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Zwei Strafschläge: Hilfslinien im Turnier verwendet

Is' was? – Teil 2

Pat Perez

Von Tim Southwell, Fotos: Getty Images

GP: Du warst sichtlich enttäuscht, als Callaway deinen Vertrag während deiner Verletzung nicht verlängern wollte. Nun bist du bei PXG. Was hat sich geändert? Wie ist es, mit Bob Parsons zu arbeiten?
PP: Er ist fantastisch und ich muss ehrlich sagen: Ich habe kein Problem mit Callaway, denn meine Zeit dort war gut. Mit meinen damaligen Kollegen gehe ich heute noch ab und zu essen und wir können tolle Gespräche führen. Es waren schließlich nur die beiden Oberbosse, die mich dort nicht mehr wollten, und ich kann ihre Position auch ein wenig verstehen. Wenn man sich die Statistiken anschaut und entscheiden muss, ob man einen 40 Jahre alten Tourspieler mit Verletzungssorgen im Team behalten will, dann muss die Antwort nicht unbedingt positiv ausfallen. Lediglich das Timing hat mich geärgert, denn ich habe gerade versucht, nach zweieinhalb Jahren Verletzung wieder voll anzugreifen. Aber das ist Schnee von gestern. Nicht dass ich es gebraucht hätte, aber von Callaway gekündigt zu werden war zugleich ein netter Motivationsschub. Bob Parsons ist ein Spitzentyp und ehrlich gesagt genau nach meinem Geschmack. Ich habe schon sehr viel Zeit mit ihm verbracht und ihm von Anfang an gesagt, dass ich PXG spielen möchte, bis ich meine Karriere beende. Es ist toll zu sehen, mit wie viel Herzblut er für sein Unternehmen arbeitet. Er kümmert sich sehr stark um Veteranen und auch andere Wohltätigkeitsorganisationen sind ihm wichtig. Wir haben einen ähnlichen Hintergrund und daher eine natürliche Verbindung. PXG ist eine One-Man-Show. Es gibt dort keinen Aufsichtsrat, sondern nur diesen einen Typen, der alles vorantreibt.

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ICH KOMME AUS SAN DIEGO, WO DAS WETTER STETS PERFEKT IST, UND DANN KOMMT MAN AUF DIESEN GOLFPLATZ, DER WIND PFEIFT WIE HÖLLE UND ES IST ARSCHKALT. DARAN MUSS MAN SICH ERST MAL GEWÖHNEN, ABER ICH HABE GELERNT, SCHOTTLAND ZU LIEBEN.
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GP: Wer deine Karriere verfolgt hat, weiß, dass du dich längst nicht nur über Golf definierst. Was sind deine Interessen außerhalb des Golfplatzes?
PP: Das wäre ja auch traurig! Ich stehe auf alte Filme und TV-Shows wie die neue Serie von Andrew "Dice" Clay. Ich liebe diesen Typen, er ist ein Komiker, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Er ist dreist und kann gut austeilen. Das gefällt mir. Ich stehe auch auf 80er-Jahre-Musik: Iron Maiden, Def Leppard, AC/DC. Was aktuelle Musik angeht, so höre ich beinahe ausschließlich Rap.

GP: Okay, dann nehme ich das mal als Tipp und schaue mir Andrew "Dice" an. Wer bringt dich sonst noch zum Lachen?
PP: Außer dem "Dice Man"? Vergangenes Jahr habe ich mir "Stranger Things" angeschaut. Das war zwar keine Komödie, aber trotzdem sehr interessant. Das Gleiche mit "Breaking Bad"; meine Frau und ich wurden förmlich hineingezogen und haben die fünf Staffeln in weniger als drei Monaten verschlungen. Unsere absolute Lieblingsserie ist "South Park", die schauen wir jeden Tag. Seit "South Park" vor 20 Jahren erstmals ausgestrahlt wurde, habe ich jede einzelne Folge gesehen.

GP: Wer außer deiner Frau und deinem Caddie befindet sich noch im inneren Zirkel des Pat Perez?
PP: Mein Coach Drew Steckel begleitet mich jetzt seit etwas mehr als drei Jahren und ich sehe ihn wie einen kleinen Bruder. Er hat nicht nur ein unglaubliches Wissen über den Golfschwung, sondern auch eine ungemein beruhigende Wirkung auf mich. Er ist das totale Gegenteil von mir, denn er geht sehr methodisch vor und betrachtet die Dinge vollkommen anders. Es ist unglaublich: Kurz bevor ich nach Malaysia aufbrach, sagte er: "Du wirst eines der nächsten drei Turniere gewinnen!" Ich meinte: "Was redest du für einen Quatsch?" Ich hatte zwei Wochen lang keinen einzigen Ball geschlagen, einen langen Flug vor mir und einen Kater hatte ich auch noch, denn meine Frau hatte am Tag zuvor ihren 30. Geburtstag gefeiert und wir schmissen eine große Party. Letztes Jahr war es dasselbe. Bevor ich nach Mexiko geflogen bin, meinte er: "Du wirst in Mexiko gewinnen." Ich habe echt keine Ahnung, woher er diese Dinge weiß.

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GP: Klingt ganz so, als wäre er ein Hellseher. Wenn du eine Zeitmaschine hättest, würdest du dann lieber in die Zukunft oder die Vergangenheit reisen?
PP: Es wäre toll, wenn ich vor 20 Jahren alles das gewusst hätte, was ich heute weiß. Das ist das Unglaubliche an den jungen Spielern heute wie Jordan Spieth, Justin Thomas und Brooks Koepka. Diese Jungs haben "es" einfach. Ihre Zukunft wird phänomenal sein, denn die Kids sind heute so viel erwachsener, als ich es in ihrem Alter war. Ich würde gerne 20 Jahre in die Vergangenheit reisen und einige Entscheidungen anders treffen, mich hier und da anders verhalten, diese Dinge eben. Ich denke, ich bin einfach ein Spätentwickler.

GP: Glaubst du nicht, dass ein Grund, warum wir uns hier gerade unterhalten, ist, dass du eben nicht warst und bist wie all die anderen? Du warst immer derjenige, an den man gedacht hat, und man fragte sich: "Was treibt Pat wohl gerade? Stimmt schon, Jordan & Co. sind die Zukunft, aber ob sie interessant genug sind, ein neues Publikum zu erschließen, muss sich erst noch zeigen.
PP: Es hat bei mir mindestens fünf Jahre gedauert, bis ich mich in meiner Haut als Profi wohlfühlte. Die Welt hat sich seitdem sehr verändert. Die Veränderungen durch Social Media finde ich positiv, man kann heute allerdings auch innerhalb weniger Minuten von einem wütenden Mob durchs Dorf getrieben werden. Als ich letztes Jahr meinen Kommentar zu Tiger abgab, da wollte ich ihn nicht attackieren. Ich wurde lediglich nach meiner Meinung zu Tiger Woods gefragt und ich meinte, dass er im Moment sicherlich eine harte Zeit durchleben müsste. Drei Tage schlug mir der Shitstorm aus aller Welt ins Gesicht und da habe ich beschlossen, mich in Zukunft rauszuhalten. Ich werde meine Meinung nicht mehr an die große Glocke hängen.

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GP: Ich erinnere mich noch gut an 2005 und wie sehr du mit Schottland gefremdelt hast. Es hatte den Anschein, als wärst du damals noch nicht besonders viel gereist...
PP: [lacht] Das war um halb drei am Morgen und ich hatte ganz schön einen im Tee. Es stimmt aber, ich war damals zum ersten Mal ernsthaft außerhalb der Vereinigten Staaten. Ich komme aus San Diego, wo das Wetter stets perfekt ist, und dann kommt man auf diesen Golfplatz, der Wind pfeift wie Hölle und es ist arschkalt. Daran muss man sich erst mal gewöhnen, aber ich habe gelernt, Schottland zu lieben. Ich habe ein paar Mal bei der Dunhill Links Championship mitgespielt und es war jedes Mal großartig. Ich kann die Open nächstes Jahr in Carnoustie kaum erwarten, denn das ist einer meiner absoluten Lieblingsplätze.

GP: Uns ist zu Ohren gekommen, dass Jason Kokrak, der noch recht neu auf der Tour ist, bei euch eingezogen ist und du sogar seine Einkäufe erledigst und ihn bekochst. Stimmt das?
PP: Ich war schon immer ein Typ, der sich um die Menschen in seinem Umfeld kümmert. Ich denke, ich bin sehr hilfsbereit. Jason ist ein großartiger Golfer mit jeder Menge Talent. Er trifft den Ball fantastisch und ich bin sicher, er hat sein Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft. Ich mag es einfach, Leute um mich zu haben, und sitze abends nicht gerne allein vor dem Kamin oder vorm Fernseher. Zusammen zu kochen und dabei gute Gespräche zu führen hilft auch dabei, die Gedanken vom Golf wegzulenken. Wir sprechen über Sport oder darüber, was sonst so los ist in der Welt. Besonders wenn wir unterwegs sind, hilft mir das enorm. Wir sind 32 Wochen im Jahr unterwegs, und wenn meine Frau nicht dabei ist, dann freut es mich, wenn diese Jungs da sind. Das fühlt sich dann ein bisschen wie Heimat an.

GP: Sollten Ashley und du eines Tages Kinder bekommen, welche Charaktereigenschaften sollten sie dann von euch beiden mitbekommen?
PP: Nun, das werden in jedem Fall starke Persönlichkeiten sein, denn ich hatte es als Kind nicht gerade leicht. Meine Eltern haben mich nicht mit dem Silberlöffel im Mund aufgezogen. Als Schüler habe ich mein Taschengeld verdient, indem ich Bälle in Torrey Pines gesammelt und verkauft habe. Auch im College war ich ständig pleite. Wenn wir mal Kinder haben, dann wird sicher genügend Geld da sein, aber sie werden nicht einfach alles bekommen, was sie sich wünschen. Auch unsere Kinder werden sich ihren Platz im Leben erarbeiten müssen. Wir haben jedoch bisher noch nicht wirklich über dieses Thema gesprochen, aber unsere Kids werden keine verwöhnten Wohlstandskinder sein. Die Welt da draußen ist hart, darauf müssen sie vorbereitet sein.

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