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Interview

Esther Henseleit

Von Jan Langenbein, Fotos: Frank Foehlinger

Nach viel zu langer Pause machte im Juni endlich auch die Ladies European Tour mal wieder Halt in Deutschland und so kam die 23-jährige Weltenbummlerin aus Niedersachsen endlich dazu, ihren blitzsauberen Schwung den Fans in der Heimat zu zeigen.

Du bist mittlerweile seit mehr als drei Jahren Profi und trotzdem ist das Amundi German Masters dein erster Turnierauftritt in Deutschland als Profi? Unglaublich!
Ja, ich hätte auch nicht gedacht, dass es so lange dauert. [lacht] Es dürfte klar sein, woran es gelegen hat. Aber jetzt bin ich richtig froh darüber, dass wir zum ersten Mal seit 2016 wieder ein LET-Event hier in Deutschland haben.

Ist die Profi-Premiere zu Hause etwas ganz Besonderes für dich?
Na klar, es ist toll, dass es endlich geklappt hat. Es ist schön, viele bekannte Gesichter auf der Anlage zu sehen. Meine Eltern und meine Schwester werden ebenfalls hier sein und das Ganze für mich zu einer familiären Sache machen. Es freut mich auch sehr, dass nun auch deutsche Jugendliche die Möglichkeit haben, uns live spielen zu sehen. Das ist ein guter, schöner Schritt in die richtige Richtung für das Damengolf hierzulande.

Du hast zum Saisonauftakt bereits zum zweiten Mal in deiner Karriere die Magical Kenya Ladies Open gewonnen. Warum ist gerade Kenia ganz offensichtlich ein gutes Pflaster für dich?
2022 war bisher ein gemischtes Jahr. Ich habe einige gute Turniere gespielt, aber auch ein paar Runden gehabt, mit denen ich nicht zufrieden war. Alles in allem bin ich aber zufrieden mit meinem Spiel und merke, dass es in die richtige Richtung geht, denn ich habe das Gefühl, mich in allen Bereichen technisch sehr verbessert zu haben. Nun muss lediglich noch alles im Laufe einer Turnierwoche zusammenkommen. [lacht]

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Ich freue mich immer, wenn ich Zeit finde, auf der LET zu spielen, mein Fokus liegt aber klar auf der LPGA.
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Du hast bereits angekündigt, nach den Amundi German Masters in der Heimat Urlaub zu machen und dann in die Major-Saison in Europa zu starten. Die Women's British Open finden dieses Jahr in Muirfield statt. Mit welchen Gefühlen blickt man solch einem Turnier auf heiligem Boden entgegen?
Auf die Open freue ich mich extrem, denn Links-Golf ist immer etwas Besonderes. Ich bin mir sicher, dass der Platz extrem schwer zu spielen sein wird, und warten wir mal ab, was das Wetter für uns bereithält. Den Platz in Muirfield kenne ich bisher nur aus dem Fernsehen, ich war allerdings schon öfter in der Gegend und habe auf Anlagen in der Nachbarschaft wie zum Beispiel dem Renaissance Club gespielt, der schon toll war. Ich bin mir aber sicher, dass Muirfield noch mal ein anderes Level sein wird.

Du hattest 2019 und 2020 zu Beginn deiner Profikarriere einen unglaublichen Lauf und dann hat dir Corona sozusagen einen Stock zwischen die Speichen geworfen. Wie bewertest du diesen für dich unverschuldet unglücklichen Start ins Profileben im Rückspiegel?
Aus heutiger Sicht würde ich nicht sagen, dass es unglücklich war, denn die Zwangspause hat mein gutes erstes Jahr noch mal in einem ganz anderen Licht dastehen lassen. Schließlich konnte ich durch die Erfolge 2019 halbwegs entspannt in die Pause gehen, hatte keinen allzu großen finanziellen Druck und musste mich auch nicht um meine Tourkarte sorgen, dank des Erfolgs in Kenia beispielsweise. Natürlich war es schade, dass der Lockdown meine Rookie-Saison in den USA auf der LPGA Tour zunichtegemacht hat, aber dafür habe ich dann im vergangenen Jahr ein zweites Rookie-Jahr sozusagen geschenkt bekommen. Alles Negative hat somit auch positive Aspekte.

Wie planst du deinen Turnierkalender? Schließlich hast du sowohl eine LPGA- als auch eine LET-Spielberechtigung.
Priorität für mich haben in jedem Fall die LPGA Tour und die Majors. Um dieses Grundgerüst des Turnierkalenders plane ich dann die weiteren Turniere. Als feststand, dass wir das Amundi German Masters in Deutschland haben werden und zeitgleich kein Turnier in den USA stattfindet, war klar, dass es perfekt in meinen Zeitplan passt, was mich natürlich sehr gefreut hat. Kenia fiel dieses Jahr ebenfalls in eine spielfreie Woche in den USA und so passte das gut. Ich freue mich immer, wenn ich Zeit finde, auf der LET zu spielen, mein Fokus liegt aber klar auf der LPGA.

Ist es aus spielerischer Sicht eine große Umstellung, zwischen Events der LPGA und der LET hin und her zu wechseln?
Da ich beides mittlerweile gut kenne, nicht wirklich. Die Umstellung war der Wechsel in die USA. Natürlich kannte ich einige Plätze dort und wusste grob, was auf mich zukommt, Turniergolf ist dann aber noch mal eine andere Sache, und da ich kein College-Golf gespielt habe, dauerte die Eingewöhnungszeit auf der LPGA etwas. Es ist einfach eine andere Welt im Vergleich zu Europa, vor allem was das Setup der Plätze angeht. Aber mittlerweile fühle ich mich sehr wohl auf der LPGA Tour.

Macht sich dieser Fokus auf die Tour in Amerika auch in deiner Wohnsituation bemerkbar?
Ja, meine Wohnung in Hamburg habe ich bereits aufgegeben, da ich sie einfach zu selten genutzt habe, und bin wieder zu meinen Eltern gezogen. Dafür habe ich mittlerweile in Scottsdale eine eigene kleine Wohnung. Arizona ist der ideale Ausgangspunkt für ein Leben auf der LPGA Tour: Die gesamte Community dort ist absolut golfverrückt und die Trainingsbedingungen im warmen und äußerst trockenen Winter sind schlicht ein Traum.

 
Infobox

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NAME
Esther Henseleit

JAHRGANG
1999

WOHNORT
Scottsdale, Arizona (USA)

PROFI SEIT
2019

ERFOLGE (AUSZUG):
2019
Skaftö Open (LET Access Series)
Magical Kenya Ladies Open (LET)
2021
4. Marathon LPGA (LPGA TOUR)
2021
3. Dubai Moonlight Classic (LET)
2022
Magical Kenya Ladies Open (LET)

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