Japans Staatsgebiet setzt sich aus 6.852 Inseln zusammen. Wenig Platz für die vielen Millionen Einwohner und noch weniger Platz für Golfplätze. Ungeachtet dessen sind die Japaner ein golfverrücktes Volk. Wer kennt sie nicht, die Bilder der urbanen Jumbo-Ranges mit Neon-Touch und modernsten technischen Gadgets? Und Japan hat nun 2019 mit den Zozo Championships erstmals ein PGA-Turnier ausgetragen. Doch schon 90 Jahre vorher traten erstmals japanische Golfer international in Erscheinung. Bei der Austragung der - welche Ironie! - Hawaiian Open 1929 waren drei Spieler aus Nippon am Abschlag: Tomekichi "Tommy" Miyamoto, Haruo "Jack" Yasuda und Kanekichi Nakamura. Mit Platzierungen unter den Top 20 schlugen sie sich mehr als achtbar. Auf Einladung von Walter Hagen tourten dann im Mai 1935 die besten sechs japanischen Schwinger durch die Staaten, um Show-Matches gegen amerikanische Pros zu spielen, und sie durften auch an den US Open desselben Jahres teilnehmen.


»Er ist sicherlich der Arnold Palmer für das japanische Golf.«
Jack Renner mit 18 im Clubhaus. Seinen Drive hat Isao Aoki rechts ins Rough gepusht und nach einem schwachen zweiten Schlag bleiben noch 120 Meter bis zum Stock. Der Ball liegt im saftigen Rough. Die Situation: Ein Birdie würde Aoki ins Stechen bringen. Ein Par aus der Lage ist nicht selbstverständlich. Aoki greift zum Pitching Wedge, ein unnachahmlich schaukelnder Schwung, der Ball landet zwei Meter vor der Fahne und hüpft wie an der Schnur gezogen ins Loch. Eagle! Der Jubel. Erstmals hat ein Japaner, hat ein Golfer aus Asien ein PGA-Turnier gewonnen. Als er den Ball aus dem Loch holt, muss auch er breit grinsen und schüttelt ungläubig den Kopf. Dass der US-Amerikaner die Hawaiian Open im folgenden Jahr gewinnen sollte, ist eine vergnügliche Randnotiz - die Golfgötter "at their best" eben.
"Tower", so der Spitzname von Isao Aoki, der mit 1,83 Metern ungewöhnlich groß ist für einen Japaner, war zu diesem Zeitpunkt kein Unbekannter mehr. Nach erfolgreichen Jahren auf der heimischen Tour gab er bereits 1974 in Hawaii sein Debüt auf der PGA-Tour und erspielte sich für das Jahr 1981 erstmals die volle Spielberechtigung, auch dank einer denkwürdigen Performance bei den US Open im Jahr zuvor. Über die gesamten vier Tage war er mit einem gewissen Jack Nicklaus in einem Flight. Es war ein Duell auf Augenhöhe, denn Aoki spielte sich regelrecht in einen Rausch. "Ich sagte mir, egal wie gut er ist, er wird Fehler machen während der 72 Loch." Dreist, der "Golden Bear" blieb ohne Makel. "Ich hatte mich getäuscht." Isao Aoki kam mit einer -6 und 274 Schlägen ins Clubhaus, die damals zweitbeste Leistung bei den offenen US-Meisterschaften. Nur um von Jack um zwei Schläge getoppt zu werden. Ärgerlich, aber eine Leistung, auf die Isao Aoki zu Recht stolz war. "Es gab eben einen Golfer, der besser spielte, als ich mir je hätte vorstellen können. Aber diese Erfahrung hat mir letztendlich zum Sieg in Hawaii verholfen."