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Interview

Erik Anders Lang

Von Jan Langenbein, Fotos: Random Golf Club

Das Mastermind hinter "Adventures in Golf" hat bereits im Himalaja abgeschlagen, bekam in Japan bei Miura Schläger auf den Schwung geschneidert und wandelte auf den Spuren von Old Tom Morris. Was bitte hat eine Platzreifeprüfung in diesem beeindruckenden Lebenslauf zu suchen?

Wir haben gehört, dass du in Deutschland warst, um die Platzreife zu machen!?!
Ja, das stimmt. Ich habe die Platzreife gemacht und sogar bestanden. [lacht]

Wie, um Gottes willen, kam es dazu?
Wir haben eine lange Liste von potenziellen Themen für "Adventures in Golf" und die Platzreife stand schon lange darauf. Ideen für unsere Serie durchlaufen verschiedene Phasen und ändern sich ständig. Manche beginnen als Geschichte über eine Person und wandeln sich während der Dreharbeiten dann in Storys über einen Ort oder eine Bewegung. Wie es vor Jahren zu der Idee "Lass uns etwas über diese deutsche Institution der Platzreife machen!" kam, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht mehr genau. Wahrscheinlich hat uns ein Zuschauer aus Deutschland dazu aufgefordert oder jemand aus dem Team hat einen Artikel darüber gelesen.



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Als Außenstehender denkt man natürlich; ,Man muss in Deutschland einen Test bestehen, um Golf spielen zu können? Was für ein Blödsinn!'
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Wie geht man ein derartig trockenes Thema als Filmemacher an?
Deutschland ist ein großes Land und wir hatten bisher noch nie eine Folge über ein ganzes Land gemacht. Logistisch begannen die Probleme also schon mit der Frage: In welcher deutschen Stadt wollen wir die Platzreife-Folge drehen? Dann benötigten wir Leute aus der Region, die uns etwas über den Sinn hinter der Institution Platzreife erzählen könnten, und natürlich auch Typen, die der Meinung sind, dass diese ganze Sache totaler Quatsch ist. Kurz gesagt: Es brauchte eine aufwendige Recherche und das Drehen war ebenso aufwendig.

Da nun alles im Kasten ist, was ist deine Meinung zur Platzreife?
Am Ende sind alle im Team zu dem Schluss gekommen, dass es absolut Sinn macht. Um es stereotyp zu sagen: Deutsche lieben Regeln und halten sich normalerweise auch daran, um dem gesellschaftlichen Leben Struktur zu verleihen. Daher macht es Sinn, deutschen Golfern beim Einstieg in den Golfsport eine gewisse Sicherheit zu geben, indem ihnen die Regeln und der Kodex des Sports von einer institutionellen Seite beigebracht werden. Ob es den Test am Ende wirklich braucht, ist eine andere Frage. Als Außenstehender denkt man natürlich: "Man muss in Deutschland einen Test bestehen, um Golf spielen zu können? Was für ein Blödsinn!" Nachdem ich den Prozess durchlaufen habe, denke ich allerdings, dass das Konzept der Platzreife mehr darauf abzielt, der Golfgemeinschaft in Deutschland eine gewisse Struktur zu verleihen, als dass es Nicht-Golfer vom Golfspielen abhalten soll.

Wann wird die Platzreife-Folge von "Adventures in Golf" erscheinen?
Am 30. November auf YouTube - und auch wenn deutsche Golfer fast alle eine Platzreife haben, wird es sich auch für euch lohnen, die Folge zu schauen. [lacht]

Was ist die Idee hinter deinem Random Golf Club?
Dank "Adventures in Golf" hatte ich schon zu Beginn meiner Golfkarriere die Möglichkeit, durch die gesamte Golfwelt zu reisen, und dazu kam, dass ich aufgrund des prall gefüllten Bankkontos meiner Exfrau [Sia Furler; Anm. d. Red.] auch früh in der Lage war, in einen privaten Golfclub einzutreten. Ich habe diese Institution exzessiv genutzt und dabei sehr gut kennengelernt. Das war natürlich fantastisch. Doch nach etwa drei Jahren fiel mir auf, dass ich dort nur mit Typen in Berührung kam, die genau wie ich aussahen. Damit meine ich: weiß, männlich, Ende 30, ähnliche finanzielle Möglichkeiten und derselbe Blick auf den Golfsport. Das hat sich nicht mit meinem Bild von Golf vertragen. Es gibt eine Menge verschiedener Formen, dieses Spiel zu spielen, und Unterschiede sind das Salz in der Suppe des Lebens. In der Welt der Privatclubs fehlte mir das Spannende, das Unbekannte. Wann immer ich von Reisen nach Hause kam, spielte ich in meinem Club. Das wurde mir mit der Zeit zu eng und so beschloss ich nach einigen Jahren Mitgliedschaft auszutreten. Es war eine weitreichende Entscheidung, diese tolle Gemeinschaft zu verlassen. Aber ich sehnte mich nach etwas Neuem und hatte schon lange die Idee, einen Club zu gründen, der nicht an einen Golfplatz, eine Stadt, ein Land oder eine sozioökonomische Klasse gebunden wäre.

Das "Random" im Namen steht also für die Zufälligkeit, wen man am ersten Tee eines fremden Golfplatzes trifft?
Genau. Diese Zufälligkeit gab es natürlich auch im Privatclub, aber ich wollte sie verstärken und mein Golf sozusagen in die eigenen Hände nehmen. "Random Golf Club" begann als vage Idee und hat sich seither immer weiterentwickelt. Wir haben auch Ableger in Deutschland - München und Hannover zum Beispiel.

Egal wo auf der Welt, wer eine Außenstelle des RGC gründen möchte, kann das tun, indem er sich mit euch in Verbindung setzt?
Ja, wir laden Menschen aus aller Welt ein, um in ihrer lokalen Community das zu tun, was wir als Hauptquartier weltweit tun - nämlich Content zu produzieren und als RGC-Botschafter kleinere Treffen für Interessierte und Mitglieder auf Golfplätzen in der Gegend zu organisieren.

Gibt es nach sechs Staffeln von "Adventures in Golf" eine Folge oder ein Erlebnis, das dich am meisten überrascht hat und immer noch präsent ist?
Jede einzelne Folge bietet die Möglichkeit, Golf aus einer anderen Perspektive zu betrachten, es gibt daher nicht die einzelne Folge, die für mich persönlich heraussticht. Ich würde zwar behaupten, dass "Northwood" die beste Episode ist, die wir bisher produziert haben. Aber bedeutet das, man sollte sich nur diese Folge anschauen? Absolut nicht! Du solltest dir auch die Miura-, die Lofoten- oder die Outback-Folge anschauen. [grinst]

Was sind deine Pläne für kommende Staffeln?
In Staffel 6 waren wir unter anderem in London, Deutschland und der Schweiz. Staffel 7 wird sich an Orten abspielen, die weitaus abgelegener sind und aus der Sicht eines Golfers zunächst keinen Sinn zu ergeben scheinen. Wir werden nach Indien, Vietnam und Südamerika reisen und die altbekannten Golf-Destinationen garantiert links liegen lassen.

 

INFOBOX

NAME
Erik Anders Lang

ALTER
39 Jahre

WOHNORT
Austin, Texas

HEIMATPLATZ
Random Golf Club

LIEBLINGSTEAM
New York Mets (allen voran die von 1986)

INSTAGRAM
@erikanderslang
@randomgolfclub

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