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Dänemark – Teil 2

Beidseitiges Wasser

Von Jan Langenbein, Fotos: Rüdiger Meyer

Nach einem Besitzerwechsel ist das Lübker Golf Resort dank einer deutlich freundlicheren Preisgestaltung nun für eine deutlich breitere Masse Golfer zugänglich, der fantastische Golfplatz ist allerdings immer noch der alte. Beinahe zumindest, wie Thomas Kylling, Chairman of the Board der Anlage, feststellt: "Wir haben den Platz in den vergangenen Jahren spürbar entschärft. Rough-Flächen wurden ausgemäht und Bäume gestutzt, denn das Feedback unserer Golfer war oft: 'Ihr habt einen sensationellen Golfplatz, doch er ist viel zu schwierig für mein Handicap.' Daran haben wir in der Folge gearbeitet."

Die 18 Championship-Löcher im Lübker Golf Resort, die aus den Sky- und Sand-Neunlochschleifen bestehen, müssen in den ersten Jahren ein nahezu unmenschlich harter Test gewesen sein, denn auch nach all dem Entschärfen hat es dieser Platz immer noch gehörig in sich.

Loch 1 des Sand-Platzes, ein 520 Meter langes Par 5, steht mit seinem angedeuteten Doppel-Dogleg symptomatisch für die architektonische Brillanz dieser Anlage. Ausladende Sandflächen links und rechts der Drive-Landezone bestrafen unpräzise Drives zwar, machen jedoch einen guten Score auf dieser Bahn noch lange nicht unmöglich. Auf dem Weg in Richtung Grün wird der Wald links und rechts der Spielbahn nicht nur immer dichter, sondern er rückt auch immer näher an das Fairway heran, was mit zunehmender Nähe zur Fahne einen immer größer werdenden Fokus auf die Präzision der Schläge legt. Das diagonal zur Spielbahn angelegte Grün thront majestätisch über einem riesigen Bunker, der die rechte Seite der Putting-Fläche verteidigt. Von relativ einfachen bis hin zu nahezu unmenschlichen Fahnenpositionen ist hier alles möglich.

In der Lobby des Clubhauses empfängt die Gäste dann ein Infinity Pool, auf dessen Grund das Logo des Clubs schimmert. Zur Rechten bietet ein bestens sortierter Pro-Shop alles an, was das Golferherz begehrt. Die gängigen Marken sucht man beim Einkauf von Bällen, Poloshirts oder Headcovern jedoch vergeblich, lediglich Eigenprodukte, die sich ebenfalls mit dem Logo des Clubs schmücken, sind hier zu haben. Nicht die kleinste Kleinigkeit stört das bis ins letzte Detail durchdachte Designkonzept. Umkleidekabinen, Bar und Restaurant sind wahre Kathedralen des Golfsports und jedes Architekturpreises würdig. Wie es sich für Dänemark gehört, wirkt all dies aber in keiner Weise überwältigend oder gar einschüchternd. In diesem modernen Tempel für Golfer ist jeder willkommen und so teilen sich Golfer und Spaziergänger an diesem sonnigen Mittwochabend die traumhaft gelegene Clubhausterrasse zum Dinner.

Dänemark: Golfplatz Great Northern
Golfplatz Great Northern

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UMKLEIDEKABINEN, BAR UND RESTAURANT SIND WAHRE KATHEDRALEN DES GOLFSPORTS UND JEDES ARCHITEKTURPREISES WÜRDIG. WIE ES SICH FÜR DÄNEMARK GEHÖRT, WIRKT ALL DIES JEDOCH IN KEINER WEISE ÜBERWÄLTIGEND ODER GAR EINSCHÜCHTERND.
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Ohne Zweifel zählen die 18 Löcher des Sand-plus-Sky-Platzes im Lübker Golf Resort zum Besten, was Dänemarks Golflandschaft zu bieten hat, und auch die dritten neun Löcher im Bunde, der Forest-Platz, ist jederzeit eine Runde wert, denn er geht etwas schonender mit den Ballvorräten der Golfer um.

Auf diesem Trip nach Dänemark steht das Meisterwerk von Robert Trent Jones II allerdings ein wenig im Schatten einer Anlage eines anderen großen amerikanischen Namens. Etwa zwei Autostunden südöstlich des Lübker Golf Resort hat auf der Ostseeinsel Fünen kein Geringerer als der größte Golfer aller Zeiten seine Spuren als Platzarchitekt hinterlassen. Great Northern lautet der nicht gerade auf Understatement bedachte Name dieser 2017 eröffneten Jack-Nicklaus-Anlage der Superlative. Kirk Kristiansen, ein Erbe der Lego-Dynastie, erfüllte sich vor den Toren seiner Wahlheimat Kerteminde den Kindheitstraum vom eigenen Golfplatz. Bereits auf dem Weg vom Parkplatz zum Clubhaus wird klar, dass die Bezeichnung Golfplatz für diesen Komplex weit untertrieben ist. Neben den sagenhaften 18 Löchern des Championship-Platzes entstanden gleichzeitig auch ein Neunloch-Academy-Course, der aus einem Par 4, einem Par 5 und sieben Par-3-Löchern besteht, in puncto Design und Qualität jedoch die meisten Meisterschaftsplätze des Landes in den Schatten stellt.

Während unserer Runde erzählt uns Morten Møller, Sales Director des Great Northern, dass während der Bauphase insgesamt 3,4 Millionen Tonnen Erdreich bewegt wurden, um die 27 Spielbahnen zu modellieren. 30 Zentimeter Sand bilden das Fundament jedes Fairways, jeder Teebox und jedes Grüns dieser Anlage, die damit in der Lage ist, an einem einzigen Tag mehr Regen wegzustecken, als es im Jahr 2018 in dieser Gegend tatsächlich geschüttet hat. Diese Anlage ist aber weit mehr als ein reines Technikspektakel. Vom höchsten Punkt der Anlage, dem 13. Grün, bietet ein grandioser 360-Grad-Ausblick freie Sicht bis zur Storebælt-Brücke, die seit 1998 die 18 Kilometer lange Strecke über den Großen Belt überspannt und die Fahrzeit von Jütland nach Kopenhagen deutlich verkürzt.

Dänemark: Seehofers feuchter Traum: eine Eisenbahnschranke zum SpielenDänemark: Seehofers feuchter Traum: eine Eisenbahnschranke zum Spielen
Seehofers feuchter Traum: eine Eisenbahnschranke zum Spielen
Ein Clubhaus, das zu den besten der Welt gehört, großartiges Platzdesign sowie ein Pflegezustand, der kaum zu toppen ist - Great Northern steckt noch in den Kinderschuhen, hat jedoch heute schon alle Zutaten, die es braucht, um ein "Valderrama des Nordens" zu werden. Pläne für ein European Tour Turnier gibt es zwar im Moment noch keine, doch wenn ein Däne das europäische Ryder-Cup-Team zum Kantersieg führen kann, warum sollte dieses Event dann nicht auch hier stattfinden können? Die passende Anlage wäre jedenfalls vorhanden.

Als wir uns nach der Runde auf diesem Weltklasseplatz auf der Clubhausterrasse einen Burger schmecken lassen, auf den das Attribut "Weltklasse" ebenso zutrifft, fragen wir Morten, ob dänische Golfer im Sommer tatsächlich die Fliege machen und ihre Anlagen zurücklassen. "Absolut", nickt er, "es dürfte euch nicht schwerfallen, jede Menge Golfplätze zu finden, die euch liebend gerne für umrechnet 15 Euro pro Runde aufs erste Tee lassen. Es ist sonderbar, aber nur wenige Dänen spielen im Juli und August zu Hause."

Wir sollten also so schnell wie möglich wieder die Reise in den Norden antreten, Dänemarks Golfszene hat noch eine Menge zu bieten. Wir haben gerade einmal an der Oberfläche einer großartigen Sommergolf-Destination gekratzt.

 

Golfplätze in der Region

STENSBALLEGAARD GOLFKLUB

STENSBALLEGAARD GOLFKLUB

3x9 Löcher, je Par 36, 3.594, 3.456 & 3.324 Meter

Adresse:
Bygaden 70
DK-8700 Horsens
Tel. +45 75.6580.18
www.stensballegaardgolf.dk

Greenfee:
ab 33,50 Euro (18 Löcher)

Zwischen dem aus dem 17. Jahrhundert stammenden feudalen Landsitz der Familie Ahlefeldt-Laurvig und dem Horsens Fjord liegt ein Stück Land wie gemacht für eine erstklassige Golfanlage, das 2009 endlich seiner wirklichen Bestimmung zugeführt wurde. Damals wurden nämlich die drei Neunlochschleifen mit den Namen Brakør, Elbæk und Guldbjerg eröffnet. Von den adäquaten Teeboxen können sowohl höhere Handicaps als auch Scratch-Golfer nicht nur jede Menge Spaß haben, sondern auch eine echte sportliche Herausforderung finden und danach von der Clubhausterrasse eine sagenhafte Aussicht bei einem kühlen Carlsberg genießen.

Killerloch:
Sage und schreibe 20 Topfbunker säumen das Fairway und das Grün der ersten Bahn (Par 5) des Brakør-Platzes. Die Fairways in Stensballegaard mögen zwar breit sein, irgendwann erwischt eine dieser Fallen jedoch jeden - garantiert!
www.stensballegaardgolf.dk

FANØ GOLF LINKS

FANØ GOLF LINKS

18 Löcher, Par 70, 5.100 Meter

Adresse:
Golfvejen 5
DK-6720 Fanø
Tel. +45 76.6600.77
www.fano-golf-links.dk

Greenfee:
ca. 47 Euro (Tageskarte)

Diese knochige Wiese ist nicht nur der einzige echte Links-Platz Dänemarks, sondern auch der älteste Golfplatz des Landes. Über dem Eingangsportal des stilechten Clubhauses steht zwar die Jahreszahl 1898, doch Golf gespielt wird hier seit 1901. Viel hat sich seit diesen Pionierzeiten nicht geändert, denn die 18 Löcher von Fanø verlaufen immer noch auf einem von der Natur geschaffenen Routing durch die wilde Dünenlandschaft und stellen jeden Golfer vor Herausforderungen, die es in dieser Form nirgendwo auf dem europäischen Festland zu meistern gilt. Ein High-End-Platz ist Fanø sicherlich nicht, ein Erlebnis dafür auf jeden Fall.

Killerloch:
Spätestens auf Loch 5 dürfte jedem Golfer klar werden, dass er hier nicht auf einem "normalen" Golfplatz seinem Hobby nachgeht. Das Grün des 164 Meter langen Par 3 liegt wie in einer Suppenschüssel zwischen hohen Dünen versteckt. Hit and hope!
www.fano-golf-links.dk

LÜBKER GOLF RESORT

LÜBKER GOLF RESORT

3 x 9 Löcher, je Par 36, 2.982, 3.119 & 2.766 Meter

Adresse:
Trent Jones Allé 3
DK-8581 Nimtofte
Tel. +45 38.4080.50
www.lubker.com

Greenfee:
ca. 54 Euro (Mo.- Fr.), ca. 80 Euro (Sa. & So.)

Robert Trent Jones II schnitzte 2008 27 anspruchsvolle Spielbahnen in den Wald der dänischen Halbinsel Djursland und schuf damit eine absolute Premiumanlage keine zweieinhalb Autostunden von der deutsch-dänischen Grenze entfernt. Die Sand, Sky und Forest getauften Schleifen bieten exzessive Bunker-Landschaften, anspruchsvolle und hervorragende gepflegte Grüns und ständig wechselnde Anforderungen an das eigene Golfspiel. Der aus den Plätzen Sand und Sky zusammengesetzte 18-Loch-Platz gehört ohne Zweifel zu den besten Wiesen des Landes, während die neun Forest-Spielbahnen aufgrund ihrer geringeren Länge zum Durchatmen geeignet sind.

Killerloch:
Unmengen an Sand, dichter Wald und famose Grüns machen beinahe jede Spielbahn im Lübker Golf Resort zum potenziellen Scorekartenkiller. Bahn 5 des Sand-Loops (Par 5) ist mit ihren satten 579 Metern von den Backtees jedoch selbst für Pros ein echtes Monster.
www.lubker.com

LÜBKER GOLF RESORT

GREAT NORTHERN

18 Löcher, je Par 72, 6.775 Meter

Adresse:
Great Northern Avenue 1
DK-5300 Kerteminde
Tel. +45 33.3377.11
www.greatnorthern.dk

Greenfee:
ca. 120 Euro (Mo.- Fr.), ca. 160 Euro (Sa. & So.)

2017 wurde dieser von Jack Nicklaus entworfene High-End-Platz eröffnet, und bereits als der erste Ball geschlagen wurde, war klar, dass Dänemarks Golfszene mit dem Great Northern einen ernsthaften Anwärter auf den Titel "bester Golfplatz des Landes" geschenkt bekommen hatte. Sieben riesige Seen, kunstvoll modellierte Bunker-Landschaften sowie Grüns, deren Ondulierung jeder Beschreibung spotten, machen diesen Golfplatz zu einem einzigartigen Erlebnis. In Verbindung mit einem nahezu perfekten Pflegezustand und einem ultramodernen Clubhaus, das zu den großartigsten der Welt zählen dürfte, ist diese Anlage schon heute eine Pilgerstätte für jeden anspruchsvollen Golfer.

Killerloch:
Ins Hirn eines jeden Golfers werden sich jedoch die Bahn 15 mit ihrem einzigartigen Wasserhindernis und das Schlussloch, ein Par 5 mit einem nervenaufreibenden Inselgrün, einbrennen.
www.greatnorthern.dk

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