Wir haben zu dieser Zeit die Bestätigung des Managements, zumindest eine Handvoll Minuten Einzelinterview mit der Pop-Ikone sicher zu haben, längst im Mail-Eingang, sind aber trotzdem nicht weniger aufgeregt. Golf-Superstars und Football-Legenden mögen schön und gut sein, einen Typen, dessen verschlungene Karrierewege einst die Einrichtung einer Seelsorger-Hotline notwendig machten, weil besorgte Eltern von einer Massendepression ihrer pubertierenden Teenager oder gar noch Schlimmerem ausgingen, hatten wir bisher noch nicht vor dem Mikrofon. Das Vorspiel zu diesem Interview ist eines globalen Superstars jedenfalls würdig. Nicht nur verlangt Robbies PR-Team sämtliche Fragen bereits Tage zuvor zum Check, um diese mit der Akribie, wie man sie nur von Grenzbeamten an der innerdeutschen Grenze kannte, zu sezieren und eine Handvoll als unangebracht abzulehnen. Deswegen werden wir nun nie erfahren, warum es ein offensichtlich vorbestimmter Weg ist, vom gefeierten Boygroup-Star zum Golfbesessenen zu werden. Es sei denn, Justin Timberlake oder Niall Horan wären mal so nett.
»Ich bin viel mehr ein Trashspieler als ein Trashtalker. Mein Gegner müsste wirklich verdammt scheiße spielen, um Trashtalk von meiner Seite ernst nehmen zu können.«
Als der mittlerweile 48-Jährige, dessen bisherige Popkarriere in Sachen Signifikanz auf dieser Seite des Atlantiks wahrscheinlich nur von Paul McCartney übertroffen wird, dann plötzlich mit breitem Grinsen vor uns sitzt, um über die neue Golfkollektion im Speziellen und seine Verbindung zum Golfsport im Allgemeinen zu sprechen, könnte die Stimmung kaum lockerer und entspannter sein.
Auch wenn die Zeiten von "Escapology", "Life thru a Lens" und "Sing When You're Winning" in etwa so lange her sind wie Tiger Woods' totale Major-Dominanz, hat der Vater von mittlerweile vier Kindern nichts von seinem unbändigen Charisma, dem herrlich grenzwertigen Humor und der übermenschlichen Persönlichkeit des globalen Ausnahme-Entertainers verloren. Kein Wunder, 80 Millionen verkaufte Platten weltweit, gleich viele Nummer-eins-Alben im Vereinigten Königreich wie Elvis Presley und weiß Gott wie viele gebrochene Herzen sind schließlich nur Highlights seiner Errungenschaften.
Kaum sinniert der Superstar jedoch über Golf, weicht die bombastische Attitüde des übergroßen Pop-Egos einer beinahe devoten Demut gegenüber einem Spiel, das Robbie Williams gleichermaßen zu faszinieren wie abzuschrecken scheint und das einer manchmal irrlichternden Seele gleichermaßen Halt wie auch den letzten Rest geben kann. Kein Zweifel, unsere Leben und das des Robbie Williams trennen Welten, doch kommt das Gespräch auf unser aller Lieblingsbeschäftigung, sind wir doch ein und dasselbe: Golfer.
Wann und wo bist du das erste Mal mit dem Golfsport in Kontakt gekommen?
Ich habe als Junior in meiner Heimatstadt StokeonTrent im Burslem Golf Club, einem kleinen Neunlochplatz, angefangen und war sofort golfbesessen. Ein paar Jahre habe ich ohne irgendwelchen Golfunterricht trainiert und wie ein Verrückter gespielt, bin so aber natürlich nicht besser geworden, da sich bestimmte Fehler immer stärker in mein Muskelgedächtnis eingeprägt haben.
Und dann kam dir eine Weltkarriere dazwischen?
Noch nicht ganz, aber mit 15 trat ich Take That bei und das nahm all meine Zeit in Anspruch. Golf war damit erst einmal abgehakt. Mit etwa 25 Jahren fing ich dann erneut an zu spielen, habe wieder dieselben Fehler trainiert und war bereits nach wenigen Monaten so frustriert, dass ich sofort wieder aufgehört habe. 2007, als ich eine erste Pause während meiner Solokarriere einlegte, hat mich der Golfvirus komplett gepackt und ich trainierte wie ein Besessener. Ich spielte regelmäßig 36 Löcher pro Tag und schaute mir danach zu Hause Golf im Fernsehen an. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch nicht verheiratet und hatte keine Kids. Zeit war also genügend vorhanden und plötzlich wurden Runden mit Ergebnissen um die 80 Schläge zur Regel. Irgendwann brachte ich dann eine 5 über ins Clubhaus und ich dachte: "Wow, nun habe ich es raus!"
Lass mich raten: Das Gegenteil war der Fall…
Leider ja. Wie aus heiterem Himmel hat mich der Schwung verlassen und ich konnte nicht mal mehr unter 100 spielen. Die Bälle flogen überallhin und ich hatte keine Ahnung mehr, was ich da eigentlich tat. Wieder einmal komplett frustriert habe ich die Schläger in die Ecke geworfen. Man kann also mit gutem Gewissen behaupten, dass ich ein On-off Golfer bin, denn 2019 hat mich dann YouTube wieder zum Golf gebracht. Ich habe Stunden damit verbracht, in irgendwelchen Hotelzimmern den Kanal von Rick Shiels zu schauen. Er hat mir auch Unterricht gegeben, tatsächlich die ersten Golfstunden meines Lebens. Ich habe mir ernsthaft vorgenommen, dieses Mal ein richtig guter Golfer zu werden, aber dann kamen das Leben und der Alltag dazwischen.
Steckbrief
NAMERobert Peter Williams
GEBURTSORT
Stoke-on-Trent, England
HANDICAP
"Irgendwann hoffentlich mal einstellig"
LIEBLINGSTEAM
Port Vale FC
ERFOLGE
18 Brit Awards
3X GQ Man Of The Year
2 MTV Video Music Awards
7 MTV Europe Music Awards
Wir sitzen hier in St. Andrews nahe dem berühmtesten Golfplatz der Welt. Hast du deine Golfschläger dabei?
Was Golf angeht, gibt es für mich nur zwei Möglichkeiten: entweder 100 Prozent oder gar nicht. Im Moment ist es leider Zweiteres, da ich andere Verpflichtungen und nicht genug Zeit für Golf habe. Meine Schläger stehen also zu Hause. Wenn ich allerdings zu 100 Prozent auf Golf gepolt bin, kommen meine Schläger überallhin mit und ich stelle sie nachts neben mein Bett, damit ich sie selbst im Schlaf nicht aus den Augen lasse.
Wie kam es dazu, dass du nun deine eigene Golfkollektion hast?
Ich war schon immer ein großer Golf-Fan und habe in verschiedenen Phasen meines Lebens immer wieder auch aktiv gespielt. Ganz egal ob als Zuschauer oder als Spieler, ich habe diesen Sport schon immer geliebt. Für mich erscheint das schlüssig, denn ich bin ungezogen, dreist und respektlos und Golf ist das - abgesehen von einigen wenigen Charakteren - ganz und gar nicht. Wann immer ich zum Schläger greife, fühle ich mich ein bisschen zu unanständig, dieses Spiel zu spielen. Typische Golfkleidung habe ich schon immer als zu konservativ für einen Typen wie mich empfunden. Die Kollaboration zwischen J.Lindeberg und mir macht daher absolut Sinn.