Es ist der 14. August 1994 und Nick Price hat gerade die PGA Championship gewonnen. Es ist sein zweiter Major-Sieg in diesem Jahr nach den Open in Turnberry nur wenige Wochen zuvor. Es ist das Ausrufezeichen 19-monatiger Exzellenz, wie sie vor ihm nur Byron Nelson oder später der 2000er-Tiger erreicht haben. 19 Monate im Flow. Nick Price gewinnt 16 von 54 internationalen Starts. Er erspielt sich insgesamt 22 Top-drei-Ergebnisse zwischen den Jahren 1992 bis 1994. Er gewinnt drei Majors und dazu die Players Championship, das Flaggschiff-Event der PGA Tour. So steht es nach seinem beeindruckenden Lauf in der Vita. "Player of the Year", "Money List"- und Weltranglisten-Erster - die Auszeichnungen sind da nur die logische Konsequenz seiner anhaltenden Performance auf allerhöchstem Niveau. Die einfache Antwort auf die Frage, wieso dies alles möglich war, lautet: harte Arbeit und Geduld. "Ich habe mir nichts anmerken lassen, aber innerlich quälte es mich. Es spielte keine Rolle, wie gut ich spielte, ich wurde nur Zweiter, Dritter, Vierter oder Fünfter. Für eine lange Zeit habe ich mein eigenes Herz und meine Zielstrebigkeit infrage gestellt."


»DIE LEUTE SAGTEN IMMER WIEDER, ICH WÄRE SO VIEL BESSER, HÄTTE ICH BLOSS DEN SIEGERINSTINKT.«
1978 debütiert er auf der European Tour, gewinnt 1980 die Swiss Open, wechselt 1983 auf die PGA Tour und stagniert. Sein selbst gebastelter Schwung ist für die professionelle Tour nicht stabil genug. Wenn das Timing seiner Bewegungen kalibriert ist, bringt er grandiose Ergebnisse ins Clubhaus. Ist es aber nur ein wenig aus dem Rhythmus, steht schnell eine 80 auf der Karte. Technisch gesprochen: Sein Rückschwung hat zu viele Freiheitsgrade. "Mein Schläger ging nicht nur steil, sondern beinahe vertikal nach hinten und mit beinahe 45 Grad wieder zurück. Grundsätzlich hatte ich kein Konzept für die Schwungbahn." Sich dieser Problematik bewusst beginnt er 1982, mit seinem Jugendfreund David Leadbetter zu arbeiten, der gerade dabei ist, sich als Teaching-Pro in den Staaten einen Namen zu machen, der ihn heute als einen der großen Schwung-Gurus ausweist. Obwohl die Arbeit Früchte trägt, ist die nächste Dekade in der Karriere von Nick Price gekennzeichnet von Ergebniskrisen. Unter seinen Kontrahenten auf der Tour herrscht die Meinung vor, dass der Hochtalentierte zu nett sei, um zu wissen, wie gut er eigentlich ist. Und viele wünschen sich, dass er es niemals herausfinden möge. Besonders bitter sind zwei Niederlagen bei den Open.

Der Titel bei der World Series of Golf 1983 ist der einzige Ausreißer und es sollte noch ganze acht Jahre bis zum endgültigen Durchbruch 1991 dauern. Eine Zeit, in der er zusammen mit Leadbetter eine der pursten Schwungbewegungen kultiviert - Ballstriking at its best! Eine minimalistische Version der zu der Zeit üblichen von Beinen und Torso dominierten Bewegung. Schnell zwar, aber rhythmisch und nicht nur für Schwungenthusiasten eine Augenweide. Nicht zuletzt auch durch die damals durchaus revolutionäre Zusammenarbeit mit dem Sportpsychologen Bob Rotella hat Nick Price gelernt, den Sack zuzumachen, er ist nun nett und erfolgreich. Und fokussiert: "Eine Sache, die ich nun beherrsche, ist volle Konzentration", so Price damals. Schnell in allem, was er tut, hinderten ihn früher auch vorauseilende Gedanken während der Runde daran, erfolgreicher zu sein.

Es ist ein Sieg der Marke "gutsy". Einer, den er sich als Kind nicht besser hätte ausmalen können. Drei Schläge Rückstand auf Jesper Parnevik bei noch drei zu spielenden Bahnen. Ein Birdie an der 16, dann ein unmöglicher Putt bergab aus gut 20 Metern zum Eagle an der 17 und ein abschließendes Par führen zur Claret Jug. Wenige Wochen nach dem emotionalen Höhepunkt folgt ein weiteres Major bei der PGA Championship in Southern Hills. Es ist eine Machtdemonstration auf den engen Spielbahnen mit Power und Präzision. Mit einer 67 zum Auftakt und nie in Gefahr gewinnt er schlussendlich mit sechs Schlägen Vorsprung. Insgesamt sechs Siege stehen dann für das Jahr 1994 zu Buche. Nichtsdestotrotz, so ist das mit dem Flow, ebbt dieser irgendwann ab. Und am Horizont zeichnet sich die Tiger-Wende ab. Zwar gewinnt Nick Price auf der PGA-Tour noch drei Turniere bis 2002, aber die beschriebenen Höhen sind unauslöschliche Momente der Golfgeschichte geworden. 19 Monate, in denen er, Nick Price, der beste Golfer der Welt ist und den Beweis erbringt, dass Golf nicht statisch ist. Es gibt keinen Knopf für Erfolg. Nur den Prozess des Stetigen und das Durchhaltevermögen, seine Ziele zu erreichen. Und das gilt schlussendlich für Golfer jeden Niveaus.