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Jubelstürme: Der McRib ist zurück

Tommy Fleetwood

Gleich geht's los

Von Tim Southwell, Fotos: Getty Images / Tag Heuer

Unser aller Lieblings-Ryder-Cup-Held ist eine echte Arbeitsmaschine: Freie Wochenenden und verpasste Cuts kennt der Engländer nicht. Am ersten Sieg in Amerika kann Tommy beinahe schon schnuppern. Zeit also für ein Gespräch über die Familie, seinen bevorstehenden Auftritt in Hamburg und natürlich... Jürgen Klopp.

Lange nicht gesehen, wie läuft es derzeit im Kosmos des Tommy Fleetwood?
Alles sehr gut, danke! Ich habe angefangen, etwas besser zu spielen. Wenn man Woche für Woche auf Tour ist, kommt man einfach in Schwung. Ich finde es hier auf der Tour immer noch so cool wie am ersten Tag, denn ich reise die ganze Zeit und mache das, was ich liebe. Natürlich vermisse ich meine Familie, wenn sie nicht mit mir auf Tour kommen kann, aber so, wie sich mein Golfspiel in der letzten Zeit verbessert hat, bin ich wirklich ausgeglichen und glücklich.

Wie bewertest du dein Golfspiel im Moment?
In diesem Jahr war mein Spiel im Hinblick auf die Konstanz leider noch nicht so verlässlich wie vergangene Saison. Aber ich schaffe es, vier Tage solide zu spielen und einigermaßen mitzumischen. Was ich dieses Jahr noch nicht geschafft habe, ist, in die Top Five zu kommen und mich dort zu behaupten. Ich hatte in dieser Hinsicht keine wirklich guten Ergebnisse, denn es gab in jeder Runde diesen einen Schlag, der zu Problemen führt. Diesen gilt es in Zukunft zu vermeiden, denn ich habe das Gefühl, nicht weit von richtig guten Ergebnissen entfernt zu sein. Selbst bei den schlechteren Ergebnissen in dieser Saison hatte ich das Gefühl, dass ich gut gespielt habe, lediglich ein oder zwei Kleinigkeiten nicht funktionierten und ich deshalb am Ende irgendwo um den 20. Rang gelandet bin. Ich spiele wirklich gutes Golf und bin nur zwei oder drei Schläge von einem Top-Five-Ergebnis entfernt, was eigentlich nichts ist. Meine Abschläge sind deutlich besser geworden. Golf ist ein Prozess und man muss weiterhin die Dinge tun, von denen man weiß, dass sie richtig sind und funktionieren. Dann kann ich die guten Ergebnisse schon in naher Zukunft wieder einfahren und mich in die Top Five spielen oder auch mal ein Tunier gewinnen.

Wie verhinderst du, dass sich Frustration einschleicht, wenn du ständig so nah dran bist am großen Wurf?
Es kann frustrierend sein, klar. Aber es ist auch befriedigend zu wissen, dass ich wirklich gute Schläge mache und meistens dicht an der Spitzengruppe auf dem Leaderboard dran bin. Wenn man gut spielt und die Woche mit einer Topplatzierung beenden will, es dann aber nicht ganz dafür reicht, muss man sich damit trösten, was man gut gemacht hat, und nicht zu sehr an die schlechten Schläge denken. Sonst gerät man in eine mentale Abwärtsspirale und steht sich selbst im Weg. So ist Golf nun mal, wir haben es alle schon erlebt, gut zu spielen und dann am Ende durch einen Fehler um die verdienten Früchte des Tages gebracht zu werden. An anderen Tagen ist das Ergebnis dann plötzlich besser, als man ehrlicherweise gespielt hat. Deswegen muss man happy mit dem sein, was auf der Scorekarte steht.

Tommy Fleetwood:

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Natürlich sind die Amerikaner schlagbar. Wir würden nicht antreten, wenn wir nicht glauben würden, dass wir sie schlagen können.
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Du hast einmal gesagt, dass dein Traum-Flight für eine Runde Golf aus deinen Kindern und deinem Vater bestehen würde. Wie oft spielt du abseits der Profitour Golf mit deiner Familie?
Ich sag dir eins: nicht so oft, wie ich wollte! Ich liebe das Golfspiel abgöttisch und ich spiele es fast mehr zum Spaß als im Wettkampf. Wenn ich nach Hause komme, stelle ich sicher, dass ich mit meinem Vater oder meinen Freunden und meinen Kindern spiele, die allesamt genauso golfverrückt sind. Es ist meine absolute Lieblingsbeschäftigung und auch die Lieblingsbeschäftigung der Menschen, die mir am nächsten stehen. Auf den Golfplatz zu gehen und zwei, drei, vier Stunden ohne Telefon miteinander zu verbringen ist für mich einfach das Allergrößte.

Brauchst du Wettbewerb oder Druck, um dein bestes Golf zu spielen?
Das ist eine gute Frage... ich bin nicht sicher, aber ich glaube, nicht. Ich denke, dass es mir großen Spaß macht, besser zu werden, und ich genieße jeden einzelnen Schritt dieses Prozesses. Man könnte also sagen, dass eine gewisse Form des Wettbewerbs sowieso immer da ist, denn man tritt ja immer gegen sich selbst an. Ich brauche dieses Wettbewerbselement nicht, ich habe eine natürliche Leidenschaft für das Spiel, die hält mich auf Trab und motiviert enorm.

Wie kommst du als Everton-Fan mit all der Liebe klar, mit der Klopp in Liverpool überschüttet wird?
Es tut weh, das zu sagen, aber er ist nun mal ein sehr guter Trainer... leider! Sie sind im Moment wohl das beste Team der Welt, so schmerzhaft es auch sein mag. Wir müssen anerkennen, wie gut Liverpool zurzeit ist. Es ist gut für die Premier League, einen Trainer mit einem solchen Charisma und Charakter in der Liga zu haben. Klopp ist ohne Zweifel sehr gut in dem, was er tut. Es ist halt nur bedauerlich, dass er für Liverpool arbeitet.

Tommy Fleetwood: Suchbild: Polarexpedition vermisstTommy Fleetwood: Suchbild: Polarexpedition vermisst
Suchbild: Polarexpedition vermisst
Der Ryder Cup in Whistling Straits im vergangenen Jahr war ein Auswärtsspiel unter besonders verschärften Bedingungen, da aufgrund der Reisebeschänkungen kaum europäische Fans auf dem Platz waren. Wie hat sich dieses extrem proamerikanische Publikum für euch Spieler angefühlt?
Es war etwas ganz Neues und eine echte Herausforderung, so viel steht fest. Aber die Tatsache, dass es sich anfühlte, als würde unser Team gegen den Rest der Welt spielen, hat mir gefallen und mich angespornt. Wir standen die gesamte Woche mit dem Rücken zur Wand und das hat unser Team auf einzigartige Art und Weise zusammengeschweißt. Es war komplett anders als bei meinem einzigen anderen Ryder Cup in Frankreich, wo wir die geballte Macht des Publikums hinter uns hatten. Die Verbindung, die sich zwischen den Spielern und den weiteren Teammitgliedern und Helfern im Laufe der Woche entwickelte, hat mir sehr gut gefallen. Wir wurden mit einer schwierigen Situation und einem lautstarken Heimpublikum konfrontiert, das nichts lieber sehen wollte als unsere Niederlage. Kurz vor dem Ryder Cup hätte ich behauptet, dass die Fans keinen großen Unterschied machen und das Team alles ist, was man braucht, um sich zu motivieren und gut zu spielen. Aber es besteht kein Zweifel, dass das Publikum ein Team förmlich auf die Schultern nehmen und zum Sieg tragen kann. Das trifft beim Ryder Cup noch viel mehr zu als bei jedem anderen Turnier.

Sind die Amerikaner zurzeit schlagbar?
Natürlich sind die Amerikaner schlagbar. Wir würden nicht antreten, wenn wir nicht glauben würden, dass wir sie schlagen können. Sie sind ein fantastisches Team und eine sehr talentierte Gruppe von Spielern, keine Frage. Aber wenn man da rausgeht und denkt, die Gegner wären unschlagbar, dann sind sie das wahrscheinlich auch. Wer sich beim nächsten Ryder Cup im europäischen Teamraum auf seinen Einsatz vorbereitet, wird zu 100 Prozent sicher sein, dass er die Amerikaner schlagen kann.

Dein Start bei der Porsche European Open in wenigen Wochen wird dein erster in Deutschland seit einer ganzen Weile sein. Was für Erinnerungen hast du an deine bisherigen Turniere in Deutschland?
Ich habe die BMW International Open in München und Köln oft gespielt und die Veranstaltung immer sehr genossen. Als Amateur bin ich, wenn ich mich recht erinnere, nie in Deutschland angetreten, aber meine Reisen als Pro dorthin haben stets großen Spaß gemacht. Man spürt, dass dort viel Golf gespielt wird, das Publikum ist wirklich gut und die Plätze sind es auch. Ich mag Deutschland, nicht zuletzt weil ich dort meist gut gespielt habe. Deshalb freue ich mich auf die Rückkehr. Ich spiele auf zwei Touren gleichzeitig, was zu mehr Reisestress führt, und ich muss meine Turniereinsätze sorgfältig planen. Ab und zu muss man ein Event auslassen, das man eigentlich gerne gespielt hätte. Ich bin froh, dass der Termin dieses Mal passt und ich in Hamburg antreten kann.

Tommy Fleetwood:
Wenn dein Gesicht im Fernsehen oder dein Name auf dem Leaderboard auftaucht, muss ich zwangsläufig an deinen Auftritt als Gruppenleiter der Anger-Management-Gruppe im viral gegangenen European-Tour-Video denken, in dem auch Martin Kaymer einen Kurzauftritt hatte. Kannst du mir eine Kaymer-Anekdote von hinter den Kulissen verraten?
Würde ich gerne, aber leider habe ich keine guten Martin-Kaymer-Storys auf Lager. Sein Auftritt im Video trifft es schon ganz gut: Martin ist einfach zu cool, um uns mit Anekdoten Munition für freundschaftlichen Trash-Talk auf dem Platz zu liefern.

Wenn sich Formel-1-Fahrer mit einer neuen Strecke vertraut machen müssen, starten sie oft auf der PlayStation. Wie bereitest du dich auf einen Golfplatz vor, den du noch nicht kennst?
Da hilft nur eins: raus auf den Platz und seine Hausaufgaben machen. Das Wichtigste ist herauszufinden, auf welcher Seite man die Ziele nicht verfehlen darf. Bei der Vorbereitung auf einen unbekannten Golfplatz gilt es festzustellen, von wo rund um die Grüns ein Up and Down möglich ist und von wo nicht. Es gibt Plätze, die scheinbar keine großen Geheimnisse in sich tragen, und andere, die viel ausgeklügelter daherkommen. Besonders bei den Majors muss man wissen, wo die Fehlschläge landen dürfen. Sobald man draußen auf dem Platz ist, entdeckt man diese Details normalerweise recht schnell. Das ist ein Prozess, der das gesamte Jahr über abläuft. Man versucht, sich ein Spiel aufzubauen, das aus sämtlichen erforderlichen Schlägen für alle erdenklichen Plätze besteht.

Was erwartest du von deiner bevorstehenden Woche in Hamburg?
Ich freue mich darauf, den Platz der Porsche European Open zu spielen, weil alle davon reden, wie schwierig er ist: wirklich lang und echt knifflig. Ich freue mich auch sehr auf Hamburg. Ich war noch nie in dieser Stadt und habe viel Gutes gehört. Wenn ich in Amerika spiele, kommt es öfter vor, dass ich es vermisse, europäische Städte zu besuchen und zu erkunden. Daher wird Hamburg sicher großartig. Meine Familie kommt auch mit. Jedes Mal wenn meine Frau und meine Kinder dabei sind, sind die Turnierwochen etwas Besonderes.

 
Steckbrief Paul Fleetwood

Steckbrief Paul Fleetwood

JAHRGANG_
1991

WOHNORT_
Southport, Merseyside, England

PROFIT SEIT_
2010

LIEBLINGSTEAM_
FC Everton

ERFOLGE_
2013 Johnnie Walker Classic (DP World Tour)
2017 Abu Dhabi Hsbc Championship (DP World Tour), Open de France (DP World Tour)
2018 Abu Dhabi Hsbc Championship (DP World Tour)
2019 Nedbank Golf Challenge(DP World Tour)

Seit du mit Tag Heuer zusammenarbeitest, trägst du nicht nur im Training, sondern auch während der Turniere eine Smartwatch. Welche Funktionen der Uhr verwendest du auf dem Platz und abseits davon?
Während der Turnierrunden natürlich keine, aber beim Training gefällt mir die Distanzmessung ausgesprochen gut. Es genügt, aufs Display zu tippen, und schon weiß man, wie weit man den Ball geschlagen hat. Da ich als Profi von exakten Längenangaben abhängig und in dieser Hinsicht wirklich pingelig bin, ist dies das Merkmal der Uhr für mich. Es macht mir großen Spaß, nach jedem Schlag, den ich gut getroffen habe, zu meinem Ball zu marschieren und ganz genau zu wissen, wie weit er geflogen ist und welche Rolle der Wind bei diesem Schlag gespielt hat.

Wie oft begleitet dich deine Familie zu Turnieren?
Wann immer sie können und die Schulzeiten es zulassen. Da die Kinder so auf Golf stehen und Clare und ich zusammenarbeiten, nutzen wir jede Gelegenheit, die sich bietet. Es ist eine große Unterstützung für mich, wenn sie dabei sind. Ich finde es toll, dass sie die Möglichkeit haben, all diese verschiedenen Orte durch den Golfsport kennenzulernen.

Beeinflusst es dein Golfspiel in irgendeiner Weise, wenn sie mit auf Tour sind?
Nein, ich finde es schön zu wissen, dass sie für mich da sind, wenn ich einen schlechten Tag habe. Ich kann auf die Runde gehen und weiß, dass ich danach mit Clare, Oscar und Frankie den Rest des Tages verbringen kann. Das ist ein schönes Gefühl.

Hattest du beim Par-3-Contest in Augusta dieses Jahr genauso viel Spaß wie dein Vierjähriger?
Na klar, das war fantastisch! Es ist ja bereits ein paar Tage her und ich weiß nicht, ob er sich noch daran erinnert. [lacht] Er war so aufgeregt, als wir uns für den Tag fertig machten. Der Par-3-Contest ist etwas ganz Besonderes und ich finde diese Tradition beim Masters großartig. Das sind Erinnerungen, die ein Leben lang in der Familie bleiben werden. Frankie hat allen die Show gestohlen und ich habe mich mehrmals vor Lachen nicht mehr eingekriegt. Es war ein unglaublicher Tag für uns. Ehe man sich's versieht, werden sie erwachsen, nicht wahr? Also werde ich die Zeit mit ihm genießen, solange ich kann.

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