Interview: Patrick Koenig

Du fährst gerade mit dem Wohnmobil durch die USA, um den Weltrekord für die meisten 18-Loch-Plätze in einem Jahr zu knacken. Wie läuft es bisher und wie kommt man auf solch eine Idee?
Es läuft gut. Ich liege vor meinem Plan, aber das Jahr ist noch lang. Heute habe ich lediglich 18 Löcher gespielt. Es gibt momentan nur zwei Sorten von Tagen: Entweder mache ich Fortschritte beim Brechen des Rekords, indem ich mindestens zwei Runden spiele, oder ich falle zurück, wenn nur 18 Löcher möglich sind. Vor fünf Jahren habe ich schon mal eine Wohnmobil-Tour gemacht mit dem Ziel, Golf in allen territorial zusammenhängenden 48 Bundesstaaten der USA zu spielen. Das war ein großer Erfolg, und als ich letztes Jahr mit meiner Freundin Pläne für 2023 geschmiedet habe, kam die Idee für die RGV Tour 2.0 auf. Ich bin Golfplatzfotograf und kann das Hobby mit der Arbeit verbinden. Am 03. Januar ging es in Monarch Beach in Kalifornien los und am 03. Januar 2024 wird die Tour in Chambers Bay ihren hoffentlich erfolgreichen Abschluss finden.

Wie sieht deine persönliche Golfhistorie aus? Wann hast du angefangen?
Ich denke, ich war elf oder zwölf Jahre alt. Kaum hatte ich das erste Mal einen Schläger in der Hand, war ich vom Virus befallen. Ich marschierte jeden Tag zum kleinen Neunlochplatz in unserer Nachbarschaft und war mir sicher, dass dies der großartigste Platz der ganzen Welt sein musste. Ich habe bereits als Teenager oft 72 Löcher am Tag gespielt, was nicht schwer war, der Platz war schließlich sehr kurz. Um Geld zu verdienen, habe ich Rasen in der Nachbarschaft gemäht. Kaum hatte ich 90 Dollar zusammen, habe ich das Geld zum Clubhaus getragen, um meine Jahresspielgebühr zu bezahlen. 90 Dollar? Kaum zu glauben! [lacht] Allein heute habe ich einen Platz gespielt, auf dem eine Runde mehr als 90 Dollar kostet.

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Kaum hatte ich 90 Dollar zusammen, habe ich das Geld zum Clubhaus getragen, um meine Jahresspielgebühr zu bezahlen. 90 Dollar? Kaum zu glauben!
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Wie ist die Idee für deine erste Wohnmobil-Tour entstanden?
Ich liebe Golfplätze, und als im Erwachsenenalter ein wenig vom Einkommen übrig blieb, das für Golf-Trips ausgegeben werden konnte, ging es mir schnell auf die Nerven, dass ich bei Reisen an die Ostküste lediglich eine Handvoll Plätze dort spielen konnte. Ich wollte jedoch alle spielen und ein Wohnmobil schien dafür optimal zu sein, schließlich kann man nach jeder Runde einfach zum nächsten Platz fahren. Also begann ich zu planen, und als sich 2018 die Chance bot, First Tee als Charity-Organisation mit einzubinden, wurde es konkret. Schließlich konnte ich so Geld für den guten Zweck sammeln, während ich von Golfplatz zu Golfplatz tingelte. Ich spielte auf dieser Reise mehr als 400 Golfplätze, darunter waren aber auch Par-3- und Kurzplätze. Irgendwann fragte mich mal jemand, was denn der Weltrekord für die meisten gespielten 18-Loch-Plätze in einem Jahr sei. Ich wusste es nicht, fand aber später heraus, dass dieser Rekord bei 449 liegt. Ich war mir sicher, dass ich das schaffen kann, und so war die Idee für die RV Tour 2.0 geboren.

Der Planungsaufwand für solch eine Mammut-Tour muss immens sein!
Ja, die Planung im Vorfeld war immens und begann mit dem Kauf des Wohnmobils. Danach habe ich eine grobe Route festlegt, an die ich mich bis jetzt gehalten habe. Aber selbst jetzt, während der Tour, nimmt die genaue Planung viel Zeit in Anspruch, Anpassungen der Route zum Beispiel oder das oft komplizierte Unterfangen, auf die besten Privatplätze des Landes zu kommen. Man bucht eine Startzeit in Shinnecock Hills schließlich nicht über eine Webseite. [lacht]

Du hast einige der exklusivsten Privatplätze auf der Liste für dieses Jahr. Wie schaffst du es, dort aufs erste Tee zu kommen?
Networking ist ein wichtiger Teil der gesamten Planung. Golfer sind allerdings meist sehr großzügig und so bekomme ich wirklich viele Einladungen selbst in die exklusivsten Clubs. Jeder kann mich über meine Webseite oder auf Instagram anschreiben und einen Wunsch für einen Stopp vorschlagen. Passt dieser auf meine Route, dann komme ich vorbei und wir spielen eine Runde zusammen, ganz egal ob Top-100-Golfplatz oder eine unbekannte öffentliche Wiese.

Wie finanzierst du dein Jahr auf den Straßen und Golfplätzen Amerikas?
Golf GameBook ist der offizielle Sponsor der RGV Tour 2.0. Ohne die Jungs aus Finnland wäre das Ganze nicht möglich. Ich bin Golfplatzfotograf von Beruf und falls möglich versorge ich die Clubs mit Bildern ihrer Plätze und stopfe dadurch einige Lücken im Budget. Im Juli werde ich auch nach Schweden und Finnland fliegen, um meine Sponsoren dort zu besuchen.

Abgesehen vom Reiseaspekt, was ist deine Strategie, um den Rekord zu brechen?
Das Ganze ist ein Marathon und kein Sprint. Daher glaube ich, dass es am besten ist, ein oder zwei Runden am Tag zu spielen. So beuge ich auch Verschleißerscheinungen vor. Aber es gibt auch heftige Tage: In Doral habe ich zum Beispiel alle 72 Löcher an einem Tag abgehakt. Gestern habe ich Platz 194 gespielt und bin so mit mehr als im Soll, um den Rekord von 449 Golfplätzen zu brechen. Ich kann natürlich nicht sagen, wie viele es am Ende sein werden, ich gehe aber von deutlich über 500 aus. Der aktuelle Stand meiner Tour kann übrigens jederzeit auf www.pjkoenig.com verfolgt werden.

Gönnst du dir auch golffreie Tage?
Seit Beginn der Tour habe ich jeden Tag Golf gespielt. Der erste golffreie Tag in diesem Jahr wird die Reise nach Skandinavien im Juli sein. Die verlorene Zeit kann ich dort aber schnell aufolen, schließlich ist es im Sommer dort ewig hell.

Gibt es Tage, an denen sich Golf wie ein Montag im Büro anfühlt und du dir den Feierabend herbeisehnst?
Bisher gab es keinen Tag, an dem ich das Golfspielen nicht genossen hätte. Jeden Tag bin ich gespannt darauf, was ein neuer Golfplatz zu bieten hat und was dieser Golfer, mit dem ich seit Wochen E-Mails austausche, wohl für ein Typ sein wird. Meine Wanderlust ist viel zu ausgeprägt, um diesen Trip nicht Tag für Tag zu genießen.

Wie sehr schwankt dein Golfspiel von Tag zu Tag?
Ich tracke jeden Schlag mit Golf GameBook. Mein Durchschnitts-Score liegt im Moment zwischen 77 und 78. Aber natürlich schwankt mein Score immens. Bisher war von einer 67 bis zu einer 91 alles dabei. [lacht] Vor zwei Wochen folgte diese höllische 91 auf eine 72 am Vortag. So ist Golf eben.

Hast du bei all den Plätzen, die du bisher gespielt hast, einen Lieblingsplatz?
Am stärksten ins Gedächtnis hat sich mir bisher Black Jack's Crossing an der Grenze zwischen Texas und Mexiko am Rio Grande eingebrannt. Nicht nur ist dieser Platz ein optisches Spektakel, er befindet sich auch auf kaum einer Bucket List, denn er liegt wirklich extrem abgelegen und ist nur schwer zu erreichen. Mit einem Wohnmobil allerdings ist das alles kein Problem.

Du lebst den Traum eines jeden Golfers. Und: Viele von uns riskieren einen schief hängenden Haussegen für eine Runde Golf am Wochenende, doch deine Freundin hilft dir bei der Planung für ein ganzes Golfjahr. Wie hast du das geschafft?
Rachel ist die Benchmark für die Partnerin jedes Golfers. Was für eine fantastische Frau! Hin und wieder begleitet sie mich für ein paar Tage auf der Tour, bevor sie wieder ins normale Leben zurückkehrt. Aber niemand sollte neidisch sein, schließlich versorge ich euch alle mit einem perfekten Argument für euren nächsten Golfurlaub. Immerhin könnt ihr euren Partnerinnen und Partnern sagen: "Schaut euch Patrick an! Er ist ein ganzes Jahr unterwegs und seine Freundin ist damit einverstanden. Ich möchte nur eine Woche lang mit Freunden golfen gehen..."