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Interview

Maximilian Kieffer

Von Rudi Schaarschmidt, Fotos: Getty Images

Wie doch die Zeit vergeht - seit knapp zehn Jahren spielt Max Kieffer schon auf der European Tour. Mittlerweile ist er zum Olympioniken geworden und steht kurz vor seinem 250. Turnier. Eine Verletzung im Frühjahr hat seine Planungen für die Saison 2022 empfindlich durcheinandergewirbelt. Jetzt ist er wieder fit und bereit für neue Heldentaten.

Du hast dir vor sechs Wochen beim Sport unglücklich den Schienbeinkopf gebrochen. Daher natürlich die erste Frage: Wie geht's dir?
Es geht mir wieder ganz gut. Ich kann bei der Dutch Open und eine Woche später bei der Porsche European Open wieder ins Turniergeschehen einsteigen.

Du bist jetzt seit fast zehn Jahren auf der Tour. Wir hatten in deiner ersten Saison ein großes Interview mit dir im Magazin, in dem du über deine Ziele gesprochen hattest. Davon hast du einige erreicht, andere nicht. Wie bewertest du deine Karriere der vergangene Dekade?
Die Erwartungshaltung, die ich zum Zeitpunkt dieses Interviews hatte, habe ich nicht erfüllt. Mit den ersten beiden Jahren war ich schon zufrieden, aber danach nicht mehr so wirklich. Nachdem ich 2015 im R2D Platz 55 erreicht habe, fehlt mir da seither die Entwicklung.

Den Statistiken nach hast du 2022 an Länge gewonnen und puttest schlechter - kann man den Zahlen trauen?
Ich habe dieses Jahr nur sieben Turniere gespielt. In Abu Dhabi und Dubai zum Beispiel war es heiß und trocken, in Südafrika haben wir in großer Höhe gespielt. Die Längenwerte werden sich nach ein paar verregneten Turnieren in Deutschland wieder relativieren, denn eigentlich bin ich nicht länger geworden. Das mit dem Putten stimmt leider, das ist aktuell der schwächste Teil in meinem Spiel und daran arbeiten wir jetzt auch verstärkt.

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Es macht dich schon stolz, wenn du einer von den beiden bist, die für Deutschland den Adler auf der Brust tragen dürfen.
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Wie bist du durch die Corona-Zeit gekommen?
Also, ich hatte es Gott sei Dank selbst nicht. Das Reisen war deutlich anstrengender. Das viele Testen und das Leben in der Bubble waren auch nicht angenehm. Umso schöner, dass es jetzt zumindest gefühlt vorbei zu sein scheint, und ich hoffe, das bleibt so. Das einzig Positive an dieser Krise war für mich, dass unheimlich viele Leute angefangen haben, Golf zu spielen, und der Golfsport wieder einen Boom erlebt.

In die Coronakrise fiel auch dein Olympia-Debüt. Wie war's?
Ich war wirklich neugierig, weil ich so etwas ja noch nicht erlebt hatte. Für die Eröffnungsfeier bin ich extra früher angereist. Und im olympischen Dorf mit den ganzen anderen Sportlern zu wohnen hat meine Erwartungshaltung sogar übertroffen. Du sitzt halt beim Frühstück mit einem Diskuswerfer aus Albanien und quatscht mit dem. Oder im Gym siehst du, was für krasse Übungen die Turner und Turnerinnen und die Gewichtheber machen. Das ist schon beeindruckend. Der Golfplatz war super. Schade nur, dass keine Fans da waren. Aber es war doch ein anderes Gefühl, für sein Land zu spielen. Es macht dich schon stolz, wenn du einer von den beiden bist, die für Deutschland den Adler auf der Brust tragen dürfen.

Du hast dafür auch den unpassenden Termin in Kauf genommen, bist aber jetzt für alle Zeiten Olympionike. War's das oder willst du das noch mal erleben?
Ich habe dafür drei reguläre Turniere verpasst und hätte anderenfalls vielleicht noch die Top 50 erreichen können, was ja auch finanzielle Auswirkungen hat. Aber Tokio war auf jeden Fall ein tolles Erlebnis, und wenn ich mal Enkel habe, werde ich denen davon erzählen und Bilder zeigen. In Paris wäre ich sehr gerne noch mal dabei. Das Ganze mit Zuschauern genießen und zu anderen Sportarten gehen zu können, das würde ich gerne auch erleben.

Du bist 2021 zweimal Zweiter geworden, hast in Österreich deinen ersten Turniersieg knapp im Stechen gegen John Catlin verpasst. Wie lange haderst du mit solch einem Ausgang?
Es war insgesamt eine positive Woche, in der ich gut gespielt habe. Von daher habe ich das gut weggesteckt und bin beim nächsten Turnier wieder Zweiter geworden. Aber es ist schon so, dass ich ab und zu nachts schlaflos im Bett liege und nicht nur an Catlin, sondern auch an das Stechen gegen Raphaël Jacquelin in Spanien denke. Nicht oft, aber ab und zu kommt's mal wieder hoch.

Wie hast du das Comeback von Tiger 2022 verfolgt? Vor zehn Jahren hattest du ihn als großes Vorbild genannt...
Daran hat sich auch nichts geändert. Ich habe schon mit vielen guten Spielern spielen dürfen, aber wenn ein Tiger dabei ist oder neben dir auf der Range steht, ist das für mich doch ein anderes Gefühl. Und dass er mit der Vorgeschichte beim Masters den Cut geschafft hat, das war schon mega! Echt krass, aber ich glaube, bei Tiger muss man einfach mit allem rechnen.

Mittlerweile sind ganz schön viele Deutsche dabei, auf der Tour Fuß zu fassen. Wie kommt das? Und wem traust du am meisten zu?
Früher hätte ich vielleicht ein paar Argumente gefunden, warum das bisher nicht so war. Aber da sich im Grunde nicht viel verändert hat, kann ich das gar nicht so erklären. Es ist auf jeden Fall cool und wir verstehen uns untereinander auch gut. Es ist schön, gemeinsam zu essen und miteinander Proberunden zu spielen. Ich verstehe mich beispielsweise mit Matti Schmid sehr gut und traue ihm eine große Karriere zu.

Fragen wir also nach fast einer Dekade wieder nach, auch wenn es noch in weiter Ferne liegt: Was möchtest du am Ende deiner Karriere auf jeden Fall mal erreicht haben?
Ein Turnier zu gewinnen, mal beim Ryder Cup dabei zu sein und zwei, drei Jahre konstant in den Top 50 der Welt zu stehen, das sind schon durchaus so Ziele, die ich im Kopf habe.

Und was soll 2022 noch passieren?
Ich will unter die Top 30 im R2D, dann bin ich auch für die Open qualifiziert. Das wird durch die Verletzung jetzt natürlich schwieriger. Im Grunde wäre ich gerne einfach wieder so konstant wie früher, um auch in einer schlechten Woche noch in die Top 30 zu kommen.

 

Infobox

NAME
Maximilian Kieffer

JAHRGANG
1990

WOHNORT
Düsseldorf

LIEBLINGSTEAM
Bayer Leverkusen

ERFOLGE (AUSZUG):
2013 T2 Open de España
2019 T2 Oman Open
2021 T45 Tokio (Olympische Spiele)
2021 2. Austrian Golf Open
2021 2. Gran Canaria Lopesan Open

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