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Freddy Schott

Freddy Schott kämpft sich zurück

Von Rüdiger Meyer, Fotos: Marvin Sedelies

Freddy Schott reist in dieser Woche als 38. im Race to Dubai zur Porsche Singapore Classic. Für den Düsseldorfer ein kleines Wunder, schließlich verpasste er im letzten Jahr den Erhalt seiner Karte für die DP World Tour um Haaresbreite. Dass er eine Sponsoreneinladung erhielt, verdankt er nicht nur der Tatsache, dass der Turniersponsor aus Deutschland kommt. 2024 führte Schott die Porsche Singapore Classic nach zwei Runden an. Etwas, was er dieses Jahr gerne bis zum Sonntag wiederholen würde, damit alle Sorgen um Spielberechtigungen passé sind. Kurz vor seinem Abflug nach Singapur haben wir mit Freddy Schott über seine Saisonziele gesprochen und ihn gefragt, warum ihm der Laguna National Resort Club so liegt.

Du hast in den letzten Monaten nahezu jedes Turnier, was möglich war, mitgespielt. Bist du langsam mal Urlaubsreif?


Absolut. Das Ganze hat mit dem Streik hier am Montag noch mal einen wirklich schönen Abgang gefunden, so dass ich nach Amsterdam fliegen durfte. Und von waren das noch mal zweieinhalb Stunden nach Hause. Urlaubsreif? Absolut. Nichtsdestotrotz habe ich jetzt total Bock auf die Porsche Singapore Classic. Ich verfolge ein bisschen die Mentalität, die ich 2022 auf der Challenge Tour hatte. Damals habe ich einfach gesagt, Stopp ist erst wenn das Ziel erreicht ist. Das verspüre ich gerade. Ich habe total Hunger. Ich freue mich auf nächste Woche und kann es kaum erwarten, am Donnerstag aufzutreten.

Du hast für Singapur eine Sponsoreneinladung von Porsche bekommen. Gibt es eine Grenze, wie viele Einladungen man pro Jahr annehmen darf? Und wie läuft so etwas ab?


Früher waren das mal sieben Einladungen plus eine im Heimatland. Soweit mir das bewusst ist, gibt es die Begrenzung aber nicht mehr. Wie das abläuft ist auch ganz unterschiedlich. Der erste Ansprechpartner ist immer erst mal die Tour. Aber als deutscher Golfer war der Weg zu Porsche natürlich ein bisschen leichter, weil da schon Kontakte bestehen unter anderem durch die Porsche European Open. Dass ich diese tolle Chance bekommen habe, ist natürlich ein schönes Zeichen, dass gesehen wird, was ich mache. Man darf dabei nicht unterschätzen, dass die Tour für jede Woche unglaublich viele Anfragen für Sponsoreneinladungen erhält.

Du hast letztes Jahr nach zwei Runden in Singapur geführt. Inwiefern liegt dir der Laguna National Resort Club?


Ich finde den Platz super. Wenn man das erste Mal drauf kommt, wirkt es erst mal sehr ungeordnet. Es gibt sehr viele Slopes in den Fairways, viele verschiedene Plateaus auf den Grüns und Tees, wo man sich nicht ganz sicher ist, welche Linie man nehmen soll. Ich glaube, dass es einer der Golfplätze ist, wo man wirklich sagen kann, dass der beste Spieler gewinnt. Teilweise hat man Plätze, wo Spieler mit einem besseren Short Game besser dastehen, weil man automatisch viele Grüns verfehlst. Du hast aber auch die Wochen, wo Länge eine riesige Rolle spielt. Und der Laguna National Golfplatz fordert dir irgendwie alles ab und gibt dir eine ganz gute Analyse, wie dein Spiel ist.

Im Grunde haben dich letztes Jahr nur zwei Löcher aus der Bahn geworfen. War das einfach nur Pech? Eine falsche Strategie oder kurzzeitiger Schwungverlust?


An der 12 war es ein schlechter Schuss vom Tee ins Aus. Auf der 16 wiederum stand die Fahne rechts ganz nah am Wasser. An und für sich war sie auf einer sehr angreifbaren Position. Ich war vom Tee ein bisschen zu lang, um mir einen vollen Schlag auf die Fahne zu lassen und wollte dann einfach den perfekten Schuss machen, der in meiner Situation zu dem Zeitpunkt absolut nicht nötig war. Ich habe ihn zu kurz gelassen und musste dann noch näher droppen und dann bist du da wie in so einem Schneeballsystem. Ich war wieder zu gierig und da ist der gleiche Fehler nochmal passiert. Der Ball war einen Tacken rechts, kriegt einen schlechten Hopser und geht ins Wasser. Also Taktik für dieses Jahr ist auf jeden Fall, mir ein vollen Schlag ins Grün zu lassen.

Du hast uns vor drei Jahren im Interview erzählt, dass es dir nicht leicht fällt, schlechte Schläge zu vergessen. Hat sich das mittlerweile gebessert?


Auf jeden Fall. Ich glaube, das sieht man mittlerweile auch auf meinen Scorekarten. Ich mache jetzt oftmals nach einem Bogey oder Doppel Bogey ein Birdie. Ich glaube aber, das ist eher unterbewusst. Ich rege mich schon noch über schlechte Schläge auf und das wird wahrscheinlich auch immer bleiben. Aber mit der Erfahrung kommt auch das Bewusstsein, dass ich niemals 18 Löcher lang immer den perfekten Schlag machen werde. Ein Spruch lautet ja: Mir ist egal, wie gut dein bester Schlag ist, wichtig ist, wie gut der schlechteste ist.

Glaubst du daran, dass es Plätze auf der Tour gibt, die einem besser liegen als andere? Im Englischen sagt man ja "Horses for Courses"?


Ich glaube da ganz stark dran. Man kann das relativ simpel sagen: Wenn du gut drauf bist und gut spielst, bist du auf jedem Platz gut. Ich hatte das auf Mauritius. Der Platz liegt mir an und für sich nicht, gerade vom Tee. Aber weil ich einfach unglaublich gut drauf war, bin ich am Ende Fünfter geworden. Nichtsdestotrotz helfen dir Plätze, die dir liegen. In Kenia muss ich zum Beispiel aufgrund der Höhe sehr wenig Driver schlagen. In der Woche habe ich ehrlich gesagt gar nicht mal so gut gespielt. Und dann gehst du auf einmal aus einer Woche, wo du von Montag bis Mittwoch noch zweifelst, mit einer Top 10 raus.

Freddy Schott:

Du bist letztes Jahr bei der Porsche Singapore Classic am Samstag im letzten Flight auf die Runde gegangen. Am Sonntag musstest du plötzlich als Erster raus. Ist das demoralisierend?


Absolut. Es fühlt sich echt Scheiße an! Das ist kein schönes Gefühl. Nichtsdestotrotz ist es auch Teil des Lernprozesses. Vieles lernt man leider Gottes nur über die harte Tour. Für den Moment fühlt sich das natürlich schrecklich an. Aber sobald man dann mit einer anderen Perspektive darauf blickt, relativiert sich das.

Du hast trotzdem nicht aufgegeben und die siebtbeste Runde des Tages gespielt. Ist das etwas, wo du mit Stolz drauf blickst, dass du dich nicht unterkriegen lassen hast?


Stolz ist das falsche Wort. Ich glaube einfach, dass mich das sehr ermutigt, nach einem Rückschlag alles gegeben zu haben, um zumindest mit einem guten Gefühl das Land zu verlassen. Aber ich habe mir da damals ehrlich gesagt ziemlich wenig Gedanken drüber gemacht. Ich wollte einfach die beste Runde spielen, die in meinem Leben jemals gespielt habe, so wie ich das oftmals will. Die beste war es nicht, aber es war eine super Runde um dem ganzen nochmal einen schönen Ausklang zu geben.

Wo siehst du aktuell die Stärken in deinem Spiel verglichen zum letzten Jahr? Hat sich da irgendwas verschoben?


Im Vergleich zum letzten Jahr würde ich auf jeden Fall sagen das kurze Spiel. Ich mache verhältnismäßig mehr Pars, wo ich in den Vorjahren eher das Bogey gemacht habe oder schlimmer. Auch das ist eine Erfahrung: einfach zu merken, wie wichtig manchmal ein Par ist. Bei der Joburg Open habe ich einen schlechten Samstag gehabt und mich auch am Sonntag nicht so wohl gefühlt. Nichtsdestotrotz mache ich dann meine Pars und spiele das Ding in Anführungsstrichen entspannter runter und komme mit einem besseren Gefühl nach Hause.

Laut Strokes Gained hast du beim Putten dieses Jahr wahnsinnige Fortschritte gemacht. Hast du da was verändert? Oder liegt es an der noch geringen Zahl der Turniere?


Die geringe Zahl Turniere lässt sich natürlich nicht ausblenden. Aber ich habe von 12 Turnieren sieben gespielt, sodass das dementsprechend schon relativ aussagekräftig ist. Ich habe nicht viel verändert, außer am Anfang der Woche mehr den Fokus darauf zu legen eine bessere Geschwindigkeit auf den Grüns zu finden. Aber das ist wenn, dann eher marginal. Putten ist immer ein ganz gutes Indiz, wie man sich auf dem Golfplatz fühlt und ob man Selbstvertrauen hat. Ich glaube, das spiegelt gerade ganz gut wieder, dass ich mich auf dem Platz super fühle und Bock habe zu spielen.

Du hast damals, als du Challenge Tour gespielt hast, Monday Qualifier gespielt. Diese Option gibt es auf der DP World Tour nicht, oder?


Genau, die gibt es nur bei co-sanktionierten Events mit der Sunshine Tour. Meinen ersten Start als Profi habe ich auf der Sunshine Tour gemacht, weil sich das für mich damals gut angeboten hatte mit meiner Base in Kapstadt. Ich habe über einen Kumpel eine Exemption bekommen und jedes Jahr meine Membership gehalten, weil ich es für Events, wo ich vielleicht nicht qualifiziert bin, praktisch fand die Option zu haben einen Monday Qualifier zu spielen. Man darf eines nicht unterschätzen: Selbst mit der Q-School-Kategorie kommst du in die Events in Südafrika teilweise nicht rein. Dieses Jahr habe ich ja eine Einladung bekommen für die Joburg Open, aber ich war auch angemeldet für das Qualifying. Eine Einladung ist frei geworden, weil ein anderer Spieler über seine reguläre Kategorie reingerutscht ist. Und dadurch, dass die Woche davor die South African Open war, wo noch weniger europäische Spieler waren, haben sie gesagt ,Okay Freddy, du bist der einzige Spieler, der gerade schon im Land ist. Du bist aktuell gut dabei und wir wollen dir helfen.' Und dadurch habe ich dann die Startgenehmigung ohne das Qualifying bekommen.

Hat sich dein Ziel für die Saison nach deinen guten Leistungen verändert?


Wahrscheinlich nicht. Man könnte als Oberziel sagen Ich will zurück auf die DP World Tour. Ich glaube, das Einzige, was es schwer macht, das zu konkretisieren, ist der Weg dahin. Gerade sieht es gut aus, aber es wird noch so viel Golf gespielt. Das einzige, was ich sagen kann, ist, dass ich alles dafür geben werde mir die Spielberechtigung zu holen, die ich in den letzten zwei Jahren zweimal verpasst habe.

Für die letzten acht Turniere des Jahres auf der European Tour gibt es eine Sonderkategorie mit der die Bestplatzierten im Race to Dubai, die nicht automatisch qualifiziert sind, einen Startplatz bekommen. Ist das vielleicht ein Zwischenziel?


Das auf jeden Fall. Das ist eine relativ große Kategorie, ich glaube zehn Plätze jede Woche. Da sind natürlich meine Augen drauf. Aber diese Kategorie startet in einer abgespeckten Form auch schon ab Europa, wo es, glaube ich, ein Spieler ist. Dementsprechend möchte ich jetzt einfach noch Punkte sammeln, um mir darauf eine gute Chance zu geben. Ich will diese Kategorien zum Jahresende auf jeden Fall und deshalb nehme ich gerade den Kopf runter und versuche einfach zu machen.

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