logenplatz bei Sergios Heldentat: "Ich dachte, er wäre komplett aufgeschmissen. Sergios Ball lag schließlich tot an einem Baumstamm. Als Zuschauer, als Golf-Fan und nun auch als Profi werde ich diesen Schlag niemals vergessen. Es war ein Wunder." Ironischerweise sollte Johnson zehn Jahre vor García in den Kreis der Major-Sieger aufsteigen.

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