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Ruhrgebiet

Neuer Pott

Von Rüdiger Schaarschmidt, Fotos: Joschka Möller

Kohle, Stahl, Bier - die Grundsäulen des Ruhrgebiets sind untergegangen. Geblieben ist die Liebe zum Fußball. Und stetig auf dem Vormarsch: der Golfsport!

Ein Mitglied im Golfclub Bottrop-Kirchhellen ist kürzlich von Aachen nach Duisburg umgezogen. Nicht ohne dafür viel Spott und Häme aus seinem Freundeskreis zu ernten nach dem Motto: "Wie kannst du nur? Aus dem schönen Aachen ins hässliche Duisburg?" Mittlerweile wird der gute Mann an Wochenenden häufig in seiner schicken Wohnung im hippen Duisburger Innenhafen besucht - von seinen Freunden aus Aachen. Ja nee, is' klar. Die Zeiten ändern sich eben. Schimanski ist tot. Und mit ihm das Klischee vom schmuddeligen, schmutzigen Ruhrpott. Natürlich gibt es im Ruhrgebiet auch heute noch Ecken, in denen sich der golfende Homo sapiens eher unwohl fühlt. Die gibt es aber auch in Berlin, Hamburg oder Köln. Aber der Strukturwandel hat die größte Metropolregion des Landes einschneidend verändert. In einer Studie wurden jüngst 185 Satellitenbilder ausgewertet und die 14 deutschen Großstädte mit mindestens einer halben Million Einwohnern auf ihren Grünflächenanteil untersucht. Haltet euch fest: Dortmund (70,7%) und Essen (68,0%) sind deutlich grüner als Düsseldorf (56,7%) oder München (49,9%). Was natürlich nicht nur, aber eben auch an den Golfplätzen liegt.

Ruhrgebiet:

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WENIGE DRIVE-LÄNGEN NÖRDLICHER BEGINNT BEREITS DAS MÜNSTERLAND. INMITTEN VON LAND WIRTSCHAFTSFLÄCHEN UND WÄLDERN WIRD IM GOLFCLUB SCHWARZE HEIDE SEIT 1993 AUF EINEM KLASSE GOLFPLATZ GESPIELT.
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Gut 40 davon stehen zur Auswahl und die Bestimmung einer Handvoll für unseren Kugelausflug ist richtig schwergefallen. Man könnte von dieser Region mit Leichtigkeit ein eigenes Golf-Special erstellen. Soll heißen: Auch die Golfclubs, die aus Platzgründen nicht vorgestellt werden, sind mit überragender Mehrheit lohnenswert. Wir beginnen unseren Trip ganz im Westen vom Westen in Mülheim an der Ruhr. Im Breitscheider Kreuz laufen die A3 und A52 zusammen. Sofern man die schlecht ausgeschilderte Einfahrt zum Golfclub nicht verpasst, betritt man keine zwei Kilometer von der Autobahnausfahrt entfernt eine wunderbare Oase. Von der Gründung des Clubs 1980 bis zur Eröffnung des Platzes hat es schlanke zwölf Jahre gedauert, doch das Warten hat sich gelohnt. Auf 75 Hektar ist ein äußerst abwechslungsreicher und herausfordernder Golfplatz entstanden, auf dem vor wenigen Wochen noch die Internationalen Amateurmeisterschaften der Herren ausgetragen wurden. Viele kleine Bachläufe, Teiche und geschickt drapierte Bunker würzen die top gepflegten Spielbahnen. Besonderes Gimmick: Zwischen dem Putting-Grün und dem ersten Abschlag steht eine "Royal Oak", gepflanzt anno 1995 von keinem Geringeren als Sir Nick Faldo, als dieser vor den begeisterten Mitgliedern eine Golf Clinic abhielt. Wer die Zeit hat, sollte unbedingt auch die neun Löcher des Par-3-Platzes spielen. Der Kurzplatz inmitten verschiedener Obstbäume ist einer der besten und anspruchsvolleren seiner Art. Oftmals recht lieb- und fantasielos gestaltet, werden Kurzplätze von vermeintlich guten Golfern meist eher stiefmütterlich behandelt - dieser hat durchaus Aufmerksamkeit verdient und verbessert das kurze Spiel jeder Handicap-Klasse.

Ruhrgebiet: Von wegen Glamping: Essen ist fertig! (l.) Jeder Tag wie Ostern: wenn der Driver Zicken machtRuhrgebiet: Von wegen Glamping: Essen ist fertig! (l.) Jeder Tag wie Ostern: wenn der Driver Zicken macht
Von wegen Glamping: Essen ist fertig! (l.) Jeder Tag wie Ostern: wenn der Driver Zicken macht
Selbst die größte geografische Wildsau kann am Klang gewisser Städtenamen erraten, in welcher Region der Ort liegt. Castrop-Rauxel, Wanne-Eickel - da springt einen das Ruhrgebiet doch förmlich phonetisch an. Wir fahren gen Norden und ich finde, das gilt auch für Bottrop, wo wir im Golfclub Schwarze Heide unweit des wohl deutlich bekannteren Movie-Parks aufschlagen und damit schon etwas ab vom Schuss. Wenige Drive-Längen nördlicher beginnt bereits das Münsterland. Inmitten von Landwirtschaftsflächen und Wäldern wird im Golfclub Schwarze Heide seit 1993 auf einem klasse Golfplatz gespielt. Den Parkland-Kurs mit vielen kniffligen Spielbahnen, dessen Pflegezustand überdurchschnittlich ist, kann man problemlos zu Fuß bewältigen. Trotz der Randlage berichtet uns Clubmanagerin Anja Drews von über 1.000 Mitgliedern. Das hat sicher auch mit der Mitgliedschaft in der Vereinigung GolfHochZehn zu tun. In diesem Verbund haben sich acht Clubs in Nordrhein-Westfalen sowie vier Golfclubs aus bayerischen Ferienregionen zusammengeschlossen und machen dem Golfwütigen ein grandioses Angebot: Egal in welchem der Clubs man Mitglied ist, kann man ohne jeglichen Aufpreis und ohne jede Einschränkung auf allen Partneranlagen spielen.

Ruhrgebiet:
Ein kurzes Stück zurück auf der A 31, dann weiter auf die A2 und keine halbe Stunde später schlagen wir im Gelsenkirchener Golfclub Haus Leythe ab. Vor uns macht sich ein junger Mann am ersten Tee allein auf die Runde, das Bag geschultert und ein Baby im Kinderwagen vor sich herschiebend. Das ist nicht der Ort für Parvenüs. Etepetete ist hier nicht. Die Menschen im Pott haben Herz und Humor. Sie sind ehrlich, geradeheraus, oft hart, aber meist herzlich. Auch der Dialekt lässt einen sanften Kern unter einer rauen Schale vermuten: "Hömma Schakeline, tu ma die Omma winken." Genau wie wir bekommt es vor uns auch der junge Vater mit zahlreichen Biotopen zu tun. Ob er beurteilen kann, dass die Fairways unter der extremen Hitze und Trockenheit etwas mehr gelitten haben als in den anderen Clubs? Jedenfalls sind die Grüns makellos und zügig und viele Bahnen verlangen mehr Köpfchen als Muskeln. Also: öfter mal die Hölzer stecken lassen und mit den Eisen taktisch glänzen. Wer die zwölfte Bahn in Par spielen will, dem hilft aber auch die beste Taktik nichts. Der Tee-Shot ist wahrscheinlich der schwierigste im ganzen Bundesland. Diese Bahn mit dem passenden Namen "Teufelstaille" ist ein echter Kandidat für "Rudis Schwarze Löcher". Selbst der notorisch zur Selbstüberschätzung neigende Haudrauf bekommt hier weiche Arme. Auf der Clubterrasse sind wir dann endlich bei dem Ruhrgebiets-Thema schlechthin angekommen: Fußball. Hier tummeln sich häufig Schalker Fußball-Legenden und erzählen sich nach der Runde erst von ihren großartigen Schlägen und schwärmen danach von vergangenen Heldentaten. Peter Neururer hat im Grünbunker an der 17 beinahe mal sein Leben gelassen und dieses nach seinem Herzinfarkt nur dem beherzten Handeln seiner Flight-Partner zu verdanken.

Golfplätze in der Region

GOLFCLUB SCHWARZE HEIDE BOTTROP-KIRCHHELLEN

GOLFCLUB SCHWARZE HEIDE BOTTROP-KIRCHHELLEN

18 Löcher, Par 72, 6.026 Meter

Adresse:
Gahlener Straße 44
46244 Bottrop
Tel. +49 (0)2045.82488
www.gc-schwarze-heide.de

Greenfee:
60 Euro (Mo.- Fr.), 70 Euro (Wochenende & Feiertag)

Eine wunderbare Oase auf ehemaligem Landwirtschaftsgelände an der Grenze zum Münsterland. Ein schöner Parkland-Heideplatz in Topzustand mit jeweils sechs Par- 3-, Par-4- und Par-5-Bahnen.

Killerloch:
Bahn 6 ist ein tolles Par 5 mit einem doppelten Dogleg! Nichtgolfer würden von einem Zickzackkurs sprechen. Vom Tee geht es erst einmal 280 Meter geradeaus. Zur Rechten stoppt ein Wald verzogene Bälle. Der zweite Schlag ins Dogleg hinein muss lang genug sein, damit man beim Grünanspiel einen mittig platzierten großen Baum nicht direkt vor der Linse hat.
www.gc-schwarze-heide.de

GOLFCLUB MÜLHEIM AN DER RUHR

GOLFCLUB MÜLHEIM AN DER RUHR

18 Löcher, Par 72, 6.252 Meter

Adresse:
Am Golfplatz 1
45481 Mülheim a. d. Ruhr
Tel. +49 (0)208.483607
www.gcmuelheim.com

Greenfee:
60 Euro (Mo.- Fr.), 80 Euro (Wochenende & Feiertag)

Ein gepflegter, großzügig angelegter und abwechslungsreicher Parkland-Kurs mit vielen strategisch geschickt platzierten Hindernissen. Dazu gibt es als perfekte Übungswiese einen guten, anspruchsvollen Neunloch-Par-3-Platz mit Bahnen zwischen 65 und 138 Metern.

Killerloch:
Offiziell ist es zwar nur die zwölftschwierigste Bahn, aber wenn in einem Matchplay an der 18 die Entscheidung fallen muss, so hat dieses Par 4 (340 Meter) alle Zutaten für ein Drama, zum Beispiel eine Drive-Landezone, die durch Bäume zur Linken und einen See zur Rechten eng wird. Der zweite Schlag muss übers Wasser auf ein bebunkertes Halbinselgrün. Ein typisches Hopp-oder-top-Loch.
www.gcmuelheim.com

BOCHUMER GOLFCLUB

BOCHUMER GOLFCLUB

18 Löcher, Par 72, 5.747 Meter

Adresse:
Im Mailand 127
44797 Bochum-Stiepel
Tel..+49 (0)234.799832
www.bochumer-golfclub.de

Greenfee:
50 Euro (Mo.- Fr.), 60 Euro (Wochenende & Feiertage)

Eine gepflegte Anlage auf bergigem Gelände im Süden der Stadt mit wunderbaren Ausblicken auf den Kemnader See. Ungewöhnlich, dass die Front Nine 800 Meter (!) länger sind als die Back Nine, die dafür ein deutlich strategischeres und präziseres Spiel verlangen.

Killerloch:
Der Drive an der 2 (381 m, Par 4) sollte wegen des Doglegs mindestens 200 Meter lang sein und mental sollte man dabei die Ausgrenze links und das Wasser rechts ausblenden können. Der lange zweite Schlag in ein von Bunkern bewachtes und stark nach rechts hängendes Grün führt stramm bergauf.
www.bochumer-golfclub.de

BOCHUMER GOLFCLUB

ROYAL SAINT BARBARA'S DORTMUND GOLFCLUB

18 Löcher, Par 72, 6.110 Meter

Adresse:
Saint-Barbara-Allee 18,
44309 Dortmund-Brackel
Tel..+49 (0)231.9098650
www.royal-dortmund-gc.de

Greenfee:
60 Euro (Mo.- Fr.), 70 Euro (Wochenende & Feiertage)

Zeppelin, Atombomben, Queen Elizabeth - eine bewegtere Geschichte dürfte kaum ein Golfplatzgelände hierzulande vorzuweisen haben. Heute liegt direkt angrenzend an das Trainingsgelände von Borussia Dortmund ein schöner Parkland-Platz, der in diesem Jahr sein 50-jähriges Jubiläum feiert.

Killerloch:
Bahn 6 (393 m, Par 4) ist mörderisch. Es gibt für den Drive nur eine postkartengroße Fläche, von der aus kein Wasserhindernis oder Bäume den langen zweiten Schlag in ein schwierig anzuspielendes Grün behindern.
www.royal-dortmund-gc.de

GELSENKIRCHENER GOLFCLUB HAUS LEYTHE

GELSENKIRCHENER GOLFCLUB HAUS LEYTHE

18 Löcher, Par 71, 5.433 Meter

Adresse:
Middelicher Straße 72
45891 Gelsenkirchen-Buer
Tel. +49 (0)209.701100
www.haus-leythe.de

Greenfee:
50 Euro (Mo.- Fr.), 60 Euro (Wochenende und Feiertage nur in Mitgliederbegleitung)

Es gibt Golfplätze, die eine gewisse Streuung vom Abschlag verzeihen - dieser zählt nicht dazu. Direkt an der A 2 gelegen, beweist Haus Leythe mit einer Vielzahl an natürlichen Hindernissen und unterschiedlichen Landschaftsstrukturen, dass es keine schiere Länge braucht, um anspruchsvolles Golf einzufordern.

Killerloch:
Versucht man an Loch 12 (390 m, Par 4), das Grün tatsächlich mit zwei Schlägen zu erreichen, erwartet einen am Tee der blanke Horror: ein Nadelöhr mit Ärger zu beiden Seiten und ein großer Baum in 200 Metern Entfernung, der nur einen schmalen Zugang für den zweiten, langen Schlag in ein gut bewachtes Grün zulässt.
www.haus-leythe.de

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