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Lydia Ko – Teil 2

Being Lydia Ko

Von Wolfgang Block, Fotos: Getty Images, Thomas Höffgen

Du warst 2022 wieder Weltranglisten-Erste, aber 2023 war ein verflixtes Jahr für dich. War das schwierig zu akzeptieren?
Es war sehr schwierig. Ich habe dadurch gelernt, dass man nichts als selbstverständlich ansehen kann. Die Leute haben immer gesagt, dass es vorher so leicht aussah, wenn ich gewonnen hatte. Es war aber nie leicht. Ich hatte immer das Glück, dass ich an den richtigen Schrauben gedreht habe - auch weil ich ein fantastisches Team habe. Ich nutze seit Ewigkeiten die gleiche Routine vor dem Spiel, doch auf einmal waren die Ergebnisse nicht sichtbar - das war schwer zu ertragen. Ich wusste nicht, was ich falsch gemacht habe. Mir hat dann jemand geholfen, der mir erklärt hat, dass im Golf die Ergebnisse von Training nicht nach sechs Monaten sichtbar werden, sondern erst nach Jahren. Als ich das hörte, wurde mir klar, dass alles, was ich jetzt tun konnte, war, den Kopf auszuschalten und kontinuierlich weiter hart zu arbeiten, dann würde sich das Ergebnis irgendwann zeigen.

Du hast mit Golf angefangen, obwohl deine Eltern keine Golfer sind. Wie kam es dazu?
Wir leben mit der Familie sehr stark die koreanische Kultur. 1998 gewann Se-ri Pak die US Women's Open und brachte Hoffnung in das von der Finanzkrise geschüttelte Korea. Ich habe zu ihr aufgeschaut und ich wollte später auch eine Se-ri werden - jemand, der Menschen Hoffnung gibt. Meine Tante war Golferin und so konnte ich mich ausprobieren. Ich hatte gleichzeitig mit Ballett angefangen, doch die Liebe zum Golf war stärker.

Hast du auch schon immer geliebt, dich in Wettkämpfen zu messen?
Schon als ich fünf Jahre alt war, hat mein Vater Leute gefragt, ob sie in einem Putting-Wettbewerb gegen mich antreten wollen. Ich habe diese Spannung genossen, diese Wettkampfatmosphäre. Mir gefällt es, im Konkurrenzkampf zu stehen und das Adrenalin in meinen Adern zu spüren.

Lydia Ko: Who let the dogs out? Ko! Ko! Ko! Ko!
Who let the dogs out? Ko! Ko! Ko! Ko!

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ICH HABE DIESE SPANNUNG GENOSSEN, DIESE WETTKAMPFATMOSPHÄRE. MIR GEFÄLLT ES, IM KONKURRENZKAMPF ZU STEHEN UND DAS ADRENALIN IN MEINEN ADERN ZU SPÜREN.
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Früher hattest du den Spitznamen "Shrimp". Wie hast du den bekommen?
Ich war immer die Jüngste und Kleinste bei den Turnieren, also nannten mich meine Mannschaftskameraden "Shrimp". Ich hatte sogar einen Mannschafts-Hoodie, auf dem "Shrimp" stand. Als ich älter wurde und immer mehr Turniere gewann, sagte ein Mädchen mal zu mir, dass dort eigentlich besser "King Prawn" stehen sollte.

Du hast die ganze Kindheit Golf gespielt - vermisst man da etwas in der Jugend?
Mein Leben war durch den Golfsport geprägt. Nach der Schule gab es Unterricht, ich habe Schulfreizeiten verpasst, weil ich Turniere spielte. Ich habe nicht wie ein normaler Teenager gelebt, war nie auf Übernachtungspartys mit Freunden. Als Amateur hast du noch mehr Zeit, als Profi wurde mein Leben dann komplett auf den Kopf gestellt. Aber ich hatte das Glück, dass meine Familie bei mir war.

Du hattest mal überlegt, Psychologie zu studieren und College Golf zu spielen. Warum ist es dazu nicht gekommen?
Ich habe mein erstes LPGA-Turnier mit 15 Jahren gewonnen, das zweite mit 16. Da habe ich mich gefragt, ob ich erst Profi werden und dann studieren oder erst das College besuchen und dann Profi werden soll. Es hat mir damals so gut gefallen, mit den besten Golferinnen der Welt zusammen zu sein, dass ich beschloss, erst Profi zu werden.

Being Lydia KoBeing Lydia Ko:
Kommt das Studium noch?
Das ist eine Sache, die ich bald verwirklichen möchte. Ich möchte auch mal ein Studentenleben führen. Vielleicht werde ich mich nach meiner Karriere bei einer Uni einschreiben und Kriminologie oder Psychologie studieren. Ich bin fasziniert davon zu verstehen, warum Menschen etwas tun.

Hängst du Golf dann ganz an den Nagel?
Früher habe ich immer gedacht, Golf sei Job und Arbeit. Das hat sich mittlerweile etwas geändert. Ich bin entspannter, mache Urlaub mit meinem Mann und Freunden und spiele tatsächlich auch Freizeitgolf - und es bringt mir wahnsinnig viel Spaß. Wir zocken dabei auch, etwa wer den Abwasch macht. Aber es hat eine ganz neue Qualität und ich lerne gerade, Golf ganz anders zu lieben. Ich werde immer Golf spielen und dem Golfsport verbunden bleiben.

Was sind deine Ziele für 2025?
Ich spüre gerade eine neue Freiheit, das fühlt sich gut an. Ich werde das Leben genießen und freue mich, dass ich meine Familie um mich habe und meinen Mann an meiner Seite! Ich bin innerlich gewachsen und das gefällt mir sehr.

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