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Ruhrgebiet – Teil 2

Neuer Pott

Von Rüdiger Schaarschmidt, Fotos: Joschka Möller

Wer "Schalke" sagt, muss auch "Dortmund" sagen. Wir wollen aber nicht über die Mutter aller Fußball-Derbys schwadronieren, sondern erkunden den Erzrivalen golftechnisch. Am östlichen flachen Stadtrand auf dem ehemaligen Flughafengelände liegt der Royal St. Barbara's Dortmund Golfclub, der 2019 sein 50-jähriges Jubiläum feiert und neben Bad Homburg einer von nur zwei Golfclubs in Deutschland ist, die den Beinamen "Royal" tragen. Im August 1930 landete das 236 Meter lange und 30 Meter breite Luftschiff "Graf Zeppelin" vor 120.000 Zuschauern dort, wo heute der Platz zwischen dem 15. Grün und dem Clubhaus liegt. Nach dem Zweiten Weltkrieg richteten britische Streitkräfte die Napier Barracks ein und die Royal Artillery lagerte hier zum einen knapp 30 Jahre lang Atomsprengköpfe und begann zum anderen Ende der 60er-Jahre mit dem Bau des Golfplatzes. Im Mai 1984 besuchte Queen Elizabeth II. in ihrer Funktion als Captain General die Einheit und soll während einer Teepause bei einem Blick auf den damals 4.544 Meter langen Par-69-Platz gesagt haben: "A wonderful golf course." Mit dem Abzug der Truppen ging der Club 1995 in deutsche Hand über. Nach großzügiger Um- und Neugestaltung zu Beginn des 21. Jahrhunderts präsentiert sich der Kurs heute als veritabler, flacher Parkland-Kurs mit amtlicher Länge, einem Inselgrün (Bahn 9), einem 70 Meter langen Doppelgrün (12 und 16), das mit 1.280 Quadratmetern die Größe von fünfeinhalb Tennisplätzen hat, sowie einem spannenden Par 3 über Wasser zum Abschluss der Runde.

Ruhrgebiet: Harte Pott-Schule: in den Randstein beißen statt Gras fressen
Harte Pott-Schule: in den Randstein beißen statt Gras fressen

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DIE ENERGIEWENDE HAT DEM REVIER EIN NEUES GESICHT GEGEBEN. DIE KOHLE DAMPFT NICHT MEHR. 2018 WURDE DIE LETZTE ZECHE GESCHLOSSEN.
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Als der Liter Sprit noch eine Mark kostete, musste, wer "Schalke" und "Dortmund" sagte, auch "Bochum" sagen. Der VfL Bochum gehörte zum festen Inventar der Bundesliga und durfte sich über die kleinen Derbys gegen Schalke und den BVB freuen. Wie gesagt, die Zeiten ändern sich. Nach einigen Jahren im Fußball-Fahrstuhl sind aus den einst Unabsteigbaren mittlerweile die Unaufsteigbaren geworden. Ein stetiges Auf und Ab gibt es dafür weiterhin im Bochumer Golfclub. Zum Abschluss des Trips fällt uns der körperlich anstrengendste Platz unseres Quintetts vor die Füße. Was nur theoretisch stimmt, denn im Cart mit GPS-Monitor ist es nicht ganz so mühsam. Der Zweck heiligt die Mittel. Die alten und neuen Villen und Bungalows entlang der Fairways 2 bis 4 vermitteln einen mondänen Eindruck, den der Hamburger in Bochum nicht vermuten würde. Ebenso wenig wie das Naherholungsgebiet am Kemnader See, das direkt unterhalb des Golfplatzes liegt und alles bietet, was das Herz des Outdoor-Fans begehrt: Biken, Surfen, Segeln, Skaten oder Tretbootfahren ebenso wie Aussichtsecken, Cafés, Grillhütten oder Spielplätze. Das Cart hilft mir allerdings nicht, wenn es darum geht, die vielen Schräglagen zu meistern. Wer einen Platz in der Woche vor den Clubmeisterschaften spielt, kommt ziemlich wahrscheinlich in den Genuss des bestmöglichen Zustands, sodass es für mich auch nichts zu mäkeln gibt. So sitze ich anschließend auf der Terrasse, plaudere mit Clubmanagerin Brigitte Altmann über die rege Beteiligung (120 Teilnehmer) beim letzten Herrengolf und denke mir: Der einstige Kohlenpott ist wirklich jede Golfreise wert. Die Zeiten sind vorbei, in denen man im westlichen Schmelztiegel der Nation als Golfspieler komisch angeschaut wurde.

Ruhrgebiet: Verwechslung: King-Size-Schläger sind nicht gleich KingdomRuhrgebiet: Verwechslung: King-Size-Schläger sind nicht gleich Kingdom
Verwechslung: King-Size-Schläger sind nicht gleich Kingdom
Bevor das alles zu hymnisch klingt: Das Ruhrgebiet ist weiterhin nicht das Allgäu und wird es auch nicht werden. Über fünf Millionen Menschen leben hier auf 4.435 Quadratkilometern zusammen, verbunden durch das dichteste Autobahnnetz der Nation. Wer sich außerhalb der Ferienzeit morgens an einem Werktag über einen der 600 Autobahnkilometer quält, entwickelt bei dem ständigen Kommen und Stehen zwangsläufig mehr Gewaltfantasien als nach stundenlangem "Call of Duty"-Gedaddel. Aber: Die Energiewende hat dem Revier ein neues Gesicht gegeben. Die Kohle dampft nicht mehr. 2018 wurde die letzte Zeche geschlossen. Wo früher der Grubenstaub und -ruß die Gesundheit der Menschen gefährdete, ist längst eine lebendige Kunst-und-Kultur-Szene entstanden. Das Ruhrgebiet ist nicht nur Europäische Kulturhauptstadt 2010 - es ist auch eine multikulturelle Region und das nicht erst seit gestern. Viele polnische Namen zeugen von der Zeit, als der Bergbau noch blühte und viele Kumpel aus dem benachbarten Osten anlockte. Mittlerweile ist aus der Zeche Zollern ein Museum geworden. Die Zeche Zollverein in Essen ist UNESCO-Weltkulturerbe und im Sommer Schwimmbad und Kino zugleich.

Ruhrgebiet:
Die lange Jahre rezessive Bierbraukultur wird langsam, aber stetig wieder zum Leben erweckt. Viele Halden, die Berge aus Abfallprodukten des Bergbaus, wurden renaturiert und umgestaltet. In Duisburg ist aus einem stillgelegten Hüttenwerk ein faszinierender Landschaftspark entstanden. 1.200 Kilometer Radwege machen das Ruhrgebiet immer bekannter als Reiseziel für Pedalritter. Erst recht wenn für die Velo-Fraktion in ein paar Jahren die dann über 100 Kilometer lange Fahrrad-Autobahn quer durch den Pott von Hamm bis Duisburg fertiggestellt sein wird. Das Dortmunder U, die Ausstellungen im Oberhausener Gasometer, der Skywalk Phoenix West in Dortmund - die gesamte Region ist stolz auf sein industriekulturelles Erbe. Das Ruhrgebiet mit seinen scheinbar verschwimmenden Stadtgrenzen hat sich notgedrungen neu erfinden müssen. Ein Prozess, der noch nicht abgeschlossen ist und der auch seinen Tribut fordert. Die Arbeitslosigkeit ist mit gut zehn Prozent deutlich höher als sonstwo in der Republik. Der Pottler weiß: Leben is' eben nich' nur Pommes und Disko. Aber: Tief im Westen, wo die Sonne längst nicht mehr verstaubt, ist es für Golfer besser, viel besser, als man glaubt.

 

Golfplätze in der Region

GOLFCLUB SCHWARZE HEIDE BOTTROP-KIRCHHELLEN

GOLFCLUB SCHWARZE HEIDE BOTTROP-KIRCHHELLEN

18 Löcher, Par 72, 6.026 Meter

Adresse:
Gahlener Straße 44
46244 Bottrop
Tel. +49 (0)2045.82488
www.gc-schwarze-heide.de

Greenfee:
60 Euro (Mo.- Fr.), 70 Euro (Wochenende & Feiertag)

Eine wunderbare Oase auf ehemaligem Landwirtschaftsgelände an der Grenze zum Münsterland. Ein schöner Parkland-Heideplatz in Topzustand mit jeweils sechs Par- 3-, Par-4- und Par-5-Bahnen.

Killerloch:
Bahn 6 ist ein tolles Par 5 mit einem doppelten Dogleg! Nichtgolfer würden von einem Zickzackkurs sprechen. Vom Tee geht es erst einmal 280 Meter geradeaus. Zur Rechten stoppt ein Wald verzogene Bälle. Der zweite Schlag ins Dogleg hinein muss lang genug sein, damit man beim Grünanspiel einen mittig platzierten großen Baum nicht direkt vor der Linse hat.
www.gc-schwarze-heide.de

GOLFCLUB MÜLHEIM AN DER RUHR

GOLFCLUB MÜLHEIM AN DER RUHR

18 Löcher, Par 72, 6.252 Meter

Adresse:
Am Golfplatz 1
45481 Mülheim a. d. Ruhr
Tel. +49 (0)208.483607
www.gcmuelheim.com

Greenfee:
60 Euro (Mo.- Fr.), 80 Euro (Wochenende & Feiertag)

Ein gepflegter, großzügig angelegter und abwechslungsreicher Parkland-Kurs mit vielen strategisch geschickt platzierten Hindernissen. Dazu gibt es als perfekte Übungswiese einen guten, anspruchsvollen Neunloch-Par-3-Platz mit Bahnen zwischen 65 und 138 Metern.

Killerloch:
Offiziell ist es zwar nur die zwölftschwierigste Bahn, aber wenn in einem Matchplay an der 18 die Entscheidung fallen muss, so hat dieses Par 4 (340 Meter) alle Zutaten für ein Drama, zum Beispiel eine Drive-Landezone, die durch Bäume zur Linken und einen See zur Rechten eng wird. Der zweite Schlag muss übers Wasser auf ein bebunkertes Halbinselgrün. Ein typisches Hopp-oder-top-Loch.
www.gcmuelheim.com

BOCHUMER GOLFCLUB

BOCHUMER GOLFCLUB

18 Löcher, Par 72, 5.747 Meter

Adresse:
Im Mailand 127
44797 Bochum-Stiepel
Tel..+49 (0)234.799832
www.bochumer-golfclub.de

Greenfee:
50 Euro (Mo.- Fr.), 60 Euro (Wochenende & Feiertage)

Eine gepflegte Anlage auf bergigem Gelände im Süden der Stadt mit wunderbaren Ausblicken auf den Kemnader See. Ungewöhnlich, dass die Front Nine 800 Meter (!) länger sind als die Back Nine, die dafür ein deutlich strategischeres und präziseres Spiel verlangen.

Killerloch:
Der Drive an der 2 (381 m, Par 4) sollte wegen des Doglegs mindestens 200 Meter lang sein und mental sollte man dabei die Ausgrenze links und das Wasser rechts ausblenden können. Der lange zweite Schlag in ein von Bunkern bewachtes und stark nach rechts hängendes Grün führt stramm bergauf.
www.bochumer-golfclub.de

BOCHUMER GOLFCLUB

ROYAL SAINT BARBARA'S DORTMUND GOLFCLUB

18 Löcher, Par 72, 6.110 Meter

Adresse:
Saint-Barbara-Allee 18,
44309 Dortmund-Brackel
Tel..+49 (0)231.9098650
www.royal-dortmund-gc.de

Greenfee:
60 Euro (Mo.- Fr.), 70 Euro (Wochenende & Feiertage)

Zeppelin, Atombomben, Queen Elizabeth - eine bewegtere Geschichte dürfte kaum ein Golfplatzgelände hierzulande vorzuweisen haben. Heute liegt direkt angrenzend an das Trainingsgelände von Borussia Dortmund ein schöner Parkland-Platz, der in diesem Jahr sein 50-jähriges Jubiläum feiert.

Killerloch:
Bahn 6 (393 m, Par 4) ist mörderisch. Es gibt für den Drive nur eine postkartengroße Fläche, von der aus kein Wasserhindernis oder Bäume den langen zweiten Schlag in ein schwierig anzuspielendes Grün behindern.
www.royal-dortmund-gc.de

GELSENKIRCHENER GOLFCLUB HAUS LEYTHE

GELSENKIRCHENER GOLFCLUB HAUS LEYTHE

18 Löcher, Par 71, 5.433 Meter

Adresse:
Middelicher Straße 72
45891 Gelsenkirchen-Buer
Tel. +49 (0)209.701100
www.haus-leythe.de

Greenfee:
50 Euro (Mo.- Fr.), 60 Euro (Wochenende und Feiertage nur in Mitgliederbegleitung)

Es gibt Golfplätze, die eine gewisse Streuung vom Abschlag verzeihen - dieser zählt nicht dazu. Direkt an der A 2 gelegen, beweist Haus Leythe mit einer Vielzahl an natürlichen Hindernissen und unterschiedlichen Landschaftsstrukturen, dass es keine schiere Länge braucht, um anspruchsvolles Golf einzufordern.

Killerloch:
Versucht man an Loch 12 (390 m, Par 4), das Grün tatsächlich mit zwei Schlägen zu erreichen, erwartet einen am Tee der blanke Horror: ein Nadelöhr mit Ärger zu beiden Seiten und ein großer Baum in 200 Metern Entfernung, der nur einen schmalen Zugang für den zweiten, langen Schlag in ein gut bewachtes Grün zulässt.
www.haus-leythe.de

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